Blüh, blüh, blüh: Erlangen bewirbt sich für Landesgartenschau

15.12.2015, 06:00 Uhr
Blüh, blüh, blüh: Erlangen bewirbt sich für Landesgartenschau

© Harald Sippel

Was werden wir 2024 sagen, wenn der Oberbürgermeister tatsächlich die Landesgartenschau eröffnet? Hätten wir mal besser — so wie die Linken, die ÖDP und die Freien Wähler gemeint hatten — die Finger von dem Projekt gelassen? Oder denken wir dann: Bloß gut, dass die Mehrheit aus SPD, CSU, Grüne Liste und FDP das richtige Näschen gehabt hat?

Philipp Dees (SPD-Stadtrat) jedenfalls würde sich freuen. Für den sozialdemokratischen Sprecher für Stadtentwicklung und Wohnen ist die Landesgartenschau vor allem eine große Chance, die Infrastruktur der Stadt weiterzuentwickeln. Die Barriere, die die Innenstadt vom Wiesengrund trennt, wäre dann zum Beispiel aufgehoben, der Wiesengrund wäre eine Fläche für Menschen, die es mögen, sich stadtnah im Grünen aufzuhalten.

Die Entwicklung durch die Landesgartenschau besitzt zudem einen weiteren Charme: Sie wird subventioniert. Das heißt: Für Infrastrukturmaßnahmen, die man eh durchführen müsste, gibt es Geld vom Land. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. 16 Millionen Euro kosten nach den bisherigen Erfahrungen Landesgartenschauen. Das maximale Fördervolumen des Freistaates beträgt 3,6 Millionen Euro.

Pia Tempel-Meinetsberger unterstützt das Projekt für die CSU-Fraktion. Alle Untersuchungen hätten große Chancen und Potenziale für die Stadt, die Altstadt und die Metropolregion bestätigt, sagt die CSU-Stadträtin. Tempel-Meinetsberger schätzt den Wiesengrund an der Regnitz als "grüne Lunge", als schönen "Erholungsraum für die Bürger". Das Kerngebiet, auf dem die Landesgartenschau stattfinden soll, umfasst bekanntlich die Wöhrmühle samt den benachbarten Bereichen im Regnitzgrund sowie den Großparkplatz.

Neben den Befürwortern gibt es auch kritische Stimmen. Der Naturschutzbeirat, der erstmals ein negatives Votum abgegeben hatte, will nun das Projekt "kritisch begleiten". Damit, so meinte auch Oberbürgermeister Florian Janik vor dem Stadtrat, sei ein "wichtiges Hindernis aus dem Weg geräumt".

Nach wie vor dagegen hat sich Frank Höppel (ÖDP) ausgesprochen. Dass im klaren Wissen die Landesgartenschau auf einer Fläche entstehen soll, die ein Überschwemmungsgebiet ist, sei für ihn ein "Hohn". Anette Wirth–Hücking vermisst bei dem Projekt die "Nachhaltigkeit". Und sie will mit dem Blick auf den aktuellen Haushalt und den mittelfristigen Finanzplan keine Gelder für eine Landesgartenschau ausgeben. Johannes Pöhlmann (erlangen Linke) hält die Landesgartenschau für ein "ökologisch fragwürdiges Projekt" und lehnt es deshalb ab.

Bevor die Landesgartenschau allerdings Realität werden kann, muss sich Erlangen erst einmal gegen die weiteren Wettbeweber durchsetzen.

Dann kann es in neun Jahren heißen "ERblüht — Landesgartenschau Erlangen 2024". Und dann werden wir wahrscheinlich auch wissen, welche Entscheidung die bessere gewesen wäre.

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