Car-Sharing auch in Erlangen immer beliebter

9.6.2015, 06:00 Uhr
Car-Sharing auch in Erlangen immer beliebter

© Lisa Koch

Carsharing Erlangen e.V. startete im Jahr 2010 zunächst als Initiative. Im Herbst desselben Jahres folgte die Vereinsgründung. „Für alle, denen kein Auto zu wenig und ein Auto zu viel ist“, lautet der Slogan des ehrenamtlichen Vereins. Mit 15 Mitgliedern und der Anschaffung des ersten Autos im März 2011 ging es los.

Mittlerweile hat sich die Mitgliederzahl verzehnfacht und die Nachfrage steigt weiterhin (letztes Jahr um 50 Prozent). Dementsprechend hat der Verein auch sein Angebot erweitert. Mitgliedern des Carsharing Erlangen e.V. stehen derzeit zehn Fahrzeuge an acht Standorten zur Verfügung. Der große Zuwachs an Fahrzeugen ergab sich unter anderem durch die Entscheidung der Gemeinden Uttenreuth, Spardorf und Buckenhof, jeweils ein Elektroauto anzuschaffen, das sie in enger Kooperation mit dem Verein der Nutzungsplattform zur öffentlichen allgemeinen Nutzung zur Verfügung stellen. Zudem konnte im Juli 2014 durch einen Beitritt zum Flinkster-Verbund, einem bundesweit agierenden Car-Sharing-Anbieter der Deutschen Bahn, nicht nur eine benutzerfreundlichere Technik eingeführt werden. Seitdem können die 150 Mitglieder des Erlanger Carsharing Vereins auch auf den bundesweiten Fuhrpark von Flinkster zugreifen, ein Prinzip, dass im Umkehrschluss genauso funktioniert. „Etliche Flinkster-Kunden, die wir bisher nicht erreicht haben, fahren nun mit unseren Autos, selbst mit den Elektroautos der drei Gemeinden, auf die Außenstehende vorher gar keinen Zugriff hatten.“, freut sich Bußmann über die Synergieeffekte des Zusammenschlusses. Der Erlanger Carsharing-Verein habe aber nach wie vor einen allgemeinpolitischen Anspruch und sei nicht als reiner Dienstleister zu sehen.

Einmalige Einlage

Wer Mitglied beim Carsharing Erlangen e.V. werden möchte, zahlt an den Verein momentan eine einmalige Einlage von 900 Euro, die der Finanzierung und auch der von der Entwicklung der Nachfrage abhängenden Erweiterung des Fuhrparks dient und die dem Mitglied beim Austritt aus dem Verein zurückgezahlt wird. Hinzu kommen eine einmalige Aufnahmegebühr von 15 Euro und ein Jahresbeitrag von 30 Euro. Spezielle Tarife für Geringverdiener, Studenten, VGN-Jahreskartenbesitzer und Gewobau-Kunden gibt es zudem.

Aber was unterscheidet aus der Sicht des Nutzers den Erlanger Carsharing Verein von einem gängigen Leihwagen-Anbieter? Es gebe drei große Unterschiede, so Bußmann. Der erste sei, dass auch ein Kurzzeitmieten ab 15 Minuten Nutzungsdauer möglich ist. Der zweite große Unterschied zum Leihwagen sei, dass beim Carsharing-Fahrzeug durch die Stunden- und Kilometerpauschalen bereits alle Betriebsstoffkosten wie Öl, Benzin und Versicherung abgedeckt sind. Der Nutzer muss neben einer Stundenpauschale von 1,10 Euro und den Kilometerpauschalen keine extra Benzinkosten mit einkalkulieren, sondern tankt mit einer Tankkarte des Vereins. Die dritte Besonderheit des Vereinsangebotes sei dessen Anspruch, eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten, die idealerweise über das gesamte Stadtgebiet verteilt ist. Es gibt also nicht wie beim Leihwagenanbieter nur ein oder zwei Standorte für die Fahrzeuge.

Ein weiterer Bereich, auf den sich der Verein aktuell konzentriert, ist das betriebliche Mobilitätsmanagement. „Letztes Jahr hatten unsere Autos eine Gesamtauslastung von 20 Prozent“, rechnet Bußmann vor. „Der große Bundesverband Carsharing hat erfahrungsgemäß in Großstädten eine Auslastungsquote von 25 bis 30 Prozent. Unter der Woche liegt die Auslastung bei uns hier in Erlangen nur bei 16 Prozent, am Wochenende dafür aber bei 31 Prozent. Da kann es dann schon mal knapp werden mit einer Buchung.“ Durch mehr gewerbetreibende Nutzer könne man demnach die Auslastung unter der Woche deutlich erhöhen und gleichzeitig privaten Nutzern am Wochenende mehr Autos zur Verfügung stellen.

Doch wie ist es eigentlich, wenn man doch mal spontan irgendwo hin aufbrechen möchte? Das sei im Grunde kein Problem, findet Bußmann und zitiert eine Statistik. Über 20 Prozent der Buchungen würden spontan eine Stunde vor Fahrtantritt gebucht. Und 40 Prozent der Buchungen erfolgten zwölf Stunden vor Beginn der Fahrt.

Ob sich das Carsharing im Einzelnen lohnt, kann jedoch nur beim Betrachten des eigenen Nutzungsverhaltens beurteilt werden. Im Durchschnitt lohne sich das Angebot, wenn man weniger als 12 000 Kilometer pro Jahr mit dem eigenen Pkw unterwegs sei und das wären, so Harald Bußmann, immerhin 1000 Kilometer pro Monat, also 50 Kilometer pro Wochenarbeitstag.

Und wenn man trotzdem einmal sehr dringend wohin müsse, so könne man sich in einer Vollkostenrechnung, die Wertverlust, Reparaturkosten, Steuer und Versicherung des eigenen Pkw berücksichtigt „auch einfach einmal vom Taxi fahren lassen. Das ist dann auf jeden Fall drinnen. Die eigentliche Frage ist doch, ob Konsum immer mit Besitz verknüpft sein muss. Nutzen ja, warum aber besitzen?“, schließt Bußmann.

 

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