Challenge Roth ohne einen Erlanger Stammgast

11.7.2017, 12:00 Uhr
Challenge Roth ohne einen Erlanger Stammgast

© Archivfoto: Salvatore Giurdanella

Familiär geht es bei der Challenge in Roth, einem Massen-Spektakel mit 250 000 Zuschauern und Tausenden Athleten, lange nicht mehr zu. Und doch ist es wie ein Familientreffen, wenn sich einmal Jahr die Sportler zum Langdistanz-Triathlon im südöstlichsten Teil Mittelfranken versammeln. Bernd Hagen aus Möhrendorf ist eigentlich immer dabei, 17 Jahre in Folge ist er in Roth gestartet. Neben dem Erlanger Triathlon, seinem Heimrennen, ist die Challenge seine zweite, sportliche Heimat. Auch dieses Jahr war der 43-Jährige, der für das Team Arndt startet, angemeldet.

Operation ausgerechnet am Geburtstag

Doch die Liste seiner absolvierten Zeiten blieb leer und auch im Zielbereich tauchte er nicht auf, der Mann mit der Glatze und dem stählernen Körper. Während sich die Triathleten auf der Langdistanz verausgabten, lag Hagen in einem Krankenhausbett. Erst gestern Mittag durfte er die Klinik verlassen. "Ich hatte eine Blutvergiftung", sagt Hagen. "Mittwoch vor einer Woche habe ich noch einen Leistungstest gemacht, der war so wie lange nicht. Donnerstag war ich beim Hausarzt, ein Insektenstich hatte sich entzündet. Antibiotikum half nicht. Dienstag war ich in der Klinik."

Donnerstag entschieden die Ärzte, ihn sofort zu operieren, Donnerstag, an seinem 43. Geburtstag. "Da hatte ich dann ein Loch im Unterschenkel." Dort, wo der Insektenstich war. "Jetzt ist es besser. Ich kann langsam anfangen zu gehen." Gehen. Für jemanden, der an einem Tag 3,8 Kilometer schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und 42 Kilometer laufen kann — in weniger als neun Stunden — muss sich das anfühlen wie eine überdimensional große Fußfessel.

"An Sport ist erst einmal nicht zu denken", sagt Hagen. "Zuerst habe ich geglaubt, bis zum Erlanger Triathlon rechtzeitig fit zu sein. Doch das klappt nicht, ich habe schon abgesagt." Wenn die Challenge Roth seine Familie ist, dann ist der Erlanger Triathlon, der dieses Jahr am 30. Juli stattfindet, sein Wohnzimmer. Man braucht nicht nachfragen, wie sich Bernd Hagen momentan fühlt.


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"Ich war so fokussiert auf die Challenge, heuer war ich so gut drauf wie nie zuvor." Vor zwei Jahren warfen Waden-Probleme den Triathleten zurück, den Mitteldistanz-Wettbewerb in Erlangen hatte er damals abbrechen müssen. Dieses Jahr wollte er noch einmal angreifen.

"Jede freie Minute habe ich fürs Training abgespart", sagt Hagen — neben Hausbau und Familie. Der Möhrendorfer hat eine kleine Tochter, Maja. "Das tröstet darüber hinweg." Denn einen Vorteil hat es doch: Jetzt hat Bernd Hagen noch mehr Zeit, die er mit seiner Tochter verbringen kann.

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