Beton statt Grün: Flächenfraß auch in Erlangen?

12.12.2017, 06:00 Uhr
Beton statt Grün: Flächenfraß auch in Erlangen?

© Foto: Harald Sippel

Diese Betonflut deutlich eindämmen möchte die ÖDP – im Freistaat wie auch vor der eigenen Haustür in Erlangen. Per Antrag forderte jetzt die ÖDP-Stadtratsgruppe, dass die Verwaltung neue Konzepte erarbeitet, die schließlich dazu taugen, den Flächenverbrauch vor Ort nachhaltig zu reduzieren."Damit Bayern Heimat bleibt!" lautete das Motto jenes Volksbegehren gegen den Flächenfraß, das die ÖDP mit initiiert hat. Vor diesem Hintergrund möchten die beiden Erlanger ÖDP-Räte Barbara Grille und Frank Höppel Genaueres wissen – beispielsweise wie sich der örtliche Flächenverbrauch in den letzten 50 Jahren darstellt, besonders in den letzten dreieinhalb Jahren. Wie die "Vernichtung von Acker- und Grünland" und die "Zerstörung wertvoller Erholungsräume" von der Stadt kompensiert wurden. Wie sich Erlangen aufgrund bisheriger Planungen oder auch durch jene Vorhaben, die noch in der Schublade ruhen, in den nächsten Jahren verändern soll. Und wie eben der Flächenfraß mit einem neuen, griffigen Konzept verlangsamt und gezügelt werden kann.

Damit hat die Verwaltung ein dickes Brett mitbekommen, das nicht leicht zu bohren ist. Denn die gewünschte Rückschau auf den Flächenverbrauch des letzten Halbjahrhunderts, sowie das Aufzeigen von Planungen und deren Auswirkungen auf das Landschaftsbild wie auch das Basteln des gewünschten Konzeptes würde doch "einen extremen Aufwand in der Bearbeitung erfordern", wie es im jüngsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVPA) hieß, in dem der ÖDP-Antrag schließlich vertagt worden ist.

Dennoch wartete die Verwaltung mit einigen Zahlen und Daten auf, die als Vorlage gereicht wurden. Demnach wurden seit dem Jahr 2000 für den Bau neuer Wohnungen (800 Einheiten) und den dazu gehörigen Verkehrsflächen rund 38 Hektar Fläche im Gebiet Erlangen-West und Erlangen-West II verbraucht. Für kleinere Wohngebiete mit rund 120 Wohneinheiten wurden unterm Strich rund sieben Hektar in den Ortsteilen ausgewiesen. Der "sparsame und schonende Umgang mit Grund und Boden" wird dabei als wichtiger Grundsatz ganz oben angesiedelt, wie betont wird.

Für den Bau von Straßen, Rad- und Fußwegen wurden rund 14 Hektar in Anspruch genommen, und für den Reiterhof östlich von Tennenlohe wurden letztlich etwa fünf Hektar benötigt.

Neben diesem "Flächenschwund", der im Außenbereich der Stadt stattgefunden hat, gab es im gleichen Zeitraum natürlich auch Baumaßnahmen im Innenstadtbereich — beispielsweise im Röthelheimpark. Dort wurden über 800 Wohneinheiten geschaffen, wofür rund 31 Hektar Fläche verbraucht wurden.

In anderen Bereichen der Stadt inklusive Gossen-Gelände wurden zudem sechs Hektar für Wohnungen verbaut.

Natürlich braucht es auch den nötigen Platz fürs Gewerbe. Rund 78 Hektar wurden dafür "überplant". Dazu gesellen sich noch etwa 20 Hektar Fläche, die für Sondergebiete ausgewiesen wurden, also für Einzelhandel oder Forschung.

Nach Angaben der Verwaltung umfassen die Planungen auf neuen Flächen zusammen rund 64 Hektar. Demgegenüber stehen 135 Hektar für die "Innenentwicklung". "Es wird deutlich, dass rund zwei Drittel der städtischen Bebauungspläne im Rahmen der Innenentwicklung, das heißt ohne Inanspruchnahme neuer Flächen, realisiert werden konnte", heißt es resümierend.

Für Projekte werden nun einmal Flächen benötigt. Andererseits gilt der Boden als ein "Schutzgut". Eingriffe werden meist behutsam vorgenommen, und in den Planungen die "Maßnahmen zur Minimierung und Kompensation" festgelegt. Auch darüber wird wohl im nächsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss zu reden sein.

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