Busverkehr durch Goethestraße "grenzwertig" für Erlangen

27.10.2017, 06:00 Uhr
Busverkehr durch Goethestraße

© Archivfoto: Harald Sippel

"Wir müssen signifikant an der Belastung der Goethestraße durch den Busverkehr arbeiten", sagte Stadtrat Harald Bußmann (Grüne Liste) im jüngste Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVPA). Und er ließ keinen Zweifel daran, dass genau das im Moment eben nicht so läuft, wie es in seinen Augen sollte.

Denn zum einen hat der Kreistag vor wenigen Tagen - eigentlich erfreulich - eine Ausweitung des ÖPNV beschlossen, zum anderen hat er aus wirtschaftlichen Gründen einen Teil seiner Buslinien an einen privaten Anbieter vergeben und nicht an die Erlanger Stadtwerke. Und das hat nun Folgen für die Stadt Erlangen.

Konkret geht es um das Linienbündel 7 "Regnitzgrund" des ÖPNV. Dieses besteht aus den Linien 252, 253 und 254, die Bubenreuth, Möhrendorf und Baiersdorf mit Erlangen verbinden und hier durch die Goethestraße fahren. Die Stadt hätte dieses Linienbündel 7 des ÖPNV gern mit der eigenen Tennenloher Linie verknüpft, der Landkreis hatte Interesse signalisiert. Aber das geht nun nicht mehr. Statt einer sogenannten "Durchmesserlinie" wird es bei der "Radiallinie" bleiben. Das heißt, die Busse des Landkreises fahren in die Innenstadt und die gleiche Stecke wieder zurück. Dadurch kommt es zum Teil zu Doppelbelastungen.

Hinzu kommt, dass die Buslinien 252, 253 und 254 zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 in dichterem Takt fahren werden. Statt bisher 340.000 Kilometer im Jahr werden sie dann 650.000 Kilometer fahren. "Zu den bisher 1000 Bussen, die jeden Tag durch die Goethestraße fahren, werden dann täglich noch 60 Busse mehr dazukommen", sagt Andreas Brock, Sprecher der Ortsgruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und Verkehrs- und Planungsbeirat im Fachausschuss. "Das sind dann also sechs Prozent mehr als bisher." Zwar sei es grundsätzlich sinnvoll, dass die Busse jetzt in dichterem Takt fahren. Aber die Entlastungsmaßnahmen durch die Buslinienplanung seien gescheitert, meint er.

Durchstich beim Altstadtmarkt?

Brock will eine Anfrage an den Stadtrat stellen, welche Lösungen dieser sich für die Goethestraße vorstellt. Dabei macht er sich nichts vor. Eine Entlastung der Goethestraße sei schwierig, denn man wolle ja, dass die Fahrgäste in die Innenstadt kommen. Und vor allem, dass sie in die Altstadt, also den nördlichen Bereich der Innenstadt, gelangen. Das ändere aber nichts daran, dass "der Busverkehr in der Goethestraße grenzwertig" sei.

Von der Alternative, die der Stadt vorschwebt, nämlich die Busse über die Thalermühlstraße zum Busbahnhof westlich des Bahnhofs zu führen, hält Brock allerdings nichts. "Das wäre eine Katastrophe, wenn der Verkehr an der Altstadt vorbeiginge." Auch der Landkreis, sagt er, wolle das nicht und zwar aus gutem Grund - denn sowohl der Altstadtmarkt als auch der Martin-Luther-Platz seien für die Busse des ÖPNV wichtige Haltestellen. Deshalb, so Brock, "muss man überlegen, ob man eine neue Straße baut, die sowohl die Altstadt als auch den Busbahnhof auf der Westseite der Gleise erreicht und nicht durch die Goethestraße geht".

Seine Idee: ein Durchstich beim Altstadtmarkt. "Das ist eine Möglichkeit, die man prüfen sollte, deshalb wird sie in der Anfrage mit drin stehen", meint Brock. Dass die "Durchmesserlinien", die es ja jetzt nicht geben wird, tatsächlich hätten helfen können, die Belastung zu senken, glaubt er ohnehin nicht. "Das ist eine Geschichte, die die Stadt verspricht, ohne irgendetwas davon halten zu können."

Auch Harald Bußmann findet, dass es jetzt Handlungsbedarf gibt. Er hadert damit, dass der Nahverkehrsplan der Stadt, der erst Anfang 2017 verabschiedet wurde und bis 2021 gilt, durch die neue Entwicklung bereits jetzt überholt ist. Die Ausschreibung für die Buslinien des Landkreises, die durch die Goethestraße fahren, sei dagegen für zehn Jahre gemacht worden. "Da können wir uns bei der Stadt jetzt schon an die Vorbereitung des nächsten Nahverkehrsplans machen", monierte er im UVPA. "Wir haben da was versemmelt." Einen Durchstich, allerdings bei der Münchener Straße, zieht auch er in Erwägung. "Ich kann dem nicht zustimmen, dass wir etwas versemmelt haben", entgegnete Baureferent Josef Weber und brachte nochmals die Thalermühlstraße ins Gespräch.

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