Eckental: Zuhörer im Wechselbad der Gefühle

13.11.2014, 13:24 Uhr
Eckental: Zuhörer im Wechselbad der Gefühle

© Foto: Astrid Löffler

Erhaben, feierlich, geheimnisvoll, tragisch, zuversichtlich: Karl Jenkins’ Requiem weckt im Eiltempo die verschiedensten Stimmungen und hat manchmal den Charakter hochkarätiger Filmmusik. So bleibt jeder Augenblick der insgesamt 50-minütigen Aufführung in der Eckenhaider Friedenskirche fesselnd und spannend. Durch die geschickte Einflechtung von Haiku-Todes-Gedichten, Trommel- und sogar Hiphop-Rhythmen wirkt das Requiem trotz der historischen Vorlage mit lateinischen Texten zeitgemäß und modern.

Den 60 überwiegend weiblichen Mitgliedern der Chöre Cäcilia Großenseebach und Viva Musica Neunkirchen gelang es unter der Leitung von Udo Reinhart, die meist hohen, harmonischen Gesänge – auch in japanischer Sprache – gut wiederzugeben. Unterstützt wurden die Sänger dabei von sieben studierten Musikern, die unter anderem die anspruchsvolle Aufgabe hatten, extrem lange und hohe Partien zu spielen und das japanische Blasinstrument Shakuhachi durch eine Querflöte zu ersetzen.

„Das löst man, indem man keinen ganz sauberen Ansatz macht“, erklärte Flötist Claus Raumberger, der mit seinem gleichnamigen Ensemble und Klezmermusik die Einstimmung des facettenreichen Konzerts übernommen hatte. In Erinnerung an die „Reichskristallnacht“ 1938 spielte das fünfköpfige Ensemble hauptsächlich jiddische Instrumentalstücke auf Akkordeon, Blas- sowie Streichinstrumenten. Besonders berührend war das von Solistin Juliane Ossadnik einfühlsam vorgetragene Stück „Shtiler, Shtiler“ (Ruhig, Ruhig) – das im Warschauer Ghetto entstanden und heute eines der meistgesungenen Lieder am Holocaust-Gedenktag ist.

„Wir spielen ausschließlich eigene Arrangements“, betonte Raumberger nach dem 90-minütigen Konzert. „Man kann unsere Noten nirgendwo kaufen.“ Zum Teil stammten die Stücke aus historischen Quellen und seien selbst notiert, erläuterte der 68-Jährige, der in seiner musikalischen Karriere schon Hunderte Totenmessen begleitet hat. Das Jenkins-Requiem sei aber auch für ihn etwas Besonderes und Chorleiter Reinhart konstatierte: „Das ist eine ganz andere Musik.“

Auf das 2005 von Jenkins komponierte Werk sei er zufällig beim Stöbern in einer CD-Abteilung in einem Münchner Kaufhaus gestoßen, schilderte Reinhart. Weil er das Gefühl hatte, das Requiem ließe sich auch in reduzierter Form gut aufführen, schlug er das seinen Chören vor. Diese hätten sich sofort begeistert gezeigt und seit Januar peu à peu die einzelnen Partien einstudiert.

Das gelungene Programm wird noch einmal am Samstag, 22. November, um 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael in Neunkirchen am Brand zu hören sein sowie am 23. November um 17 Uhr in der Katholischen Kirche St. Michael in Großenseebach.

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