Der „Zorn von unten“ mit zwei Gesichtern

30.5.2011, 00:00 Uhr
Der „Zorn von unten“ mit zwei Gesichtern

ERLANGEN — Vorstandsmitglied Martin Hoheisel wollte im Garten des Kommunikationszentrums E-Werk den Begriff „Feier“ nur ungern in den Mund nehmen – schließlich sei das Anliegen von amnesty international nicht so recht ein Anlass zum Feiern. Gleichwohl sei es durchaus Grund zur Freude, dass allein die „urgent actions“, die dringlichen Aktionen für Inhaftierte und Geschundene, eine Erfolgsquote von rund 40 Prozent hätten: „Das ist ein deutlicher Beweis dafür, dass öffentlicher und internationaler Druck auch von Unrechtsregimen nicht ignoriert werden kann“, so Hoheisel.

Der „Zorn von unten“ mit zwei Gesichtern

Die Gratulation und Anerkennung der Arbeit sprach Landrat Eberhard Irlinger aus, der darauf verwies, dass die Menschenrechte universell seien, die Menschenwürde überall als unantastbar zu gelten habe. Erstaunt und befriedigt nahm Irlinger zur Kenntnis, dass auch in Zeiten modernster Kommunikationsmedien ein Mittel wie Protestbriefe noch Erfolg hätten – er selbst gehöre zu den regelmäßigen Unterstützern der ai-Aktionen. Er habe den Eindruck, dass das „Weltgewissen“ sensibler geworden ist, Gräueltaten nicht mehr selbstverständlich verübt werden könnten. „Dazu hat amnesty, der Zorn von unten, wesentlich beigetragen“, so Irlinger.

Für den städtischen Ausländer- und Integrationsbeirat lobte der stellvertretende Vorsitzende Khalil Barda amnesty dafür, dass auch im aktuellen Konflikt in Nordafrika und im Nahen Osten viel erreicht worden sei, es aber — „die arabische Welt dürstet nach Freiheit“ – auch noch viel zu tun gebe. Für den Ausländer- und Integrationsbeirat sei die Arbeit von ai außerordentlich hilfreich, vor allem im Bereich des neuen Runden Tischs für Flüchtlinge. Hier verfüge ai über wertvolles Wissen.

Bedauert wurde ein anfangs etwas schwacher Besuch der „Geburtstagsfeier“, der sich aber leicht erklären ließ: Nicht wenige Sympathisanten und sicher auch etliche ai-Mitglieder hatten sich zeitgleich am Hugenottenplatz versammelt, von wo aus sie zu einer zentralen Radler-Demo nach Fürth starteten. Dort fand am frühen Nachmittag eine für die Metropolregion zentrale Anti-Atom-Kundgebung statt, an der sich nach Angaben des Veranstalters über 5000 Menschen beteiligten (Politik und Regionalteil).

Für die Radfahrer sperrte die Polizei die Kreuzungen, so dass eine zügige Fahrt durch Erlangen nach Fürth ermöglicht wurde. Zwischenfälle gab es keine, vielmehr sprach einer der Radler von der wohl sichersten Radfahrt nach Fürth. Beim ersten Ziel, dem Firmengelände von Areva in der Paul-Gossen-Straße. stellte der Erlanger Gewerkschafter Anton Salzbrunn noch einmal klar, dass der Protest der Anti-AKW-Bewegung sich nicht gegen deren Mitarbeiter, sondern gegen die Geschäftspraktiken von Areva richte.