Bürgerpreis für Eckentaler Initiative

1.12.2016, 10:00 Uhr
Bürgerpreis für Eckentaler Initiative

© Roland Huber

Mehr als 170 Menschen wurden 2015 Mitglied bei Fleck e. V. Der Verein ruht damit auf vielen Schultern, auch wenn nicht alle aktiv sind. Ein fester Stamm von 50 Ehrenamtlichen betreut heute rund 260 Flüchtlinge in drei dezentralen und zwei Regierungs-Unterkünften in Eckental. Neben der Alltagsbegleitung bei Behörden- und Arztgängen hat die Initiative seither ein weit verzweigtes Hilfsangebot aufgebaut, das den Flüchtlingen in Eckental, die derzeit aus über zehn verschiedenen Ländern kommen, die Integration erleichtert.

Alltagsbegleiter sorgen dafür, dass die Menschen in Deutschland erst einmal Grundlegendes lernen: Etwa wie man Ampeln benutzt, wie ein Fahrscheinautomat funktioniert oder in welche Richtung der Zug nach Nürnberg fährt. Daneben gibt es zahlreiche Projekte, die Fleck initiiert hat. Deutschunterricht, Hausaufgaben- und Kinderbetreuung, Fahrradwerkstatt, Begegnungs-Café und vieles mehr sorgen dafür, dass den Menschen der Start in der Fremde gut gelingen kann.

Damit Eltern den Deutschunterricht besuchen können, gibt es in Eschenau und Eckenhaid seit einem Jahr „Fleckchen“: Ehrenamtliche Helferinnen betreuen jeweils zu dritt vormittags in extra ausgestatteten Räumen Kinder zwischen anderthalb und fünf Jahren. Nicht nur sie, sondern auch ihre Mütter lernen damit deutsche Sprache und Kultur. Zugleich ist auch dieses Angebot eine Brücke in die Bevölkerung.

Daneben liegt es der Initiative und ihren Vorständen Henning Hoffmann und Bernhard Nottbeck am Herzen, auch die Menschen hinter den Schicksalen zu zeigen, ohne dabei plakativ zu werden. So wurde die Anerkennungsfeier eines syrischen Flüchtlings Mitte November mit einem großen Fest in der Landeskirchlichen Gemeinschaft in Eschenau gefeiert, mit herzlicher Einladung an alle Eckentaler, mitzufeiern. Junge Syrer waren auch schon an Schulen und beim Jahresempfang der Gemeinde zu Gast und stellten ihre Heimat vor.

Bürgerpreis für Eckentaler Initiative

© privat

Nicht zuletzt dank der Organisation der beiden Vorstände hat die Initiative, obwohl rein ehrenamtlich, von Anfang an sehr professionell gearbeitet: Eine Homepage informiert über Aktionen und Termine, über Sammlungen von Sachspenden und über Projekte. Es gibt Arbeitskreise zu verschiedenen Themen, Evaluation und die Möglichkeit der Weiterbildung. Aktuell ist ein Fleck-Computer-Grundkurs in Planung, der Flüchtlingen bei der beruflichen Qualifizierung helfen soll. Zudem hilft die Initiative Asylbewerbern, die anerkannt sind, bei der Suche nach Wohnung und Arbeit.

Zudem suchte sie von Anfang an den Kontakt zu Politik und Behörden und bezieht, etwa in einem offenen Brief an die Kanzlerin, auch kritisch Stellung zu Themen, die die Belange der Asylsuchenden betreffen und im Alltag vor Ort aufschlagen.

Die Preisübergabe in der Hauptstelle der Sparkasse Forchheim wurde ein bewegendes Ereignis, auch weil diejenigen zu Wort kamen, denen die Preisträger geholfen haben.

„Wir sind nicht aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen hierher gekommen. Wir sind vor Terror, Krieg und Tod geflüchtet.“ Aatef Abo Oun kommt aus Daraa, wo der syrische Bürgerkrieg seinen Anfang genommen hatte. Er nutzte die Preisverleihung für ein leidenschaftliches Plädoyer, sich gegenseitig zu helfen, gemeinsam friedlich zu leben und an der Zukunft Deutschland mitzuarbeiten. 

„Wir wollen uns integrieren, wir finden Deutschland ganz toll, auch wenn in uns die Sehnsucht lebt, wieder in die Heimat zurückzukehren.“ Schließlich sei das der Ort, an dem man aufgewachsen, mit dem man verwachsen sei. „Wir haben vieles verloren, aber unsere Träume nicht.“

Durch den Verein „Fleck e.V.“ haben der junge Mann und seine Landsleute Nour Jazar, Mohamad Shorbaje und Delschad Ali eine Perspektive erhalten. Letzterer hat vor wenigen Wochen eine Ausbildung als IT-System-Elektroniker bei der Telekom begonnen. „Ohne Fleck hätte ich das nicht geschafft.“ Die Flüchtlingsintiative Eckental (Fleck) bekam den Bürgerpreis im Bereich „Alltagshelden“.

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