BMX-Fahrer Fabian Otto aus Erlangen will zur WM

17.3.2019, 14:30 Uhr
Um auf der WM-Strecke zu üben, fährt Fabian Otto Hunderte Kilometer mit dem Auto.

© privat Um auf der WM-Strecke zu üben, fährt Fabian Otto Hunderte Kilometer mit dem Auto.

Im Alter von fünf Jahren hat ihn sein Vater das erste Mal über die Bahn des RC 50 Erlangen gerollt. Eigentlich wollte er seinen Sohn zum Fußball bewegen, aber das klappte nicht. "Er ist schon immer lieber Fahrrad, Kettcar oder Ähnliches gefahren", sagt Thomas Otto. Dass Fabian talentiert ist, haben seine Eltern früh gemerkt. "Er hatte eine unglaubliche Ausdauer. Wir hätten aber nie gedacht, dass er mal so weit kommt."

Heute fährt er schon seit 21 Jahren BMX. Erfolgreich, aber nicht professionell. "Es war immer eher ein Hobby", sagt Fabian Otto. Zwar nimmt er vorrangig an professionellen Wettbewerben teil, um Profi zu sein, müsste er aber sein Leben auf den Sport ausrichten. Mehr trainieren, internationale Rennen bestreiten. Das möchte er nicht, denn allein vom BMX kann man nur schwer leben.

Außerdem ist ihm die Gefahr einer Verletzung zu groß. "Ich möchte nicht von einem Sport abhängig sein. Daher stand für mich die berufliche Ausbildung im Vordergrund." Unterstützung hätte ihm seitens seiner Eltern zwar nicht gefehlt, hätte er sich für ein Leben als Profi entschieden, "wir sind aber trotzdem froh, dass er seine Lehre gemacht hat", sagt sein Vater.

Fabian Otto ist Anwendungstechniker und arbeitet gewöhnlich 40 Stunden pro Woche. Er hat also eigentlich nicht mehr zu tun als jeder andere. Wäre da nicht noch der Sport. Denn dieser ist mit Aufwand verbunden. Viel Aufwand. "Ich bin jedes dritte Wochenende quer durch Deutschland unterwegs, um an Rennen teilzunehmen". Mal nur in Bayern, mal bis nach Hamburg. Dazu kommt Training. Dreimal pro Woche geht es ins Fitnessstudio, ein- bis zweimal auf die Bahn. Dann für jeweils zwei Stunden.

Weit hat er es nicht zur Strecke in Spardorf. Mit dem Auto fährt er ein paar Kilometer. Für besondere Einheiten auch einige hundert. "Erst kürzlich bin ich für ein Training nach Belgien gefahren. Dort gab es die Möglichkeit, auf der Bahn der Weltmeisterschaft zu üben. Es ist sehr schwer, so kurz vor der WM im Juli noch Trainingszeiten zu bekommen, und es ist wichtig, die Bahn besser kennenzulernen. Das musste ich ausnutzen. Ich bin mit Freunden früh um fünf losgefahren und am selben Tag abends wieder zurück."

 "Ich würde nie einen wichtigen Wettbewerb ausfallen lassen"

Fabian Otto ist konsequent. Aus Bequemlichkeit zu Hause zu bleiben, kommt nicht in Frage. "Klar, würde ich gerne an den Wochenenden etwas mit meiner Freundin oder meinen Freunden unternehmen. Ich würde aber nie einen wichtigen Wettbewerb ausfallen lassen." Sein Vater ergänzt: "Er hat sich freiwillig gedehnt oder bei schlechtem Wetter Sprints in der Tiefgarage gemacht. Man musste ihn nie zum Training zwingen oder ihn mal ein bisschen pushen. Das hat er von ganz alleine gemacht."

Seit 21 Jahren fährt er BMX: Fabian Otto.

Seit 21 Jahren fährt er BMX: Fabian Otto. © privat

Das Engagement zahlt sich aus: Mit seinen 25 Jahren hat er schon acht Bundesliga-Gesamtsiege und eine Deutsche Meisterschaft in der Elite-Klasse auf dem Konto. Er hat es sogar für ein Jahr in den Nationalkader geschafft. Um weiter für das deutsche Team fahren zu können, hätte er aber nach Cottbus oder Stuttgart wechseln müssen. Fabian Otto wollte lieber in Erlangen bleiben. "Er war schon immer ein Familienmensch", erklärt Vater Thomas. Damit war seine Zeit in der Nationalmannschaft beendet.

Seine Eltern sind unglaublich stolz

Seine Eltern sind unglaublich stolz auf alles, was er erreicht hat. Wie er seinen Sport durchzieht, nebenbei arbeitet und dabei noch "ein super Mensch" ist. Durch ihren Sohn sind sie beide selbst zum BMX gekommen. Vater Thomas Otto ist heute der Vereinsvorsitzende des RC 50 Erlangen. Beim größten Erfolg ihres Sohnes, dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2017, konnten sie leider nicht vor Ort sein. Und doch waren sie voll dabei: "Wir haben jeden Lauf über das Telefon mitverfolgt. Als er das Rennen am Ende für sich entscheiden konnte, sind bei uns die Tränen geflossen."

Im Juli steht die Weltmeisterschaft in Belgien an. Dort will der Erlanger an den Start gehen, da sie dieses Jahr nicht so weit entfernt ist. Seine Vorbereitung hat jetzt schon begonnen. Einige Wochen vor der WM wird sich das Training aber noch einmal intensivieren. Kurz davor schont er sich, damit er ausgeruht ins Turnier starten kann. Um überhaupt dabei zu sein, hat er eine sogenannte Challenge-Lizenz gelöst. Diese erlaubt ihm bei den Amateuren der 25 bis 29-Jährigen mitzufahren. "Für die Elite-Klasse will ich Zeit und Geld nicht investieren". Denn nur zwei Deutsche dürfen bei den Profis mitfahren. Für Otto nicht machbar. Während Elite-Fahrer, die ihr Leben auf den Sport ausgerichtet haben, trainieren können, muss er acht Stunden am Tag seinem Job nachgehen.

"Es gibt Fahrer, die mit über 60 noch dabei sind"

Dass er bei den Amateuren mitfährt, heißt aber nicht, dass es leicht wird. Den wenigen Startplätzen für die Elite-Klasse geschuldet, bleiben genug ernsthafte Gegner für Fabian Otto. "Es werden wahrscheinlich einige Elite-Fahrer in der Amateur-Klasse mit an den Start gehen, die wie ich die Zeit nicht investieren wollen oder das Geld nicht haben."

Denn Geld verdienen ist beim BMX-Sport ebenfalls nicht drin. "Es ist ein reines Draufzahlgeschäft", sagt Fabian Otto. Zwar gewinnt er Preisgelder, wenn er erfolgreich ist, diese reichen aber gerade mal, um Benzin- und Hotelkosten zu decken. Trotz allem: Fabian Otto lebt seinen Sport. Nebenbei hilft er jetzt schon als Trainer beim RC 50 Erlangen. Ein Karriereende kann er sich nicht vorstellen. "Es gibt Fahrer, die mit über 60 noch dabei sind. Da gehöre ich eines Tages vielleicht dazu".

Keine Kommentare