Brahms und Bond in Eckental

12.7.2015, 17:48 Uhr
Brahms und Bond in Eckental

© Astrid Löffler

Karin Wamser ist die Erleichterung nach dem fast zweistündigen Konzert anzumerken. Vor der Georg-Hänfling-Halle weht eine leichte Brise, während die Eschenauerin mit ihren Freundinnen auf die gelungene Darbietung anstößt und das vergangene Dreivierteljahr intensiven Probens Revue passieren lässt: „Wir haben schwer geschwitzt, nicht nur heute“, resümiert Wamser. „Bei manchen Partien haben wir schon gekämpft.“

Vor allem ihrem Chorleiter Thomas Witschel sei es zu verdanken, dass jede noch so anspruchsvolle Inszenierung gelinge – sei es wie zuletzt das „Magnificat in D“ von Johann Sebastian Bach in 2014 (die EN berichteten) oder wie jetzt die elf „Zigeunerlieder“ von Johannes Brahms, frech kombiniert mit eingängigen Melodien aus James-Bond-Filmen. „Unser Chorleiter ist echt unverbesserlich“, konstatieren die Damen. „Immer positiv eingestellt, ausgeglichen und auch abends um zehn Uhr noch topfit.“

Mit ihrer über 20-jährigen Mitgliedschaft zähle sie bei der Liedertafel noch lange nicht zu den alten Hasen, berichtet Wamser. „Manche sind ja schon seit 50 Jahren dabei und mehr.“ Im Moderieren der Konzerte verfügt sie dennoch über reichlich Routine. Mit viel Charme führt die lebendige Frau mit den rötlichen kurzen Haaren durch das eng getaktete Programm, dem so manche Auflockerung in Form eines James Bond-Bildes oder einer kurzen Pause auch noch gut getan hätte.

Gefordert sind die rund 60 Sänger aus dem Erlanger Oberland aber nicht nur bei den vierstimmigen Arrangements des Komponisten der Hochromantik, sondern auch bei den modernen Beiträgen, für die sich die Liedertafel Unterstützung von Schlagzeuger Jürgen Behr und Bassist Christian Hermsmeyer geholt hat. Die beiden Musiker der Gruppe „Slightly out of Tune“ schufen zusammen Chorleiter und Dirigent Witschel am Piano das musikalische Bett, das sofort Bilder aus den legendären James Bond-Filmen heraufbeschwor.

Die Parallele zwischen Agent 007 und dem Komponisten der Hochromantik erklärte Wamser so: „Brahms ein gut aussehender Mann, dessen Musik vor allem den Frauen schmeichelt, und Bond, ebenfalls ein gut aussehender Mann, der keine Frau kalt lässt.“ Den Übergang zwischen den beiden unterschiedlichen Konzertteilen glätteten zwei hörenswerte Instrumentalstücke, die das Publikum mit reichlich Applaus bedachte wie die anderen Beiträge auch.

Die tragende Rolle bei den pfiffigen „Csárdás“ von Vittorio Monti und dem Ersten Satz der Sonate in a-Moll von Robert Schumann spielte Johanna Witschel an der Violine. Begleitet wurde die 17-Jährige von ihrem Vater Thomas am Klavier.

Sie habe sich auf ihren Auftritt mit den Sängern gefreut, berichtete die Gymnasiastin unbefangen im Anschluss an das Konzert. Schließlich sei sie mit der Liedertafel aufgewachsen und kenne viele der Mitglieder schon lange. Auch deshalb könne sie sich gut vorstellen, einmal selbst einen Laienchor oder ein Laienorchester zu leiten, berichtete Johanna Witschel. Die Musik einmal zu ihrem Beruf machen, wolle sie aber trotz täglichen Geigeübens und ihrer Erfolge beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ nicht.

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