Der Erlanger Quarterback liebt American Football

26.4.2017, 17:00 Uhr
Geht als Quarterback voran: Luca Daumenlang (2. v. li.) lenkt seit dieser Saison das Angriffsspiel der Erlangen Sharks.

© Anestis Aslanidis Geht als Quarterback voran: Luca Daumenlang (2. v. li.) lenkt seit dieser Saison das Angriffsspiel der Erlangen Sharks.

Drei Versuche hat die Offensive noch, um in diesem Spielzug die ersten Punkte der Saison zu holen. Regensburg liegt bereits mit 6:0 vorn. Auf dem Quarterback lastet hoher Druck. Trifft er eine falsche Entscheidung, ist wieder alles vorbei. Luca Daumenlang steht hinter seiner Offensiv-Reihe, hält das Lederei.

Ein Pass.

Touchdown.

Danach haben die Erlanger noch die Chance, zwei weitere Punkte mit einer Two-Point Conversion zu erzielen. Wieder müssen sie den Ball über die Linie in die Endzone bringen. Wieder muss Daumenlang die richtige Entscheidung treffen. Diesmal mit einem Trick: Er täuscht einen Pass an und läuft selbst mit dem Ei in die Endzone. 8:6.

"Im ersten Spiel war alles noch etwas holprig", sagt der Quarterback später. "Die ersten beiden Drives haben nicht gut geklappt. Ich war nervös." Vor Spielen ist der 22-Jährige immer aufgeregt. "Quarterback ist eine sehr verantwortungsvolle Position. Wenn ich es nicht gut mache, dann können die auch nichts machen." Diesmal aber sind die Hände noch ein wenig zittriger als sonst.

Für den Psychologie-Studenten ist es der erste Einsatz im Sharks-Trikot. "Bei den Nürnberg Rams war ich zwölf Jahre." Vergangenes Jahr hat Daumenlang in Neu-Ulm in der dritten Liga gespielt. "Jetzt schreibe ich meine Bachelor-Arbeit. Neu-Ulm war sehr zeitintensiv." Bis zu drei Stunden ist er mit dem Zug ins Training gefahren. "Das war taff, aber auch geil." Jetzt geht es zeitlich nicht mehr.

Nicht immer hat er Quarterback gespielt, in der Jugend drei Jahre, und in Ulm war er Receiver. "Dabei hat man aber nicht in jedem Play den Ball." Jetzt übernimmt er gerne die Verantwortung: "Ich habe es viel in der Hand, wie das Spiel ausgeht. Das mag ich, weil ich es mir zutraue. Es macht mir Spaß, die Defense zu sehen und darauf zu reagieren."

Die Sharks, sagt Daumenlang, "sind ein cooler Verein, sehr familiär. Es gab keine Hierarchie-Probleme. Derjenige, der vorher hier Quarterback gespielt hat, ist einer meiner besten Kumpels und jetzt Outside Linebacker."

Beschäftigt sich am liebsten rund um die Uhr mit American Football: Luca Daumenlang.

Beschäftigt sich am liebsten rund um die Uhr mit American Football: Luca Daumenlang.

Nach Erlangen kam der Quarterback über Trainer Jens Löschke. "Ich wollte auf jeden Fall noch einmal mit ihm zusammen spielen, weil er mich die ersten acht Jahre meines Lebens gecoacht hat." Daumenlang sagt "meines Lebens" — und meint natürlich sein Football-Leben. Aber manchmal verschwimmt das auch.

"Die Erlanger wollten eine neue Offense spielen, die mir auch mehr liegt und Spaß macht." Also haben die Sharks, die bislang mehr auf das einfache Laufspiel gesetzt hatten, ihre Angriffstaktik umgekrempelt, neue Spielzüge einstudiert und insgesamt 15 neue Footballer integriert.

Gegen die Regensburger, die im Vorjahr nur in den Aufstiegs-Playoffs gescheitert sind, klappt es ganz gut. Nach dem 8:6 punkten erst einmal nur noch die Sharks. Mit 16:6 geht es in die Pause. Luca Daumenlang motiviert sein Team, er will den Sieg im dritten Viertel nach Hause bringen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Big Play in letzter Sekunde

"Angefangen haben wir gut, den Touchdown gemacht." Anschließend aber spielen die Erlanger keinen Angriff mehr vernünftig zu Ende. "Wir hatten die Chancen, waren vor der Endzone und haben den Ball nicht gefangen oder nicht reingelaufen." Die Konzentration nach mehr als zwei Stunden Spielzeit lässt nach. "Es sind viele Neue dabei", sagt der Quarterback. "Die müssen lernen, ein Spiel zu finishen. Wir hatten viele kleine Fehler, die uns viel gekostet haben."

Wenige Sekunden vor Schluss können die Regensburger beinahe ausgleichen, aber die Abwehr der Erlanger passt auf und fängt den Ball in der eigenen Endzone ab. Die Sharks gewinnen mit 24:16. "Es war knapper, als es sein musste", sagt Coach Jens Löschke. "Ich bin trotzdem zufrieden." Ein geplantes Testspiel hatten die Sharks vorher absagen müssen. "Das hat man gemerkt. Die Fehler, die wir jetzt gemacht haben, hätten wir gerne in einem Vorbereitungsspiel gemacht. Das Wichtigste ist, dass wir gewonnen haben."

 

Gegen den Vorjahres-Tabellenführer, der ohne seinen Stamm-Quarterback angetreten war, hat es gereicht. "Wenn wir so weitermachen, geht einiges in dieser Saison", sagt Löschke. "Wir sind jetzt Tabellenführer und versuchen, das zu verteidigen." Auch Luca Daumenlang hat noch Pläne. "Wir können den Ball gut bewegen, wenn wir keine Fehler machen. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch ein paar Spiele gewinnen werden. Wenn es so läuft, wie ich will, stehen wir am Ende ganz oben."

Wie lange Daumenlang bei den Sharks bleibt, wird sich danach zeigen. "Ich schaue nach diesem Jahr, wo ich bin, was ich will." Wie es nach dem Bachelor weiter geht, "entscheidet sich nach Football und Uni, der Sport ist eine Herzenssache." Wie die Erlangen Sharks.

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