Sparmaßnahmen: Der Abbau bei Areva trifft auch Erlangen

4.3.2015, 19:00 Uhr
Sparmaßnahmen: Der Abbau bei Areva trifft auch Erlangen

© Foto: Harald Sippel

Die Angst unter den Mitarbeitern geht in Erlangen schon länger um. Spätestens seit der Pariser Mutterkonzern Rekord-Verluste von fast fünf Milliarden Euro bekannt gegeben hatte, bangten die Erlanger Beschäftigten (wieder) um ihre Arbeitsplätze. „Wir sind auf jeden Fall besorgt“, sagte Betriebsrat Michael Liebler vor Kurzem unserer Zeitung.

Nun dürften die Befürchtungen in Erlangen, dem Sitz der Deutschland-Zentrale des französischen Atom-Konzerns, noch größer werden. Denn gestern kündigte das Unternehmen als Folge der Einbußen Einsparungen von einer Milliarde Euro bis zum Jahr 2017 an. Einschnitte, die an der Paul-Gossen-Straße nicht spurlos vorübergehen werden. Doch für eine Einschätzung und einen Stimmungsbericht war gestern kein Betriebsrat zu erreichen.

DGB-Chef Niclas in Paris

Angesprochen auf die Stimmung unter Mitarbeitern und Arbeitnehmervertretern winkt Wolfgang Niclas schnell ab. „Wie soll die schon sein“, sagte der DGB-Vorsitzende für Erlangen und Erlangen-Höchstadt rhetorisch, „in einem Moment, in dem bei dem Unternehmen massive existenzielle Veränderungen anstehen?“ Er selbst hat sich gestern — während Areva die Sparmaßnahmen präsentierte — beim Treffen der Europäischen Areva-Betriebsräte in Paris ebenfalls mit den Auswirkungen befasst.

„Wenn ein Unternehmen ein Jahresdefizit von fünf Milliarden Euro macht, wird das Veränderungen nach sich ziehen.“ Wie die jedoch konkret aussehen könnten — gerade mit Blick auf Erlangen — wollte und konnte der Gewerkschaftschef noch nicht sagen.

Auswirkungen auf Erlangen bislang unklar

Auch die Erlanger Stadtspitze weiß noch nicht genau, was auf die hier ansässige Deutschland-Zentrale mit mehr als 3500 Mitarbeitern zukommt, geht aber von spürbaren Einschnitten aus. „Die angekündigte Einsparung von einer Milliarde Euro wird auch Auswirkungen auf Erlangen haben und sich in den Beschäftigtenzahlen niederschlagen“, betonte Oberbürgermeister Florian Janik auf Anfrage unserer Zeitung.

Erst am Mittwoch habe er in der Angelegenheit mit dem Geschäftsführer der Erlanger Zentrale, Carsten Haferkamp, telefoniert. „Wie viele Mitarbeiter in Erlangen betroffen sein werden, wurde uns aber nicht gesagt“, berichtete das Stadtoberhaupt. Er hofft aber, dass der französische Konzern bei den „Anpassungsmaßnahmen“ erneut auf einen verträglichen Sozialplan setzen und auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten werde. Erst im Jahr 2013 war Areva defizitär, allerdings lag der Verlust damals mit 500 Millionen Euro niedriger.

"Sie sollen in keiner langen Hängepartie gelassen werden"

Bei möglichen Auswirkungen auf die Stadt selbst zeigte sich Janik wenig pessimistisch: „Das entspricht dem normalen Wirtschaftsleben; mehr Sorgen würde ich mir machen, wenn die Zeichen bei uns plötzlich nicht mehr auf Wachstum stünden.“ Das sei angesichts niedriger Arbeitslosenquoten und positiver Beschäftigungszahlen aber nicht der Fall.

Etwas kritischer beurteilt hingegen Wirtschaftsreferent Konrad Beugel die Situation. Die Einsparungen werden nicht an Erlangen vorbeigehen, vermutet er. „Und was das beim zweitgrößten Arbeitgeber für die Stadt bedeutet, kann man sich ausmalen.“ Noch aber kenne man keine Details, weder was die Zahl der „Köpfe“ angeht noch den zeitlichen Rahmen. Ebenso wie Janik appelliert er an die Firmenleitung, die Beschäftigten über das wahre Ausmaß endlich aufzuklären: „Sie sollen nicht in einer langen Hängepartie gelassen werden.“

Eines aber ist für Beugel schon jetzt klar: „Es wird Personal gestrichen – da mache ich mir nichts vor.“ Denn dass sich der französische Staat bei Subventionen erst einmal um die eigenen Firmenzweige kümmert, sei nachvollziehbar. „Das ist eben die Crux, wenn der Eigentümer weit weg sitzt.“

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