Der Präsident des Baiersdorfer SV tritt zurück

1.10.2018, 18:00 Uhr
Der Präsident des Baiersdorfer SV tritt zurück

© Harald Sippel

Freitagabend standen erst einmal alle verdattert vor der Tür. Dunkel war es, der Wind schnitt einem eisig ins Gesicht. Doch einen Ort zum Aufwärmen gab es nicht mehr. Offiziell seit heute, tatsächlich aber schon seit ein paar Tagen, steht der Baiersdorfer SV wieder ohne Gaststätten-Pächter da. Gastronom Uwe Beck hatte es lange probiert, musste dann aber auch einsehen, dass der Standort schlicht zu unrentabel ist.

Er war nicht der Erste. In den vergangenen vier Jahren haben es vier Wirte versucht. Doch leben konnten sie davon nie. Vor zwei Jahren hatte der BSV seine Gaststätte schon einmal vorübergehend schließen müssen, weil der Pächter gekündigt hatte. Erste Diskussionen kamen auf, ebbten dann aber schnell wieder ab, als mit Uwe Beck ein neuer Gastronom gefunden war. Nun aber ist auch er wieder weg.

Roland Lahme — noch in seiner Funktion als Präsident — hatte deshalb zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen, in der es um die Schließung und den Umbau der Gaststätte gehen sollte. Seine Idee war, auf den frei werdenden Flächen den Fitnessbereich zu erweitern.

Konkret geht es um die Küche, Nebenräume und den Gastraum sowie um drei Kühlräume, die besonders teuer renoviert werden müssten. "Wir haben eine marode Kühlanlage", sagte Lahme am Freitag den Vereinsmitgliedern.

Insgesamt ergab ein Kostenvoranschlag, dass der Verein 50 000 in den Gaststättenbereich investieren müsste. Selbst wenn man nur teilweise renovieren würde, wären es mehrere Zehntausend Euro. Die Pacht für den neuen Wirt würde entsprechend steigen. Verzichtet der Verein auf eine Gaststätte, fällt die Pacht natürlich als Einnahme komplett aus.

Lahme aber rechnet damit, dass man durch die Mehreinnahmen im Fitnessbereich auf "plus-minus Null" rauskommen werde. "Im Bereich Fitness und Gesundheitsprogramm waren die Gewinne in der Realität immer höher als geschätzt", sagte Lahme. Diese Sparte wächst weiterhin stark.

Die Angst ist groß

Für viele Mitglieder aber ist ein Verein dieser Größe ohne Sportgaststätte schlicht nicht denkbar. Ein Klub brauche seine Wirtschaft, einen Ort, an dem die Mitglieder zusammenkommen können, meinen sie. "Seelenlos" erscheine beispielsweise das Gelände des TV 1848 Erlangen am Kosbacher Weg, auf dem es ebenfalls keine Gaststätte mehr gibt. Die Angst ist groß, dass der BSV immer mehr zum Dienstleister wird — und immer weniger Verein übrig bleibt.

Dabei spüren viele Mitglieder auch, dass das längst Realität ist. 44 waren Freitagabend zur Versammlung gekommen, mehr als 1500 hätten die Chance dazu gehabt. Wenn es um freiwilliges Engagement geht, kamen die Teilnehmer der Versammlung ebenfalls schnell zu dem Schluss, dass einige wenige Viel tun und Viele eben wenig.

Die Diskussion in Baiersdorf steht damit stellvertretend für die vieler anderer Vereine. Die Mitglieder ringen mit sich im Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Die Lösung: Ein Bistro in Eigenregie?

"Es ist traurig", sagte Lahme, doch das Gasthaus rentiere sich einfach nicht für einen Wirt. Einige der teilnehmenden Mitglieder sahen das auch ein und suchten nach Alternativen. Die Fußballer, die ebenso wie die Kegler besonders von einer Schließung betroffen wären, hatten sich darüber bereits Gedanken gemacht. Eine Möglichkeit wäre, statt einer Gaststätte eine Art Bistro in Eigenregie zu erhalten, mit einer kleineren Theke zur Selbstbewirtung.

Zwei Arbeitsgruppen sollen sich nun damit beschäftigen, einen neuen Wirt zu suchen und Ideen für ein Bistro zu sammeln. Bis Anfang Dezember wollen sich die Mitglieder dafür Zeit nehmen. Die Entscheidung, was mit der Gaststätte passiert, wurde Freitagabend also vertagt.

"Ich habe sechs Jahre für den Verein gekämpft"

Dafür traf Roland Lahme eine Entscheidung. Am Samstag informierte er seinen Stellvertreter Jürgen Bövers über seinen Rücktritt, die Abteilungsleiter informierte er per E-Mail.

Der Präsident des Baiersdorfer SV tritt zurück

© Klaus-Dieter Schreiter

"Ich habe sechs Jahre für den Verein gekämpft", sagt Lahme auf Nachfrage, "doch wie es weiter geht, muss auch realisierbar sein." Vom neuen Konzept des Vereins, auf Fitness und Gesundheitssport zu setzen, ist er überzeugt. "Die Nicht-Entscheidung vom Freitag ist nun aber eine deutliche Abweichung davon." Natürlich weiß er, dass in einem Verein die Mitglieder die Wahl haben, "doch ich als Präsident trage die Verantwortung, die Finanzen müssen stimmen".

Passiert nun erst einmal nichts beim Thema Gaststätte, fehlen kurz- und mittelfristig nötige Einnahmen. Diese müssten nach einer Renovierung entweder durch eine höhere Pacht oder eben durch den Fitnessbereich generiert werden. So oder so aber vergehen nun Monate, ehe irgendetwas geschieht. "Damit bin ich nicht zufrieden", sagt Lahme. "Ich habe eine Entscheidung am Freitagabend gebraucht." Die gab es nicht, also hat sie der nun ehemalige Präsident selbst getroffen.

Wie es im Verein weitergeht, wird sich zeigen. Jürgen Bövers, bisher Vorstandsmitglied sowie Ressortleiter für Finanzen und Verwaltung, wird zunächst die Geschäfte des Präsidenten übernehmen. Er wird auch die Entscheidung rund um die Gaststätte moderieren müssen. Zunächst aber bleibt die Wirtschaft geschlossen. Die Fußballer versammelten sich Freitagabend dann übrigens bei den Kegelbahnen, der einzige Ort für die dritte Halbzeit.

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