Bronze bei der Deutschen Meisterschaft im Erzgebirge

15.5.2018, 16:30 Uhr
Die "Herrmänner" im Erzgebirge: Bei der Deutschen Berg-Meisterschaft mussten die Fahrer 2300 Höhenmeter überwinden.

Die "Herrmänner" im Erzgebirge: Bei der Deutschen Berg-Meisterschaft mussten die Fahrer 2300 Höhenmeter überwinden.

Es hätte wahrscheinlich keinen besseren Ort geben können als das Erzgebirge, um an einem Tag 2300 Höhenmeter zu überwinden. 15 Runden mussten sich die Rennradfahrer auf der Strecke rund um die Gemeinde Langenweißbach quälen, ehe am Ende das Ergebnis für die Deutsche Berg-Meisterschaft und die Bundesliga zählte.

Das galt auch für Marcel Franz. Der 21-Jährige musste sich sogar doppelt rankämpfen. Drei Runden vor Schluss bekam er wieder Probleme mit der Sattelstütze, der Sattel rutschte immer nach unten, die Sitzhöhe stimmte nicht mehr. Während der Fahrt versuchte das Team, den Fehler zu reparieren. Am Ende aber tauschte Franz gleich das ganze Rad aus. "Es war vor dem Anstieg." In der Ebene holte er schon etwas auf, dann waren es noch "100 bis 200 Meter Rückstand".

Woher er die Kraft hatte, die auch noch zu überwinden, weiß er nicht mehr. Doch er musste ja wieder ins Hauptfeld, um das Rennen erfolgreich abzuschließen. "Das hat Körner gekostet", sagt Franz. Trotzdem konnte er auch im Schlusssprint noch Reserven mobilisieren. Mit der Entscheidung der Elite-Wertung hatte er nichts mehr zu tun, der gebürtige Chemnitzer fuhr im Hauptfeld etwa eine Minute dahinter.

"Doch ich habe gesehen, dass andere Nachwuchsfahrer in der Nähe waren. Dann kam der letzte Anstieg, das liegt mir, noch einmal ein Sprint am Ende." Marcel Franz dachte sich: "Ich ziehe das jetzt durch." Die Medaille war greifbar. "Auf der Ziellinie habe ich den letzten Fahrer, der vor mir lag, noch eingesammelt." Nach 2:54:33 Stunden rollte der 21-Jährige ins Ziel — als drittschnellster der U 23-Wertung. In der Elite-Klasse wurde Franz Zehnter.

Olympia war verloren

Aus dem Herrmann Radteam war nur Christopher Hatz als Sechster besser. Für die Mannschaft bedeutete das Gesamtrang drei, in der Bundesliga sind die Baiersdorfer als Dritter aktuell in Reichweite zu den Spitzenteams. Pech hatte Christian Mager, auf Gesamtrang vier aktuell bester Fahrer des Radteams, mit einem Platten am Vorderrad. Überrascht hat allerdings vor allem Marcel Franz.

Dritter in der U23-Wertung: Marcel Franz.

Dritter in der U23-Wertung: Marcel Franz. © Klaus-Dieter Schreiter

"Ich bin kein klassischer Bergfahrer, sondern ein Allrounder", sagt er. "Trotzdem lag der Fokus auf der Berg-Meisterschaft. Ich habe schon in den letzten Wochen gemerkt, dass die Form stimmt." Zuletzt war Franz bei den Bayerischen Meisterschaften erfolgreich. Zwar hat das Herrmann Radteam den Titel erneut verpasst. Im Elite-Rennen unterlag Christopher Hatz knapp und somit blieb wie im Vorjahr in Baiersdorf nur die Silbermedaille. In der parallel ausgetragenen U 23-Wertung gab es allerdings einen vierfach Erfolg: Franz vor Victor Brück, Miguel Heidemann und Lukas Ortner. "Ich wusste deshalb, dass meine Beine gut sind, und wollte nochmal Vollgas geben", sagt Franz.

Schon vor zwei Jahren hatte er sich beim Herrmann Radteam beworben, jetzt hat es geklappt. "Ich bin sehr zufrieden und bereue es nicht. Es ist ein super Team." Außerdem kann der 21-Jährige hier Sport und Uni verbinden, in Erlangen studiert er Lehramt. Erst vor zwei Jahren ist Franz von der Bahn auf die Straße gewechselt. "Auf der Radrennbahn war ich Vize-Europameister." Das Ziel waren die Olympischen Spiele, im Jahr 2016 sah es zunächst auch gut aus. Doch dann bekam der Chemnitzer doch eine Absage, durch die auch die finanzielle Förderung verloren ging.

"Anschließend wollte ich meine Jugend-Zeit noch nutzen", sagt Franz. Also startete er bei Straßenrennen, auch schon in der Bundesliga, seit diesem Jahr nun für das Radteam aus Baiersdorf. Sein persönliches Ziel ist die U 23-WM im Herbst. Sechs deutsche Fahrer dürfen dann starten, noch gibt es keine Anfrage des Nationaltrainers. "Es kommt immer auf die Ergebnisse an. Doch ich habe mich für die Nationalmannschaft angeboten." In einem Straßenrennen bedeutet Bronze bei der Deutschen Berg-Meisterschaft die beste Platzierung seiner Karriere. Nicht die schlechteste Bewerbung.

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