Bildungspate ist eine wunderschöne Aufgabe

15.6.2018, 18:00 Uhr
Bildungspate ist eine wunderschöne Aufgabe

© Reinhard Böhme

Einen Begegnungsort wollen Erwachsene, Kinder und Jugendliche unter Anleitung des Künstlers Reinhard Böhme erschaffen. Ein stabiles Gerüst aus Bambusstäben mit einem schützenden Dach und mehreren Ein- und Ausgängen. Eine Gemeinschaftsaktion im öffentlichen Raum, die durchaus Aufmerksamkeit erregen soll. Und das Interesse bei Menschen wecken, sich ehrenamtlich in dem Integrationsprogramm "die begleiter" zu engagieren.

Wenn Annette Schülein über "die begleiter" spricht, gerät sie geradezu ins Schwärmen: "Das ist eine schöne Sache", sagt die pensionierte Lehrerin, die sich seit über sechs Jahren selbst in dem Integrationsprogramm engagiert. Sie ist eine von derzeit 73 Bildungspatinnen und -paten — Rechtsanwälte, Ärzte, Studenten, Lehrer — , die in dem Programm ehrenamtlich mitarbeiten und insgesamt 84 Kindern und Jugendlichen dabei helfen, Deutsch zu lernen oder generell in der Schule ihre Noten zu verbessern. Die meisten Patenkinder haben einen Migrationshintergrund, aber nicht alle, und auch Flüchtlinge sind darunter.

"Für die Kinder steht die Verbesserung der Noten im Vordergrund", erklärt Swetlana Villemsoo, die gemeinsam mit zwei Kollegen im Büro für Chancengleichheit und Vielfalt bei der Stadt Erlangen das kommunale Integrationsprogramm betreut. "Aber für uns ist auch wichtig, dass die Paten das Kind als Gesamtpersönlichkeit sehen und unterstützen." Mit einem Einführungsseminar werden die Paten auf ihre Aufgabe vorbereitet, sie werden mit Beratung und Supervision begleitet und treffen sich alle zwei Monate im Rathaus. Dort findet auch die Zusammenführung der Paare statt, die Beteiligten unterschreiben eine Patenschaftsvereinbarung, bei minderjährigen Kindern unterschreiben die Eltern. Zwischen einem und sechs Jahren dauern die Patenschaften. "Alle unsere Patenkinder schaffen die Schule", sagt Swetlana Villemsoo. "Und alle wussten bisher auch, was sie nach der Schule machen wollten."

Das weiß auch Annette Schüleins Patenkind. Der 16-Jährige will Paläantologie studieren. Als er mit seinen Eltern aus Bulgarien nach Erlangen kam, besuchte er zunächst eine Übergangsklasse. Als er vor drei Jahren ans Gymnasium wechselte, musste er zunächst ein Jahr Latein aufholen. Dabei unterstützte ihn Annette Schülein. "Er ist ein sehr motivierter, ehrgeiziger Junge", sagt sie. "Es macht Spaß mit ihm zu arbeiten. " Eine wunderschöne Aufgabe sei das, "man kriegt so viel zurück".

Zuvor hatte Annette Schülein zwei weitere Patenkinder, hat Deutsch mit einem chinesischen Mädchen gelernt und mit einem vietnamesischen Kind Schulfächer vorbereitet — "man freut sich gemeinsam über die Fortschritte und Erfolge", man sei aber nicht nur Nachhilfelehrer, sondern auch zusätzliche Bezugsperson. "Man erfährt zum Beispiel etwas über die Hobbys", sagt sie, "ich weiß jetzt ganz viel über Autorennen". Man bleibe jung beim Umgang mit Jugendlichen, so viel sei sicher. Überhaupt: Wer sie hört, könnte meinen, dass sie selbst am meisten profitiert.

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