Blühstreifen für Bienen: Landwirte gehen auf Imker zu

25.5.2018, 15:00 Uhr
Blühstreifen für Bienen: Landwirte gehen auf Imker zu

© Foto: Nicole Stubenhöfer

Die Landwirte haben eine Blühstreifen-Aktion initiiert, mit der man nicht nur etwas für die Imkerei und die Bienen tun will. Ralf Wagner, Geschäftsführer des Maschinen- und Betriebshilfsrings Regnitz-Franken, scheint der perfekte Ansprechpartner, wenn es um die Vermittlung der Interessen zwischen Landwirte und Imker geht. Wagner ist nicht nur Landwirt, sondern auch Imker und hat 25 Bienenvölker. Auch Robert Ort, Kreisobmann des Bauernverbandes ERH, freut sich über die Aktion. Der Dialog zwischen Landwirt und Imkern sei wichtig, man habe guten Kontakt und ein gutes Auskommen miteinander.

Knapp 15 Landwirte in der Region haben sich an der Aktion beteiligt und haben einen ein Meter breiten Blühstreifen am oder rund um ihr Feld angebracht, insgesamt rund zehn Kilometer, berichtet Ralf Wagner. Später könne diese Biomasse aus Blühpflanzen mit dem Mais zusammen gehäckselt werden. Entweder wird die Masse dann verfüttert oder sie wird wieder in den Boden eingearbeitet.

Zehn Kilometer Blühstreifen klinge erst mal nach nicht so viel, gibt Wagner zu, doch diese Flächen seien ja zusätzlich zu den Blüh-Flächen zu sehen, die die Landwirte sowieso anlegen. So würden immer wieder Äcker aus der normalen Bewirtschaftung herausgenommen und darauf eine Bienenweiden-Mischung angesät. Diese freiwillige Aktion der Bauern werde über das Kulturlandschaftsprogramm gefördert, erläutert Wagner weiter. Pro Hektar Fläche erhalten die Landwirte eine Prämie über rund 600 Euro. Das sei ein kleiner Anreiz, schließlich müssten die Landwirte das Saatgut kaufen und den Acker bearbeiten.

Positiv bemerkbar mache sich, dass die Politik inzwischen solche Aktionen besser als früher fördert. Waren die Anträge früher sehr kompliziert und aufwendig, sei das Verfahren nun viel einfacher, so Wagner. Früher habe man die Fläche für einen Blühstreifen extra aus der Gesamtfläche herausmessen müssen, klagen die Landwirtschaftsvertreter, schnell stand da auch mal der Verdacht von Subventionsbetrug im Raum. Doch nun habe die Politik eine Lösung gefunden: Der Landwirt meldet die Fläche einfach unter einem anderen Code und der Streifen wird der Gesamtfläche zugerechnet.

Das reduziere auch die Bürokratie für den Landwirt. Eine große Erleichterung für den Erzeuger, der heutzutage oftmals nur noch nebenberuflich seine Felder bewirtschaftet.

Ausgesät wurde bei der jetzigen Blühstreifen-Aktion die Tübinger Bienenweide, eine ausgewogene Mischung, die lange blüht, zusammen mit dem Mais. Diese Bienenweide sei ein bunter Mix diverser Sorten, die alle äußerst bienenfreundlich sind. Den größten Anteil der Mischung bilden mit 40 Prozent Phacelia und mit 25 Prozent Buchweizen. Gerade Phacelia, auch Bienenfreund genannt, sei für Imker interessant, so Wagner. Auch von der langen Blühzeit des Buchweizen profitieren die Bienen. Für den Acker sei diese Mischung ebenfalls von Vorteil, weiß der Maschinenringvorsitzende Rudolf Groß. Denn die Oberfläche des Ackers werde schnell geschlossen und bleibe so unkrautfrei.

Ab Mitte Juni erwartet man auf den jetzt angesäten Flächen blühende Streifen, im August werde die Wirkung langsam wieder abebben. Dass ein solches Projekt zu Erfolg führen kann, zeigt die Blühstreifen-Aktion des Maschinenrings Traunstein. Die dortigen Imker seien begeistert, denn die Bienen seien lange Zeit gut versorgt. Pollen, Nektar und Nahrung würden den kleinen Arbeiterinnen so vermehrt zugeführt werden können.

Nicole Stubenhöfer, Wildlebensraumberaterin für Mittelfranken vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Uffenheim, hat die Saatmischung empfohlen, die "eine der sichersten und qualitativ hochwertigsten" sei. Sie enthalte Pollen- und Nektararten als Prachtpflanzen und sei genau auf die Belange der Honigbiene ausgelegt. Aber auch andere Insekten profitieren davon. Schließlich wolle man auch wildlebenden Bestäubern Nahrung bieten. Denn gut 50 Prozent der Bestäubungsleistung gingen auf andere Insekten zurück.

Pestizidgegner müssten sich auch keine Sorgen machen: Pflanzenschutzmittel werden auf dieser Fläche nicht eingesetzt, erklärten die Landwirtschaftsvertreter beim Pressegespräch. Auch der dann benachbarte Mais bleibe während der Blühzeit des Streifens frei von solchen Behandlungen. Bei dieser Gelegenheit verteidigten die drei Bauernvertreter den landwirtschaftlichen Pflanzenschutz.

Rudolf Groß hob dessen Bedeutung für den Pflanzenerhalt hervor, außerdem werde bei der Schutzmittelauswahl darauf geachtet, dass diese nicht bienenschädlich seien oder diese nur außerhalb des Bienenfluges zur Anwendung kämen und bis zum Tau angetrocknet seien. Außerdem, so versicherte auch Wagner, kämen Pflanzenschutzmittel niemals mit einer Blüte in Kontakt.

Auch der Mais sei in Verruf geraten. Nicht zuletzt, weil die meisten darin nur Futter für die Biogasanlage und weniger für Tiere sehen. Doch im Landkreis Erlangen-Höchstadt, so Ort, seien nur kleine Teile das Maises für die Energieerzeugung bestimmt, der Großteil sei weiterhin für seine alten Zwecke bestimmt. Und Mais sei trotz der Kritik auch aus Sicht der Imker gar nicht so schlecht, weiß Wagner. Denn der habe eine Polle, die die Bienen verwerten können, Getreide habe dagegen nichts.

In der ganzen Region werden bald Blühstreifen wachsen. Das Gebiet des Maschinenrings umfasst den Landkreis Erlangen-Höchstadt, die Stadt Erlangen, Teile der Stadt Nürnberg sowie des Forchheimer Landkreises, das Knoblauchsland und reicht bis Schlüsselfeld. 2200 Mitglieder hat der Maschinenring, auf der Hauptversammlung allein habe man aber nur gut 130 erreichen können, schildert Groß. Die Blühstreifen-Aktion, so betonte er, böte die Möglichkeit, das Image der Landwirtschaft ins rechte Licht zu rücken. Das Miteinander von Imkerei und Landwirtschaft sei wichtig: "Wenn wir gegeneinander arbeiten, haben wir verloren."

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