Blicke aus tierischen und menschlichen Augen

19.11.2014, 12:51 Uhr
Blicke aus tierischen und menschlichen Augen

© Foto: Harald Sippel

Es geht um Blickwechsel, Blicke aus tierischen und menschlichen Augen, die von den Bildern nach außen gerichtet sind, aber auch um den Blick des Betrachters, der zwangsläufig in einen Dialog involviert ist. Der Titel der vom Kunstmuseum betreuten Ausstellung in der Sparkasen-Kundenhalle „ich schau dich an“ ist mindestens doppeldeutig: Wer schaut hier wen an? Das ist eine spannende Frage, die direkt an den Betrachter gerichtet und nicht leicht zu beantworten ist. Man könnte sich dabei an ältliche Bildnisse erinnern, auf denen die Augen des Porträtierten den Betrachter bei seinen Bewegungen im Raum zu verfolgen scheinen. Das wurde häufig als besonderes Qualitätsmerkmal angesehen, zu Unrecht, denn es handelt sich um einen eher einfachen Trick.

Umso auffälliger ist die Beobachtung, dass dieser Trick weder von Chris Bruder noch von Barbara Heun explizit verwendet wird. Die Bilder beider handeln von der Schwierigkeit eines Dialogs, der vielleicht gar nicht möglich ist. Weitere Gemeinsamkeiten zwischen beiden Malerinnen gibt es nicht. Sie unterscheiden sich schon in ihrer malerischen Handschrift grundsätzlich.

Auf Chris Bruders dunkeltonigen Bildern ist die fotorealistische Schärfe, mit der sie die Details ihrer Tier- und Menschengesichter hervorhebt, geradezu die Quelle der undurchdringlichen Fremdheit, die sie voneinander und vom Betrachter trennt. Barbara Heuns mit breitem Pinsel gemalte Tierporträts dagegen heben in heftigen Farbkontrasten die charakteristischen Merkmale der einzelnen Tiere auf eine fast karikaturistische Weise hervor.

Ihre Tiere sind darin menschenähnlich, dass sie auf eine Individualität reduziert sind, die weit über die Eigenheiten der Gattung hinausgeht. Sie existieren nur durch den menschlichen Blick, der in ihnen sich selbst als vertraute Erscheinung wiederfindet. Sie selbst schauen niemanden an, und im Scheitern des Blickwechsels offenbart sich die ursprüngliche Fremdheit.

Wechselseitige Fremdheit

In der Malerei Chris Bruders ist diese wechselseitige Fremdheit thematisch. Ihre Bilder sind sämtlich gescheiterte Dialoge, sei es im Gegenüber von Mensch und Tier, oder in der Reihung von Tiergesichtern, die formal an Studienblätter erinnern. Keine Spur von Blickwechseln. Auch der Beschauer bleibt ausgeschlossen. Die Augen blicken über ihn hinweg in unbekannte Fernen, oder sind geschlossen nach innen gerichtet.

Von beiden Malerinnen gibt es ein Selbstporträt, das wie eine Signatur den Blickwechsel mit dem Betrachter definiert. Barbara Heuns lachendes Gesicht gesellt sich formatfüllend zur Reihe der Tiergesichter, und die Menschlichkeit der Tiere scheint aufgehoben durch die Tierähnlichkeit des Menschen. Chris Bruder scheint in einen zaghaften Dialog mit einem Papagei versunken, eine geheimnisvolle Utopie von Zweisamkeit, beide streng im Profil eingeschlossen und wie durch eine Panzerglasplatte von der Außenwelt abgeschieden.

„ich schau dich an“. Eine Ausstellung des Kunstmuseums in der Kundenhalle der Sparkasse Erlangen am Hugenottenplatz. Die Ausstellung ist bis zum 5. Dezember zu den Öffnungszeiten der Sparkasse zugänglich.

Keine Kommentare