Der Rückbau der Erlanger Radwege erhitzt die Gemüter

3.12.2016, 06:00 Uhr
Der Rückbau der Erlanger Radwege erhitzt die Gemüter

© Klaus-Dieter Schreiter

Eines der Hauptthemen war der Rückbau von Radwegen. Die dafür eingerichteten Schutzstreifen auf der Straße seien nicht so sicher, wie es Studien sagen würden, klagte ein Mann. Diese Studien hätten keinen Bezug zu Erlangen. Planungsreferent Josef Weber und auch Günther Neubauer von der Erlanger Verkehrspolizei widersprachen dem vehement. Neubauer sagte auch, dass ein Radweg "von der Grundidee her die Ausnahme" sei.mMilos Janousek vom Straßenverkehrsamt der Stadt machte zudem klar, dass Fahrradfahrer eigentlich auf der Straße fahren müssen. Nur wo es einen benutzungspflichtigen Radweg gebe, der mit dem runden, blauen Schild mit weißem Fahrrad darauf gekennzeichnet sei, dürften Radfahrer nicht auf die Straße. In 30er-Zonen seien Radwege überhaupt nicht erlaubt.

Entzündet hatte sich die leidenschaftlich geführte Diskussion, weil in der Zeppelinstraße der von Baumwurzel geschädigte und schmale Radweg rückgebaut wurde und die Radler auf der Fahrbahn fahren sollen. Gleichzeitig wurde dort die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt, Rechts vor Links eingeführt und vor den Einmündungen Baken aufgestellt. Oberbürgermeister Florian Janik stellte dazu fest: "Diese Maßnahme ist ein voller Erfolg, es fahren dort weniger Autos, dafür aber mehr Fahrräder, und die Fahrradfahrer sind auch noch sicher."

Außerdem würde man nicht, wie mancher vermute, "durch die Stadt laufen und aus Jux und Tollerei Radwege zurückbauen." Die Verwaltung wird sich jedoch mit dem von der Versammlung angenommenen Antrag beschäftigen müssen, den Rückbau von Radwegen nochmals zu überdenken.

Kritik, Lob und Einigungen

Die Nachverdichtungen in der Stadt wurden ebenfalls teilweise emotional diskutiert. In der Brüxer Straße, so ein Mann, sei die allerdings "sehr gelungen." Er frage sich jedoch, warum die neuen Häuser nicht ein Stockwerk mehr bekommen hätten, um mehr Wohnraum zu schaffen.

Planungsreferent Josef Weber erläuterte, das sei aus baurechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. Man hätte dann erst einen Bebauungsplan aufstellen müssen. Die Neubauten am Burgberg wurden hingegen von einer Frau energisch kritisiert, und auch mit der geplanten Nachverdichtung im Bereich Rathenau wurde hart ins Gericht gegangen.

Nach langer Diskussion, in der es unter anderem um den Schutz des durch ein Gutachten festgestellten "einzigartigen Biotops" und den Erhalt von 500 alten Bäumen ging, wurden schließlich drei Anträge gestellt, die allesamt mit Mehrheit angenommen wurden. Demnach sollen in dem Bereich nur noch maximal 400 anstatt der geplanten rund 750 neuen Wohnungen entstehen, die neuen Wohnblocks höchstens vier Geschosse haben, und die Gesamtheit des Biotops soll erhalten bleiben. Mit diesen Anträgen müssen sich nun Bauausschuss und Stadtrat auseinandersetzen.

"Bettelfreie Zonen" möglich?

Ein Mann schlug vor, die Stadt solle sich ein Konzept überlegen, wie die E-Mobilität attraktiver gestaltet und ausgebaut werden könne. Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens stellte dazu klar, es sei nicht Aufgabe der Kommune, sondern der freien Wirtschaft, Ladestationen zu errichten. Auch kostenlose Parkplätze für Elektroautos wolle die Stadt nicht. Vielmehr wolle man möglichst viele Autos aus der Stadt heraus haben.

Das Betteln vor allem in der Fußgängerzone beklagte ein Mann. "Das scheint mir organisiert zu sein", sagte er und schlug vor, dort eine "bettelfreie Zone" einzurichten. Laut Rechtsreferent Thomas Ternes ist die Stadt zu dem Thema regelmäßig mit der Polizei in Kontakt. Das nicht aggressive Betteln wolle die Stadt "ein Stück weit tolerieren". Es habe Fälle gegeben, in denen das Maß überschritten worden sei, dann habe man eingegriffen. Darüber hinaus könnten sich Musikgruppen die Erlaubnis zum Musizieren bei der Stadt holen.Um 23 Uhr beendete der Oberbürgermeister die Versammlung, jedoch durften die Bürger mit ihm und seinen Referenten im persönlichen Gespräch weiter diskutieren.

 

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