Beim SC Eltersdorf hängt der Haussegen schief

2.12.2013, 15:13 Uhr
Beim SC Eltersdorf hängt der Haussegen schief

© Schreiter

Die Situation scheint extrem verfahren, wer Recht hat, ist kaum auszumachen. Klar ist, dass die Fußball-Abteilungsleitung kurz vor der Sitzung des Verwaltungsrats am 19. November einen Antrag eingebracht hat mit dem Ziel, Markert zu entlassen. Der dreiseitige Antrag liegt der Redaktion dieser Zeitung vor. Darin wird Markert u. a. „Ausgabenexplosion in der Jugendabteilung“ vorgeworfen. Offenbar waren zuletzt 28000 Euro geplant, aber 48000 Euro ausgegeben worden.

Ohne Fusion

Markert erklärte das in einem Gespräch mit den Erlanger Nachrichten mit seiner erfolgreichen Arbeit. Immerhin habe sich seit September 2010 die Anzahl der Jugendfußballer von damals 160 auf nunmehr 326 erhöht. Das habe er ohne die vom Verein geplante Fusion mit der Jugend des TSV Frauenaurach geschafft.

Die Abteilungsleitung – das sind Manfred Klier, Joachim Uhsemann und Peter Dürl – wirft Markert auch vor, er sorge für eine „negative Entwicklung des Erscheinungsbildes des SCE nach außen“. Offenbar hat Markert junge Spieler von anderen Vereinen abgeworben. Es habe bereits mehrmals „Beschwerden über die Art und Weise der Abwerbemethoden unseres Jugendleiters“ gegeben, heißt es in dem Antrag. Markert meint dazu, sein Vorgehen sei gang und gäbe auch bei anderen Vereinen.

Auf den Prüfstand stellen will die Fußball-Abteilungsleitung auch Kosten in Höhe von 4800 Euro für zwei Mannschaftsbusse, die Markert dem Verein zur Verfügung gestellt hat. Markert: „Die Busse finanziere ich über meine Firma, sie kosten mich 12000 Euro im Jahr, den Verein aber bis auf kleine Tankrechnungen nichts“. Auch andere Abteilungen würden die beiden Kleinbusse nutzen.

Auch „Verantwortungslosigkeit im Umgang mit Trainern und Spielern“ wird dem Jugendleiter vorgeworfen, weil er offenbar einen 19-jährigen Trainer trotz dessen Bedenken veranlasst haben soll, einen Kleinbus mit elf Spielern in den Großraum München zu fahren, obwohl er dafür nicht die nötige Fahrerlaubnis besitzt.

Überdies wirft die Fußball-Abteilungsleitung ihrem Jugendleiter vor, er würde „weit über die Kompetenzen eines Jugendleiters hinaus“ wie ein „Alleinherrscher“ agieren und beispielsweise ohne Abstimmung mit der Abteilungsleitung über Bespielbarkeit und Nutzung der Rasenplätze bestimmen. Er, der seit 2011 als Jugendleiter dem Vorstand angehöre, habe sich deshalb aus dem Vorstand zurückgezogen, um zu zeigen, dass ihm nichts an Macht liege, sagt Markert. Als ihm auch noch die Zuständigkeit für die U23-Mannschaft entzogen werde sollte, weil er zu viel Macht habe, habe die gesamte Mannschaft gar mit Rücktritt gedroht.

„Im Wesentlichen trägt sich Jugendleiter Markert nach Einschätzung der Abteilungsleitung mit dem Gedanken, ein Leistungszentrum im Stile einer SpVgg Greuther Fürth zu installieren“, heißt es in dem Antrag der Abteilungsleitung. Die dafür eingesetzten Mittel und Wege könnten jedoch dazu führen, dass der Verein „der große Verlierer sein könnte“. Die Fußballabteilung erfülle nicht mehr ihren sozialen Auftrag im Ort.

Markert sagt dazu, er habe in den verschiedenen Altersklassen jeweils mehrere Mannschaften gegründet, damit jeder Jugendliche spielen könne. Doch die Abteilungsleitung schreibt in ihrem Antrag: „Die derzeit herrschende Situation zwischen Jugendleitung und der Führung der Abteilungsleitung ist untragbar. Um weiteren Schaden vom Verein abwenden zu können, ist eine zeitnahe Entscheidung angezeigt und notwendig“. Eine Vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich.

Der Verwaltungsrat, bestehend aus etwa 35 Mitgliedern, Abteilungsleitern und Vorständen, solle nun entscheiden, „... ob der nach unserer Ansicht falsche Schritt wie bei unseren Nachbarn ... gegangen wird“. Am Ende des Antrags droht die Fußball-Abteilungsleitung sogar mit Rücktritt, sollte Markert vom Verwaltungsrat nicht entlassen werden. In der Sitzung am 19. November ist der Antrag allerdings zurückgestellt und für den 9. Dezember eine Sondersitzung anberaumt worden, in der eine Entscheidung fallen soll.

Nach Angaben von Markert haben bereits 260 Trainer und Jugendspieler schriftlich ihren Austritt erklärt für den Fall, dass er entlassen wird. „Die Probleme gibt es schon länger. Wir haben versucht, Sondierungsgespräche zu führen, das wurde von der anderen Seite abgelehnt“, sagt der Sportliche Leiter Joachim Uhsemann.

Markert behauptet dagegen, die Abteilungsleitung habe von ihm angebotene Gespräche abgelehnt. Ansonsten ist von Uhsemann nicht viel zu erfahren, außer: „Wir als Verantwortliche haben Schwierigkeiten uns zu äußern, weil die Gegenseite einen Rechtsbeistand eingeschaltet hat. Das ist auch für uns sehr unangenehm, wir müssen vorsichtig agieren und kein Öl ins Feuer gießen.“

Gutes Recht

Natürlich sei es gutes Recht zu demonstrieren, aber es wäre vielleicht angebracht gewesen, sich zwischenzeitlich auf das Spiel zu konzentrieren, sagt Uhsemann zu der Demo während des Bayernligaspiels gegen Haibach (wir berichteten). „Das Sportliche war in den Hintergrund getreten. Die Spieler wurden abgelenkt“. Jörg Markert dagegen sagt, er habe mit der Demo nichts zu tun.

Trainer Hendrik Baumgart hatte während des verlorenen Spiels „eine komische Stimmung auf dem Platz und außerhalb des Platzes“ festgestellt. Auch für den neutralen Beobachter war offensichtlich, dass die Spieler durch die Sprechchöre und Banner mit Aufschriften wie „U23 pro Jörg“, „ohne Jörg = ohne uns“ und „keine Jugend – keine Zukunft“ abgelenkt wurden.

Falls der Verwaltungsrat am 9. Dezember für den Rauswurf von Markert stimmen sollte, könnte es eine Austrittswelle bei der Jugendabteilung geben. „Wenn der Verwaltungsrat das so entscheidet, ist das auch begründet, wir werden dann den Eltern in einem Aufklärungsgespräch sagen, dass es ja vielleicht gar nicht so ist, wie es dargestellt wurde“, sagt Uhsemann. Er hoffe, dass sie dann die Kündigung wieder zurücknehmen.

Bei den Eltern gibt es unterschiedliche Ansichten über die Situation in der Jugendabteilung. Das ist den Äußerungen einiger Eltern zu entnehmen, mit denen die EN Kontakt hatten. Die richtige Einschätzung der verfahrenen Situation scheint Joachim Uhsemann zu haben. Er sagt nämlich: „Es wird auf jeden Fall einen Verlierer geben, und das ist der Verein“.

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