"Das Tarifergebnis haut die Stadt nicht um"

22.4.2018, 11:30 Uhr

© Archivfoto: Horst Linke

Klamme und strukturschwache Kommunen bringt das Tarifergebnis im öffentlichen Dienst in finanzielle Nöte, heißt es von Seiten des Deutschen Städtetages. Arbeitgeber und Gewerkschaften hatten sich nach einer Reihe von Warnstreiks darauf verständigt, die Bezüge für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen in drei Stufen auf insgesamt 7,5 Prozent anzuheben (wie berichtet).

Erlangen aber steht gut da, mit knapp 50 Millionen Euro investiert die Stadt 2018 so viel wie nie zuvor und kommt anders als noch 2017 ohne Neuverschuldung aus. Kein Wunder, dass die Verantwortlichen nach dem Abschluss gelassen bleiben. Die nun ausgehandelte Erhöhung betrifft bei der Stadt Erlangen etwa 2000 "Köpfe" (zusätzlich sind dort mehr als 600 Beamte beschäftigt).

Die Stadt geht grob geschätzt von einer Belastung in Höhe von etwa 4,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre aus, sagt Rechts- und Personalreferent Thomas Ternes. Aufgeteilt auf eine Laufzeit von 30 Monaten heißt das für die Stadtverwaltung: rückwirkend vom 1. März 2018 (mit einer Erhöhung von 3,19 Prozent) 1,9 Millionen Euro, ab 1. April 2019 (mit 3,09 Prozent) 1,7 Millionen und ab 1. März 2020 (mit 1,06 Prozent) 0,7 Millionen, dazu kommt die Einmalzahlung (250 Euro) mit 0,2 Millionen Euro. "Tarifsteigerungen wird unser Haushalt verkraften", sagt Ternes.

Das sieht auch Wirtschaftsreferent Konrad Beugel so. "Der Tarifabschluss haut uns nicht um" Im Haushalt für das laufende Jahr ist in den knapp 120 Millionen Euro für das Personal bereits ein Teil für Tarifsteigerungen eingerechnet, erläutert der Kämmerer. Auf im Finanzplan 2019 ist für den Posten bereits eine Steigerung von 2,5 Prozent vorgesehen. "Wir bleiben ruhig", betont Beugel, "zumal es im Haushalt immer wieder Überraschendes gibt, wie die höher als erwartet ausgefallenen Schlüsselzuweisungen Anfang dieses Jahres."

Was im Haushaltssäckel also nicht massiv zu Buche schlägt, ist für die Beschäftigten gerade in den unteren Gehaltsgruppen enorm wichtig. Daher ist der Sprecher des Ortsvereins Erlangen der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und städtischer Personalratsvorsitzenden, Roland Hornauer, mit dem Abschluss auch weitgehend zufrieden. "Viele brauchen dringend das Geld, das sie nun mehr bekommen, um einfacher über die Runde zu kommen."

Immerhin benötigten auch etliche städtische Mitarbeiter noch einen Nebenverdienst, und das, so erläutert der Personalratschef, seien nicht nur Mitarbeiter in den unteren Gehaltsstufen. Auch nach Trennungen oder einem Unfall (wenn das Auto kaputt ist), seien viele auf Wochenendarbeiten in der Gastronomie oder im Sicherheitsdienst angewiesen. "Für diese kommt die Erhöhung genau richtig". Mit dem Abschluss bekommt jeder Arbeitnehmer zum 1. März 2020 mindestens 175 Euro pro Monat mehr. "Das ist ein spürbarer Betrag", sagt Hornauer.

Die Mobilisierung der Beschäftigten hat sich also gelohnt, sagt der ver.di-Mann. Schließlich waren die Erlanger mit mehreren Bussen und knapp 700 Beschäftigten zur ver.di-Kundgebung nach Nürnberg gefahren, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen.

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