Der Ofen bei der Bäckerei Merkel ist noch nicht völlig aus

30.12.2016, 22:00 Uhr
Der Ofen bei der Bäckerei Merkel ist noch nicht völlig aus

© Foto: Harald Hofmann

Scheibchenweise verschwanden aus der Einkaufsmeile eine Parfümerie, ein Juwelier, ein Spielzeug- und ein kleiner Modeladen, eine Metzgerei und zuletzt das Bekleidungshaus Kugler. Nun steht die nächste Geschäftsschließung bevor: Am 28. Januar gibt die Bäckerei Merkel am Äußeren Markt ihren Verkaufsraum auf, in dem neben einem breiten Sortiment an Backwaren noch weitere Lebensmittel und Produkte des täglichen Bedarfs angeboten wurden.

Seit 1984 führen Leonhard und Monika Merkel den Bäckereibetrieb. Warum ziehen sie sich jetzt weitgehend (wenn auch nicht völlig) aus dem Beruf zurück? Gegenüber den EN führten sie dafür in erster Linie Alters- und gesundheitliche Gründe an.

Weniger Laufkundschaft

Leonhard Merkel übt immerhin schon seit den späten Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sein Handwerk aus. Er und seine Frau finden, dass es jetzt an der Zeit wäre, sich zur Ruhe zu setzen.

Ein gewisser Konkurrenzdruck durch Großbäckereien sei zwar schon zu spüren, und durch den Wegfall etlicher Geschäfte in der Nachbarschaft habe sich, sozusagen im Dominoeffekt, die Laufkundschaft etwas verringert. Diese Entwicklung spiele aber hinter den erstgenannten Altersgründen eine eher untergeordnete Rolle.

Ohnehin hat man sich in Neunkirchen die Entscheidung beileibe nicht leicht gemacht, denn in das Familienunternehmen war bislang auch die Tochter Claudia, eine Konditormeisterin, eingebunden. Sie sieht sich nun nach einem neuen Arbeitgeber um, denn sie kann den elterlichen Betrieb nicht alleine schultern, und Leonhard und Monika Merkel können nicht mehr das bisherige Arbeitspensum leisten.

Der Bäckermeister, dem als Jugendlicher zunächst ein Büroberuf vorgeschwebt hatte und der erst auf Wunsch seines Vaters Franz Merkel dessen Handwerk erlernt hatte, bereute diese Entscheidung später nie. Das ist auch der Grund, dass die Backstube als Herzstück des Geschäfts unangetastet bleibt. Hier will die Familie Merkel weiterhin bei Nachfrage Brot und Brötchen, Hochzeits- und Geburtstagstorten oder auch Gebäck etwa zum Weihnachtsmarkt herstellen.

Zeit für die Enkel

Damit bleibt eine hundertjährige Familientradition zumindest teilweise erhalten. Schon der Großvater von Leonhard Merkel hatte sie ausgeübt: damals (ab 1904) noch im jahrhundertealten "Schwarzen Adler" in der Erleinhofer Straße, wo obendrein Landwirtschaft und Ausschank stattfand.

In den Ladenraum der heutigen Bäckerei am Äußeren Markt wird allerdings eine Versicherung einziehen. Leila, die Tochter von Konditormeisterin Claudia Merkel, findet das zwar schmerzlich, sie tröstet sich aber damit, dass nun die Oma für sie und drei weitere Enkelkinder mehr Zeit haben wird.

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