Blue Note Jazzclub Erlangen steht vor dem Aus

13.12.2018, 14:42 Uhr
Blue Note Jazzclub Erlangen steht vor dem Aus

© Harald Sippel

Dabei spielte Neudert mit seinen Bemerkungen über die Bedeutung der persönlichen Einladung per Mundpropaganda ein Problem an, das man wohl als ein Phänomen des Smartphone-Zeitalters bezeichnen könnte: der elektronische Marktplatz ist derart vermüllt, dass Orientierung schwer fällt, und das, "obwohl wir hier in Erlangen 20 000 Studenten haben und damit sicher eine ausreichende Basis für ein gut besuchtes Konzert", wie Jazz-Promoter Rainer Glas sagt, der im Blue Note das Programm gestaltet.

Trotz gegenteiliger Absicht taten sich Neudert und seine "sogenannten Freunde" (so der etwas irritierende Band-Name) Marco Kühnl am Bass, Filip Wisniewsky an der Gitarre und Julian Fau an den Drums schwer, im dünn besetzte Kellergewölbe Enthusiasmus auszulösen – was aber nicht nur an der Atmosphäre lag. Neudert, der als einer der vielseitigsten Jazz- Posaunisten in Deutschland gilt und mit allen namhaften Big Bands arbeitet und Sidemen internationaler Jazz-Stars war und ist, zeigte sich im Blue Note wenig experimentierlustig, seine durchgearbeiteten Kompositionen – oft Adaptionen großer Jazz-Klassiker – klangen etwas altbacken, Bluthochdruck löst kaum eine Interpretation aus.

Man muss keinen Zusammenhang zwischen dem Konzert und der Ansage Glas’ herstellen, wonach die Reihe Jazz im Blue Note Ende April (wohl endgültig) auslaufen wird, man muss dies aber auch nicht als Ermutigung verstehen. Dass es der (vor allem eher "klassische") Jazz schwer hat, ist nicht neu: was vor 50 Jahren neu oder gar revolutionär klang, ist heute eben "Standard" und wird vor allem nach ästhetischen Kriterien beurteilt.

Frische Jazz-Stimmen

Da kann man froh sein, dass es neue "Stimmen" in klassischen Jazz gibt, wie den kubanischen Tastenartisten Alberto Diaz, der alle Möglichkeiten zu improvisierten Einwürfe ausnutzt, um auch aus alten Kompositionen mit seinem frischen Wind den Staub herauszublasen.

Im Januar verspricht es noch einmal lebendig im Blue Note zu werden. Am Donnerstag, 17. Januar, wird das Glas Trio zusammen mit dem explosiven Saxofonisten Tony Lakatos auftreten. Erwartbar: Energie pur.

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