Die Altersarmut nimmt auch in Erlangen zu

24.7.2012, 00:00 Uhr
Die Altersarmut nimmt auch in Erlangen zu

© Gerit Borth/dapd/ddp

Die hohe Industriedichte Erlangens und die gute Wirtschaftsstruktur sowie die hohe Zahl von Akademikern — dies sind Gründe für das geringe Belastungsniveu der Universitätsstadt. „Rund 400 der insgesamt 51.000 Haushalte beziehen momentan Grundsicherung; dies sind etwa 1,7 Prozent, wobei die Dunkelziffer grundsätzlich höher ist“, sagt Otto Vierheilig, der Leiter des Sozialamts, den EN. „In Zukunft wird die Situation der älteren Bewohner, die Grundsicherung im Alter erhalten, immer weiter in den Mittelpunk rücken.“

Die finanzielle Belastung der Stadt fällt noch vergleichsweise gering aus, jedoch stellen Senioren auch hier die Altersgruppe mit dem größten Zuwachs dar. Während heute noch rund 20.000 Erlanger 65 Jahre und älter sind, werden es im Jahr 2023 voraussichtlich schon 23.000 Menschen sein. So kann davon ausgegangen werden, dass die Leistungen zur Grundsicherung im Alter in Zukunft auch wachsen werden.

Ein Großteil derer, die heute im Rentenalter sind, entstammt der Wirtschaftswunder-Generation. Da seit 1974 jedoch zunehmend Massenarbeitslosigkeit Probleme machte, rutscht nun auch immer mehr eine Generation ins Rentenalter, die wegen geringen Verdienstes wenig Vorsorge treffen konnte.

Eine der größten Entlastungen der vergangenen zehn Jahre war wohl die Übernahme der Grundsicherungsleistungen durch den Bund. Dadurch werden in Bayerns Kommunen jährlich 485 Millionen Euro gespart. In Erlangen sind es 2,8 Millionen. Verglichen mit München oder Nürnberg relativ wenig, aber immerhin eine Entlastung, so Vierheilig. Trotz der Sozialhilfe leben viele Senioren am Rande des Existenzminimums und müssen sich in allen Lebensbereichen weitgehend einschränken. Allein von ihrem Rentenanspruch können sie kaum noch leben.

Die demografische Entwicklung, lange Phasen von Arbeitslosigkeit sowie gering bezahlte Jobs — all dies sind Auslöser für den Anstieg der Altersarmut. Zudem treffen viele Menschen keine ausreichend gesicherte Altersvorsorge. Besonders Geringverdiener kommen auf äußerst niedrige Rentenansprüche. „Auch die soziale Armut steigt mit der finanziellen Not“, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Preuß.

In Erlangen ist die Anzahl der Betroffenen zwar noch überschaubar, trotzdem nimmt die Altersarmut weiter zu. Ausreichende Erwerbseinkünfte, bessere Absicherungen und ein verbessertes Rentenrecht wären erste Lösungsansätze, um der Armut im Alter zu entgehen. An einer langzeitigen privaten und auch betrieblichen Vorsorge führt jedoch kein Weg vorbei, so Preuß.

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