Bubenreuther Museum sucht Kriegs-Cello

24.8.2017, 18:30 Uhr
Bubenreuther Museum sucht Kriegs-Cello

© Foto: Heinz Reiß

1946 musste der Streichinstrumentenbauer Andreas Hoyer im Kriegsgefangenenlager Glasenbach bei Salzburg eine Militärbaracke abreißen und stellte dabei fest, dass ein paar gut ausgetrocknete Bretter dabei waren, die er für eine Geigendecke bzw. Boden verwenden könnte. Aus dem zur Verfügung stehenden Brennholz für den Kanonenofen suchte er sich das Material für die restlichen Teile, vom Steg bis zu den Wirbeln, zusammen.

Mit viel Geduld, Ausdauer und primitivstem Werkzeug arbeitete er in den Freistunden über ein Jahr, bis sie 1947 im Rohzustand fertig war. 1948 kam Hoyer in eine Flüchtlingsbaracke nach Garmisch-Partenkirchen, wo ihm ein Landsmann Farbe und Lack besorgte und er sie spielfertig vollendete.

Nun erhielten die Bubenreuther Historiker einen Hinweis auf ein weiteres sogenanntes "Kriegsinstrument". Diesmal suchen sie ein Cello, welches 1943 in der ägyptischen Wüste bei El Taba gebaut wurde. Ein Landsmann, der 1909 in Schönbach geborene und 1980 in Bubenreuth verstorbene Geigenbauer Karl Schäfer erhielt in englischer Gefangenschaft von einem Major den Auftrag zum Bau einer Bassgeige. In den ägyptischen Lagern waren zu dieser Zeit rund 45 000 deutsche Kriegsgefangene und der im Zivilberuf als Dirigent und Orchesterleiter tätige englische Major stellte ein symphonisches Streichorchester zusammen.

Von der Trompete über das Waldhorn, bis hin zur Geige und Bratsche waren die einzelnen Instrumente vorhanden. Was fehlte, war eine Bassgeige. Als der Major den Satz hörte: "Karl, du bist doch Geigenbauer, was braucht man denn zu solch einem Instrument?" erhielt der Kriegsgefangene Karl Schäfer vom Lager Nr. 380 mit der Kriegsgefangenen Nummer ME 239469 den dienstlichen Befehl, solch ein Instrument zu bauen. Tagelang suchte Schäfer aus einem Holzstoß abgetakelter Schiffe, bis er verwertbare Hölzer fand. Den Steg und die Saiten lies der Major aus London einfliegen.

Eine Attraktion

Das Cello war die Attraktion aller Konzerte, so erzählte es Schäfer noch nach dem Krieg seinen Geigenbaukollegen. In den Nachkriegsjahren interessierte sich aber kaum jemand für das "Kriegsinstrument" und es geriet etwas in Vergessenheit.

Erst in diesen Tagen erfuhr der Museumsleiter, dass dieses Instrument zuletzt ein Landsmann aus dem "böhmischen Musikwinkel", also die Gegend um Schönbach, Eger, Graslitz, Markneukirchen, gespielt haben soll.

Seitdem gehen die Museumsleiter jedem Hinweis nach, der ihnen helfen kann, zur Kriegsgeige auch noch ein Kriegscello zu erhalten. Nachdem sich hier im fränkischen Raum viele Heimatvertriebene niedergelassen haben hoffen sie, weitere Hinweise zu bekommen.

Kontakt: Vision Bubenreutheum im Untergeschoss des Rathauses; Birkenallee 51, 91088 Bubenreuth; Telefon 09131/9086158, E-Mail: info@bubenreutheum.de

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