Die Bahn kommt

4.11.2011, 00:00 Uhr
Die Bahn kommt

© Bernd Böhner

Der „Ernstfall“ tritt bereits am Montag, 7. November, ein. Ab diesem Zeitpunkt ist für den Ausbau des künftigen (und neuen) S-Bahn-Haltepunkts Paul-Gossen-Straße die Straßenüberführung der vierspurigen Gossen-Straße über die Bahnstrecke nur noch mit je einer Spur in jeder Richtung zu befahren.

Ziel der Bauarbeiten ist es, durch einen zusätzlichen S-Bahn-Anschluss die nahen Büros und Werkstätten von Siemens und Areva zu bedienen, aber auch den zahlreichen Anwohnern im Angergebiet einen direkten Zustieg zur Bahn zu ermöglichen.

Jeweils ein Aufzug

Im Bereich der Straßenbrücke der Paul-Gossen-Straße müssen also Zustiege zu den tiefer liegenden Bahnsteigen geschaffen werden, jeweils an der Nordseite wird es vom Geh- und Radweg aus einen Aufzug geben. Dass dies nicht auch auf der Südseite geschieht, hatte bereits im Erlanger Stadtrat für Unmut gesorgt. Für Projektleiter Reimar Baur und seinen obersten Ingenieur Michael Müller ist diese Lösung allerdings hinnehmbar, weil beide Bahnsteige behindertengerecht erreicht werden könnten – allerdings nach einer Straßenquerung.

Aber auch auf der neuen Fahrbahnfläche verändert sich etwas: Neue und zusätzliche Bus-Haltebuchten werden eingerichtet, vier Treppenzugänge erschließen die Bahnsteige in beide Richtungen für Fußgänger. Die Fläche auf der Brücke beträgt 47 mal 35 Meter – etwa so groß wie ein Eishockeyfeld.

Der mit Baurecht versehene Bauabschnitt Erlangen, genau 16 Kilometer lang, beginnt südlich von Eltersdorf und führt über den Bahnhof Erlangen bis Baiersdorf. Er beginnt in Eltersdorf mit einem gewaltigen Überwerfungsbauwerk, vergleichbar einem Autobahndreieck, bei dem die bestehende Bahn- mit der künftigen Güterverkehrsstrecke entlang der Autobahn zusammengeführt wird.

Der Tunnelbau für die Trasse von Nürnberg-Doos bis Fürth-Kronach wird allerdings erst in einigen Jahren in Angriff genommen. Ebenfalls bis mindestens 2017 warten muss der Ausbau des Burgbergtunnels in Erlangen – der bisher projektierte Ausbau reicht bis etwa zur Martinsbühler Straße und den dazugehörigen Brückenbauten für eine viergleisige Ausfahrt von Erlangen nach Baiersdorf. Baur und sein Kollege Müller sprechen dabei von einem „kleinen Tunnel“, weil für die Bahn-Ingenieure Tunnelbauten erst ab 500 Meter Länge als Tunnel gelten — der Erlanger Durchstich ist aber gerade einmal 300 Meter lang. Trotzdem wird die zweite Röhre durch den Burgberg ein aufwendiges Vorhaben – die Geologie des Burgbergs und seiner vielen Keller sowie die Rücksichtnahme auf den bereits vorhandenen Tunnel machen vorsichtiges Arbeiten nötig.

Bis 2017 aber bleiben die Arbeiten weitgehend über der Erde: Bei Bruck wird es neue Lärmschutzwände geben (bis zu einem Kilometer lang), ebenso wird dies nördlich des Erlanger Bahnhofs nötig sein (etwa ab der Unterführung Gerberei). Hier werden aber keine Lärmschutzwände in den Boden gerammt, sondern Betonpfähle gesetzt, auf die die Lärmschutzwände (in Gestalt einer nachempfundenen Stadtmauer) aufgesetzt werden. „Das ist die höchstwertige Bauweise, die es gibt“, sagt Projektleiter Baur, „Belästigungen gibt es bestenfalls durch den Baustellenverkehr.“

Bleibt schließlich noch der Umbau des Bahnhofs selbst, in dem die Mittelgleise 2 und 3 die künftigen S-Bahn-Zustiege werden. Deren Ausbau inklusive Fahrstühlen geschieht abschnittsweise – es werden wegen des hohen Zugaufkommens stets mindestens drei Gleise im Bahnhof benötigt.

(Siehe auch EN-Regionalteil S. 14)

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