Dormitzer Kirche bleibt gesperrt

24.12.2017, 16:00 Uhr
Dormitzer Kirche bleibt gesperrt

Den Morgen des 16. Novembers dürfte Mesnerin Emilie Schuhmann so schnell nicht vergessen. Als sie die Tür des Gotteshauses öffnete, zuckte sie zusammen.

Ein Teil des Kapitells hatte sich — wie berichtet —von der Decke gelöst und war aus 15 Metern Höhe auf die Kirchenbänke und den mit einem rotbraunen Teppich ausgelegten Boden gekracht. Ein vergleichbarer Vorfall hatte sich seit 500 Jahren nicht ereignet.

Inzwischen haben Fachleute den mittleren Bereich des Dachstuhls statisch untersucht und zwei Deckenbereiche kartiert, ohne dass die genaue Ursache und der Auslöser für den Schaden zu finden war. Allerdings kam dabei heraus, dass sich hinter der Hälfte der Flächen Hohlräume befinden. Deswegen muss nun die komplette Decke saniert werden. Um Folgeschäden zu vermeiden, ist außerdem geplant, auch gleich das Dach neu zu decken. Für diese Maßnahmen ist jetzt ein Gesamtkonzept zu erstellen.

Das Gotteshaus verfügt über eine außergewöhnliche Konstruktion mit konisch geschnittenen Leisten. Bei kleineren Bauten wie einem Bauernhaus sei dies sinnvoll, doch bei der Spannweite des Dormitzer Gotteshauses sehr problematisch, da leicht Beschädigungen auftreten können, erläutert Restaurator Peter Turek aus Forchheim.

Zusammen mit Dözesanarchitektin Petra Postler, Robert Dörfler von der gleichnamigen Restaurationsfirma aus Bamberg, Pfarrer Joachim Cibura und Kirchenpfleger Josef Vollmann inspizierte er die Decke. Turek fiel auf, dass einst vergleichsweise wenig Bindemittel wie Schilf oder Haare von Tieren in den Putz eingearbeitet worden waren. Auch hatten die Handwerker früher die Grundierung offensichtlich zu glatt abgezogen.

Dadurch ist der Aufbau insgesamt recht fragil. Wird die Decke etwas angehoben, verschiebt sich dann nämlich das gesamte System und es bilden sich Risse. Schließlich genügt eine Erschütterung, damit eine Stelle aufbricht und auch Stücke aus der Umgebung mit herausreißt.

Dormitzer Kirche bleibt gesperrt

Mittlerweile haben sich die Verantwortlichen bereits um Deckenmuster bemüht. Mit der anstehenden Restaurierung muss vor allem eine dauerhafte Stabilität und damit Sicherheit gewährleistet werden. Pfarrer Cibura ist ohnehin froh, dass die Trümmer in der Nacht herabgeregnet waren und sich niemand verletzt hat. Dieser Gefahr soll in Zukunft unbedingt vorgebeugt werden.

Im Gespräch ist momentan, die Deckenschale mit dem Untergrund zu verkleben und zusätzlich punktuelle Befestigungen anzubringen. Mit Probebohrungen will man danach überprüfen, ob diese kombinierte Technik für die gesamte Decke verwendet werden kann.

Da es sinnvoll ist, vor der Sanierung der Decke das Kirchendach zu erneuern, lässt sich schwer abschätzen, wann das gesamte Projekt abgeschlossen wird.

Nach wie vor besteht die Gefahr, dass erneut Putz von der Decke bröckeln könnte. Aus Sicherheitsgründen bleibt daher der Kirchenraum für Besucher gesperrt.

Größere Gottesdienste finden daher bis auf Weiteres in der Dormitzer Mehrzweckhalle, das gemeinsame Beten des Rosenkranzes oder Messfeiern meist im Pfarrsaal statt. Denkbar ist, unter die Decke ein Netz zur Absicherung zu hängen, um vielleicht schon vor dem Ende der Sanierung wieder Gottesdienste in der Kirche zu ermöglichen.

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