Der Denkmalschutz inspiriert den Frankenhof-Umbau in Erlangen

19.9.2018, 06:00 Uhr
Der Denkmalschutz inspiriert den Frankenhof-Umbau in Erlangen

© Peter Millian

Dass erst durch die Verleihung der Denkmalwürde 2013 die "Baukultur einer bewegten Stadt" vor dem Abriss gerettet wurde, davon ist der Architektur-Professor Hubert Kress heute noch überzeugt – kein Wunder, war es doch seinem listigen Schachzug zu verdanken, dass das Landesamt für Denkmalpflege im bröckelnden Beton des Frankenhofs die Qualitäten eines schutzwürdigen Baus erkennen wollte. Der Bau des Frankenhofs – entworfen hat ihn der bekannte Architekt Werner Wirsing – beendete nach Kress’ Ansicht die Erlanger Barockepoche, "weg mit dem Cembalo, jetzt kommt Jazz mit Sichtbeton, mit Flügelfenstern und Flachdach", wie er die damalige Stimmung kennzeichnet. Gleichwohl war sich Oberbürgermeister Florian Janik, wie er in einer Architekturveranstaltung im Stadtmuseum bekannte, lange Zeit sicher, dass ein Abriss die bessere Alternative gewesen wäre – heute hingegen habe er sich mit dem Projekt ausgesöhnt, auch wenn die Wiederauferstehung des Frankenhof mit 35 Mio. Euro geschätzten Baukosten keine Kleinigkeit darstelle.

Erlangen Kulturreferentin Anke Steinert-Neuwirth ist davon überzeugt, dass der alte Frankenhof in neuer Gestalt zusammen mit dem Siemens-Himbeerpalast als Philosophische Fakultät eine neue bedeutende Stadtachse darstellen wird – "offen, kreativ, inspirierend und mit hoher Aufenthaltsqualität." Das vom Stadtrat in den späteren Planungen bestellte ambitionierte Raumprogramm habe dem Architekten abverlangt, eine "eierlegende Wollmilchsau" zu planen – was dem von einem Preisgericht ermittelten Büro gelungen sei.

Volker Heid vom gleichnamigen Büro und sein Landschaftsarchitekt Bernhard Lorenz zeigten in der gemeinsamen Veranstaltung vom Bund Deutscher Architekten (BDA) und Stadtmuseum an zahlreichen Abbildungen, wie sie das schier Unmögliche zu bändigen versuchten. Das klare Raster, das die Planungen erleichtert habe, sei durch den Vorgängerbau von Werner Wirsing quasi vorgeben gewesen, sagte Heid, "das war damals schon ein gut durchdachter Bau". Nach "ethischen Zweifeln", ob man den Teilabriss überhaupt gutheißen könne, habe man sich in seinem Büro zum Substanzerhalt und zur Erweiterung entschlossen.

So zeigt der neue Frankenhof vor allem zur Raumerstraße hin ein neues Gesicht, mit einem zusätzlichen und etwas zurückgenommenen Geschoss mit grünem Glasdach sowie einer Erweiterung zum Osten hin, wo in einem zusätzlichen Bau eine Kindertagesstätte untergebracht wird. In einem Halb-Untergeschoss im heutigen Eingangsbereich werde künftig ein zweiter Musik- und Theatersaal untergebracht, der alte und denkmalgeschützte Stufensaal an der Südseite bleibe erhalten.

Weitere Zugeständnisse an den Denkmalschutz werden die Fenster bleiben. Die großen Drehflügelfenster, in den 60-er Jahren eine konstruktive wie optische Herausforderung werde man auch bei deren Erneuerung beibehalten, auch der Beton als verbaute "graue Energie" werden weitgehend weitergenutzt. Das geht so weit, dass nur schadhafte Stellen ausbessert werden, tragende Teile aber – bis auf wenige von der Bauordnung neu eingeführte Ansprüche – erhalten bleiben. Sogar die Steinböden der Erbauer-Epoche werde man weiterverwenden und nur beschädigte Bereiche ersetzen.

Mit der Neubesetzung des Frankenhofs durch Volkshoch- und Musikschule, Deutsch-Französische Institut, einem Beherbergungsbetrieb, der Jugendkunstschule, einem Bürgerbüro sowie einer Dauergastronomie verändere sich der Frankenhof zu dem Kultur-Bildungs-Campus, der sich im Kürzel "Kubic" ausdrückt, wie Anke Steinert-Neuwirth sagt.

Und dass das Projekt "Kunst am Bau" mit dem Architektenwettbewerb gleich mitentschieden worden sei, sei so bemerkenswert wie das Kunstwerk "Squares" des Berliners Johannes Vogl selbst, das als lebendige "soziale Plastik" ständig neu erlebt werden soll.

"Nach der Barockepoche kommt Jazz und Sichtbeton."

"Frankenhof war schon damals ein durchdachter Bau."

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