Denkmalschutz in Erlangen ausgehebelt?

14.9.2014, 17:46 Uhr
Denkmalschutz in Erlangen ausgehebelt?

© Anestis Aslanidis

Vor allem Heimatpfleger Konrad Rottmann legte seinen Finger in denkmalpflegerische Wunden, die die Stadtplaner und diverse Bauherren in den vergangenen Jahren geschlagen haben, respektive zu schlagen gedenken. So sei an der Schwabachanlage 10, dem letzten erhaltenen Haus der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) der Denkmalschutz ausgehebelt worden. Der Abriss des Gebäudes werde ein Denkmal unwiederbringlich zerstören, der Denkmalpflege und denen, die sich um Denkmalpflege bemühen, schaden. „Und das kommt auch in der Öffentlichkeit nicht gut an“, rief der Stadt-Heimatpfleger der Versammlung im Stadtmuseum zu.

Sünde an Gundelhäusern

Nicht minder drastisch schildert er die „Gundelhäuser an der Goethe- und Richard-Wagner-Straße. Zuerst seien die Gebäude – „nach dünnem Befund und ebenso dünner Dokumentation“ — als nicht erhaltensfähig bewertet worden und der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Immerhin sei die Goethestraße 19 ein Baudenkmal und stehe – noch, sofern da nicht „zufällig ein Bagger dagegen stößt“. Und dann sei der Neubau „komplett ohne Rücksicht auf die historischen Innenhöfe“, geplant worden, die für Erlangen so bedeutend seien.

Last not least machte sich Rottmann über den Wettbewerb zur Gestaltung des Lorlebergplatzes her. Er vermisse in der Planung eigentlich nur noch die Bepflanzung mit Blautannen, einen Grillplatz und einen Stellplatz für eine Würstlbude, merkte er ironisch an. Gleichwohl wünschte er den Besuchern einen genussvollen und erkenntnisreichen Denkmaltag.

Als Fragender betätigte sich Künstler Karsten Neumann in seinem kurzen Vortrag „Farbe – alles neu, alles zeitgleich?“ Wenn es verschiedene Bau- und Umbauphasen eines Gebäudes gebe, welchen Zustand soll man dann bei einer Restaurierung wieder herstellen? Das sei eine der Kardinalfragen der Denkmalpflege. Deswegen müsste nach seiner Auffassung der Denkmalschutz „auch in die Zukunft denken“. Zumindest bei hochwertigen Architekturen müsste man gleich Fragen mitdenken wie: „Kann ich die Fensterfarbe auch in 150 Jahren noch herstellen?“

Schließlich befasste sich der Leiter des Stadtmuseums Thomas Engelhardt mit den „Farben des Adlers — Zu Geschichte eines singulären Museumsobjektes“ Der Adler krönte einst das Bayreuther Tor im Norden der Altstadt. Er war Wappentier der Brandenburger, später auch der Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth. Seine Farben waren heraldisch festgelegt: Rot der Adler, Schwarz-Weiß das Wappen und Golden die Klauen.

Heute ziert ein wenig Gold noch das Wappen, ansonsten ist der Adler fast durchgehend schwarz. Das führte zu der Theorie, dass mit dem Preußentum auch der schwarze Adler Einzug gehalten habe in Erlangen. Anhand eines farbigen Stiches von 1820 führte Engelhardt den Nachweis, dass damals der Adler noch in schönstem Rot auf dem Bayreuther Tor saß. Zur Schwärze kam er vermutlich auf ganz banalem Weg, durch Verwitterung.

Namens der Stadt hatte eingangs Baureferent Josef Weber im Namen von Oberbürgernmeister Florian Janik die Gäste begrüßt und den zahlreichen Helfern gedankt, die zum gelingen des Tags des Denkmals beitragen.

Für die Musik zwischendurch sorgte ein Saxofon-Quartett.

Vor allem am Nachmittag strömten zahlreiche Menschen in die öffentlichen Bauten und in die Privathäuser wie die ehemalige Altstädter Fleischbank in der Hauptstraße 71, das prächtig renoviert wurde, inklusive Innenhof mit Laubengang. Oder das einstige Tüncherhaus in der Schiffstraße 11, das kurz vor der Restaurierung steht, das aber gestern seine historischen Befunde preisgab, sowie als Fundstücke historisches Malerwerkzeug.

Nicht weniger interessant und voll Farbe pträsentierte sich das Haus Hindenburgstraße 4a, ein neugotisches Mietshaus, das durch bemalte Decken und Reliefbilder besonders auffällt.

Wer genug geschaut hatte, konnte sich noch beim 1. Straßenfest im Künstlerwinkel in der Lazarettstraße gütlich tun.

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