Das Tandem aus Erlangen hat Tokio im Blick

26.4.2018, 16:55 Uhr
Zum Saisonauftakt gleich siegreich: Tim Kleinwächter (li.) und Peter Renner beim Europacup in Verolanuova/ Italien.

© Radteam Herrmann Zum Saisonauftakt gleich siegreich: Tim Kleinwächter (li.) und Peter Renner beim Europacup in Verolanuova/ Italien.

Kaum hat die Saison begonnen, gibt es schon den ersten Sieg zu vermelden. „Das hat uns selbst überrascht“, sagt Peter Renner. Gemeinsam mit seinem sehbehinderten Mitfahrer Tim Kleinwächter hat er auf dem Tandem den Europacup in Verolanuova/Italien gewonnen. Sowohl im Zeitfahren über 9,6 Kilometer als auch im Straßenrennen am Folgetag hatte die Konkurrenz gegen das Radteam Herrmann keine Chance.

„Es war eine erste Standortbestimmung“, meint Renner, mehr nicht, das wird schnell klar. Denn das Duo hat große Ziele „im Hinblick auf Tokio“. Schon jetzt geht es um die Qualifikation für die Paralympischen Spiele. „Ab dieser Saison zählt jeder Punkt. Das merkt man auch: Alle versuchen, sich zu positionieren.“

Starten erst die Weltcups, wird sich regelmäßig die Weltelite der Tandem-Fahrer versammeln. Renner und Kleinwächter wollen dazugehören, in diesem Jahr ist die Weltmeisterschaft Anfang August der absolute Saisonhöhepunkt. Vor allem, nachdem die Baiersdorfer dieses Ziel im Vorjahr verpasst hatten.

„Es war unsere erste gemeinsame Saison“, sagt Renner. „Im Winter haben wir die Zeit genutzt, unsere Leistung analysiert.“ Seit Kurzem hat Dr. Holger Eckhardt vom Erlanger Institut für Sportwissenschaften die Trainingsbetreuung des Tandems übernommen. „Es ist gut, dass wir jetzt einen gemeinsamen Trainer in Erlangen haben“, meint Renner.

Vorher habe jeder mit seinem eigenen Coach trainiert, Kleinwächter kommt aus Bad Windsheim. „Es gab zu viele Schnittstellen, wir haben unser Potenzial nicht ganz ausgeschöpft.“ Eckhardt erstellt nun Trainingspläne, strukturiert die Saison. Die Leistungsdiagnostik übernimmt Dr. Leonard Fraunberger von iQ-Move Erlangen.

Die FAU arbeitet auch an der Entwicklung neuer Tools. „Ein Beispiel: Tim kann nicht auf einen Tacho schauen, doch auch er braucht das Feedback unserer Leistungsmessgeräte“, sagt Renner. Bislang ruft der 31-Jährige seinem sehbehinderten Partner schlichtweg Hinweise zu, ob sie schneller oder langsamer fahren sollen. „Mit Hilfe eines Tools aber wird Tim über eine Lichtleiste visualisiert, wie schnell wir treten.“ Das kann Kleinwächter erkennen. Und auch ansonsten wächst das Duo immer mehr zusammen.

"Diese Rennen entscheiden über die WM"

„Es zahlt sich aus, dass wir viel Zeit miteinander auf dem Rad verbringen“, sagt Renner. „Dadurch, dass mein Teamkollege blind ist, wird es auch noch einmal intensiver, er verlässt sich auf mich.“ Für Peter Renner, der auch Vorsitzender des Baiersdorfer Radteams ist, war das die größte Umstellung, als er als Tandem-Pilot begonnen hatte. „Früher war es Radfahren und Abschalten, jetzt trage ich die Verantwortung für uns beide.“ Doch Erfolge wie beim Europacup in Italien „schweißen auch zusammen“.

Bereits in zwei Wochen beginnt die Weltcup-Saison im belgischen Oostende, in Köln steht am Pfingstwochenende die Deutsche Meisterschaft an. „Diese beiden Rennen entscheiden über die Qualifikation zur WM.“

Außerdem will das Duo am Challenge Roth teilnehmen, diesmal im Rahmen einer Charity-Staffel mit Schwimmer und Läufer aus dem Special-Olympics-Team. Die „Herrmänner“ haben also große Pläne — und das gilt auch für das Bundesliga-Team. Das startet in die nationale Rennserie bereits am kommenden Wochenende in Düren. Und auch dort gilt: Es ist Zeit für einen Sieg zum Saisonauftakt.

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