Dauerärger um Gräfenbergbahn: Mehr Busse sollen helfen

5.12.2017, 18:29 Uhr
Dauerärger um Gräfenbergbahn: Mehr Busse sollen helfen

© Scott Johnston

Züge können zwischen Kalchreuth und Eschenau derzeit nicht fahren, weil ein Bahndamm aufgeweicht war und jetzt durch Aufschüttungen stabilisiert werden muss. Wie berichtet, dauert es voraussichtlich bis 21. Dezember und damit elf Tage länger als geplant, bis die Arbeiten fertig sind.

Doch mit dem vorgesehenen Busverkehr als Ersatz klappte es viele Tage lang überhaupt nicht, wie ein Vorfall am Kalchreuther Bahnhof zeigt. Über 150 Schüler aus Heroldsberg stürmten aus dem Zug, um den Bus zu erwischen, der nach dem Bahnübergang auf der Straße nach Käswasser stand.

Der Heroldsberger Bürgermeister Johannes Schalwig beobachtete das Geschehen und stellte fest, dass die Kinder und Jugendlichen mit "lebensgefährlichen Situationen" konfrontiert waren. Sie mussten nicht nur den Bahnübergang, sondern bei starkem Berufsverkehr auch die Straße überqueren. Da bereits viele Schüler aus Kalchreuth in dem Bus Platz genommen hatten, um zum Gymnasium oder der Mittelschule in Eckental gebracht zu werden, war der Bus umgehend voll, so dass ein Großteil des Heroldsberger Nachwuchses an der Straße zurückblieb - ein weiterer Bus war nicht in Sicht.

"Eine Stunde zu spät gekommen"

"Wir sind eine Stunde zu spät gekommen", erzählt der elfjährige Manuel. Dem zwei Jahre älteren Daniel erging es ähnlich: "Als ich das Klassenzimmer betrat, ertönte schon der Gong, dass die erste Stunde vorbei ist."

Obwohl zahlreiche Politiker Alarm schlugen und die Medien über das Durcheinander berichteten, ging es bereits am übernächsten Tag wieder drunter und drüber. Eigentlich wollte die Bahn den Vorschlag des Heroldsberger Bürgermeisters aufgreifen und Busse direkt von Heroldsberg nach Eckental einsetzen, doch diese Busse kamen nicht.

Zwar reagierten viele Schüler geistesgegenwärtig und fuhren wieder mit der Bahn nach Kalchreuth, wo sie dann jedoch vergeblich auf einen Bus warteten. Manche liefen zur Schule, manche versuchten, per Anhalter nach Eckental zu kommen, andere riefen ihre Mütter an, die dann auch Mitschüler mitnahmen.

Oberstudiendirektor Friedrich Arnet, der das Gymnasium in Eckental leitet, sah sich in die Rolle eines Krisenmanagers versetzt. In Absprache mit der Bahn organisierte er Taxis, die immer noch in Kalchreuth wartende Schüler nach Eckental zum Unterricht brachten. Auch mit einem privaten Busunternehmer telefonierte er, ob er eine zusätzliche Tour fahren könne. Heidi Stammberger, Vorsitzende Elternbeirats am Eckentaler Gymnasium: "Besonders für die jungen Schüler stellen solche Situationen eine erhebliche Belastung dar. Sie sind noch sehr pflichtbewusst und haben große Angst, den Unterricht zu verpassen. Wenn sie gerade eine Schulaufgabe zu schreiben haben, zu spät kommen und total aufgeregt sind, ist das natürlich doppelt schlimm."

Der Elternbeirat des Gymnasium überreichte wegen der Missstände eine Liste mit 200 Unterschriften an Vertreter der Bahn mit dem Appell, nicht allein die Organisation zu verbessern, sondern auch besser und schneller zu informieren. "Oft wusste man nicht, wann wie viel Busse wo genau ankommen. Einen Aushang haben wir ebenso vermisst wie einen festen Ansprechpartner, der Bescheid geben kann", so Heidi Stammberger. 

"Ständig Probleme"

Außer den Schülern sind auch zahlreiche Pendler wie die Mitarbeiter von Schwan-Stabilo, Hersteller von Schreibgeräten und Kosmetikprodukten in Heroldsberg, betroffen. André Klein, der dort arbeitet: "Bei der Gräfenbergbahn gibt es ständig Probleme. Mal fallen die Züge aus, mal kommt es an den Bahnübergängen zu Schwierigkeiten und die Zugführer müssen aussteigen und die Schranken manuell betätigen. Eine Reparatur folgt auf die andere."

Es sei kein Wunder, dass viele seine Kollegen wieder auf das Auto umstiegen, wodurch sich die Umwelt- und Verkehrsbelastung nur vergrößere. "Die Gräfenbergbahn sollte endlich ordentlich saniert und die ständige Flickschusterei beendet werden", fordert Klein.

Die Bahn entschuldigte sich gegenüber unserer Zeitung ausdrücklich für die Vorkommnisse. Laut Udo Leuner, Teilnetzmanager bei DB Regio, kam die notwendige Reparatur des Bahndamms sehr überraschend. Es sei nicht sofort möglich gewesen, von Unternehmen ausreichend Ersatzbusse zu ordern.

Verschärft habe sich die Lage dadurch, dass in Heroldsberg momentan die Hauptstraße saniert wird und von den Bussen nicht passiert werden kann, erläutert Thomas Rauh, Niederlassungsleiter für Mittelfranken der DB Regio Bus. In einem Fall wären zudem Busse, die aus den Landkreis Roth nach Heroldsberg unterwegs waren, in eine Vollsperrung geraten und hätten deshalb nicht mehr rechtzeitig kommen können.

Rau: "Mittlerweile haben wir mehr Busse herangezogen, so dass die Schwierigkeiten mit dem Ersatzverkehr behoben sein müssten." Tatsächlich funktionierte das Umsteigen der Schüler vom Zug in die Busse am Kalchreuther Bahnhof zu Wochenanfang ohne wesentliche Probleme. Heidi Stammberger. "Wir wünschen uns alle, dass dies auch so bleibt."

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