Das Museumscarré - eine Chance für die Erlanger Altstadt?

19.7.2015, 13:00 Uhr
Das Museumscarré - eine Chance für die Erlanger Altstadt?

© Harald Sippel

Aus der Vogelperspektive betrachtet, wirkt das Areal des Stadtmuseums wie ein gigantischer Vierseithof. Dominiert wird der „Hof“ von dem mächtigen Barockbau, wo sich auch der Eingang zum Stadtmuseum befindet. Doch nicht alle Teile des „Museumscarrés“, wie Thomas Engelhardt das Areal auch bezeichnet, können vom Stadtmuseum genutzt werden. So ist der Gebäudeteil, der an den Martin-Luther-Platz und an den Altstädter Kirchenplatz angrenzt, noch nicht einmal im Besitz der Stadt. Das direkt anschließende Gebäude, das sogenannte Pinoli-Haus, gehört zwar der Stadt, gammelt aber schon seit Jahren vor sich hin. Fangzäune sollen verhindern, dass Dachziegel herabstürzen und jemanden verletzen. Im Innenhof, der laut Engelhardt aussieht wie ein „Urlaubsfoto aus Transsylvanien“, bröckeln die Putzschichten und bedrohen die Museumspädagogen. Kurz: Das Gebäude gehört eigentlich längst abgerissen. Den Segen des Denkmalschutzes hat Engelhardt.

Abbruchpläne für das Pinoli-Haus gibt es schon seit fast 30 Jahren. Umgesetzt wurden sie freilich nie. Auch nicht in den 1980er Jahren als schon einmal ein zweigeschossiger Neubau geplant war, mit Ausstellungsräumen und Platz für das damals noch im Museum untergebrachte Stadtarchiv. Das nicht gebaut wurde lag dabei nicht an der Finanzierung, sondern an der vorgesehene Doppelnutzung als Museum und Archiv.

Eine Doppelnutzung ist allerdings längst vom Tisch, ist das Stadtarchiv doch seit 2011 im Museumswinkel untergebracht. Auch deshalb steht für Engelhardt einem erneuten Versuch, das Museum zu erweitern, nichts im Weg. Ein Neubau, ist der Museumsleiter überzeugt, würde darüber hinaus auch noch die Altstadt aufwerten. Dies sei angesichts des schwindenden Einzelhandels in der nördlichen Innenstadt und des bevorstehenden „Stadtumbaus“, Stichwort Siemens-Campus, auch dringend geboten.

Engelhardt stützt sich dabei auf eine Machbarkeitsstudie, die das Nürnberger Architekturbüro KKLF erarbeitet hat und die im Rahmen der Altstadtdialoge näher erläutert wurden. Der Entwurf besteht dabei aus einem transparenten Veranstaltungsraum im Erdgeschoss und einem Ausstellungsraum im Obergeschoss. Durch die Oberlichter des Ausstellungsraums, so die Vorstellung der Architekten, könne man sogar einen direkter Blick zur nahegelegenen Altstädter Kirche ermöglichen. Zusätzlichen Raum ermöglicht eine zweigeschossige Unterkellerung, die bis in den Altstädter Kirchenplatz hineinragen könnte. Die Kosten für einen solchen Erweiterungsbau schätzt Thomas Engelhardt auf rund acht Millionen Euro.

Im Stadtmuseum stünde mit dem Neubau nicht nur eine zweite Ausstellungsfläche, sondern auch Platz für das Kunstmuseum zur Verfügung, so Engelhardt. Untergebracht ist dieses derzeit im Loewenichschen Palais. Platz wäre zudem für ein Stadtforum oder ein Stadtlabor. Gelänge es auch das Nachbarhaus zu kaufen, würden sich natürlich noch mehr Möglichkeiten eröffnen, so Engelhardt weiter.

Dieses Gebäude, das sich derzeit noch im Privatbesitz befindet, wird momentan vorwiegend für gastronomische Zwecke genutzt. Eine solche Nutzung könnten sich die Nürnberger Architekten auch weiterhin vorstellen, nämlich in Form eines Museumscafés. Platz wäre zudem für einen Museumsshop.

Wann und ob überhaupt ein Ankauf dieses Gebäudes möglich ist, steht derzeit aber noch in den Sternen.

Dennoch will Engelhardt einen Silberstreif am Horizont ausgemacht haben, wonach das Projekt in den nächsten Jahren vielleicht doch noch realisiert werden könnte. Gespräche mit verschiedenen Mandatsträgern lassen ihn jedenfalls hoffen. „Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt“, sagt der scheidende Museumsleiter verschmitzt.

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