Bubenreuth: "Richter-Geige" geht auf Reisen nach Berlin

BUBENREUTH - Keine Stradivari, sondern ein schlichtes Schülerinstrument aus Bubenreuth wird ab 24. April im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen sein. Unter dem Titel „1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang“ beleuchtet die Berliner Sonderschau anlässlich des 70. Jahrestags der deutschen Kapitulation zwölf Länder Europas nach dem Ende der NS-Gewaltherrschaft.

Rund 500 Exponate aus den Beständen des Deutschen Historischen Museums und von 150 Leihgebern aus 14 Ländern veranschaulichen die Themenbreite der Sonderausstellung; darunter die Manufakturgeige, „Made in Czecho-Slovakia“ um 1930, die normalerweise in der Ausstellung des Museumsvereins Bubenreutheum im Bubenreuther Rathaus gezeigt wird.

Die sogenannte „Richter-Geige“ erzählt eine ganz besondere Geschichte vom Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Salzburgerin Germana Lamprecht, eine geborene Richter aus Eger (heute Cheb, Tschechische Republik), schenkte die Geige den Bubenreuther Museumsmachern. Unter abenteuerlichen Umständen hatte die damals junge Frau die Geige Ende 1945 – vor der offiziellen Vertreibung aus dem Egerland – zu Bekannten nach Bayern geschmuggelt. Die gefährliche Aktion nahm sie für ihren jüngeren Bruder Erwin in Kauf, dem die Geige gehörte und der so gerne auf ihr spielte.

Seine Eltern hatten ihm das nach einem Guaernerius-Modell von 1695 gebaute Streichinstrument in der nahegelegenen Musikstadt Schönbach (heute Luby u Chebu) in den 1930er Jahren gekauft. Der 1. Geiger im Egerer Schülerorchester Erwin Richter wurde von der Schulbank weg 1944 zur Wehrmacht eingezogen.

Nie wieder gespielt

Dass Erwin Richter im letzten Kriegsjahr in Russland gefallen war, erfuhr seine Familie erst später. Seine nach Bayern geschmuggelte Violine wurde nie wieder gespielt. Als Erinnerung an ihren Bruder war es Frau Lamprecht ein großes Anliegen, dass die Geige und ihre Geschichte bewahrt werden.

In Bubenreuth hat sie in der Ausstellung eine dauerhafte Bleibe gefunden; für ein halbes Jahr wird die „Richter-Geige“ nun nicht in Franken sondern in der Bundeshauptstadt ihre Geschichte erzählen.

Die Sonderausstellung „1945 – Niederlage. Befreiung. Neuanfang. Zwölf Länder Europas nach dem Zweiten Weltkrieg“ im Deutschen Historischen Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin, läuft von 24. April bis 25. Oktober, täglich 10 bis 18 Uhr.

Ausstellung des Museumsvereins Bubenreutheum, Bubenreuther Rathaus, Birkenallee 51, 91088 Bubenreuth, Sonntags, 14 bis 17 Uhr.