Eckentaler spielen akustische Versuchskaninchen

19.11.2016, 06:00 Uhr
Eckentaler spielen akustische Versuchskaninchen

© Scott Johnston

Über ein Jahr lang hatte sich Roland Oelschlegel von der evangelischen Gemeinde bemüht, die Ausnahmemusiker nach Eckental zu holen. Dank seiner guten Kontakte zum Windsbacher Knabenchor und mit der Unterstützung von Heidi Hohe wurde sein Einsatz schließlich belohnt.

Wie der Tenor und Conférencier David Lugert erläuterte, kam der Gruppe Oelschlegels Anfrage sogar sehr gelegen, da das Quintett gerade neue Lieder einstudierte und zusammenstellte: „Man kann im Probenraum noch so viel üben und ausprobieren, bewähren müssen sich die Songs jedoch vor Publikum. Deshalb waren wir sehr dankbar, dass die Bürger aus dem Raum Eckental bereit waren, in eine Art Vorkoster-Rolle zu schlüpfen.“

Nun, den Test hat „Viva Voce“ mit Bravour bestanden. Die Zuhörerinnen und Zuhörer im Eschenauer Gotteshaus waren begeistert. Am Ende gab es minutenlang Standing Ovations.

Die Wurzeln der A-Capella-Band liegen beim Windsbacher Knabenchor, dem bis auf Heiko Benjes alle Mitglieder angehörten. Das kirchenmusikalische Fundament ist nach wie vor unverkennbar. Den Kanon in D-Dur des Nürnberger Komponisten Johann Pachelbel intonierten die fünf perfekt.

Auf einzigartige Weise verknüpft „Viva Voce“ außerdem traditionelle Vokalmusik mit modernen Formen aus Rock und Pop. Auch die Einflüsse von Gospel und Soul sind nicht zu überhören.

Einen der Höhepunkte bildete dabei das Beatles-Medley. Hier demonstrierte das Ensemble auf humorvolle Weise, wie sich Teamarbeit in der Praxis oft entwickelt: Zunächst kämpft jeder für seine Vorlieben und pflegt fast ein bisschen bockig die jeweiligen Eigenheiten, alles geht wild durcheinander, scheint sich gefährlich einer allgemeinen Konfusion zu nähern, bis dann doch die Harmonie triumphiert, die individuellen Stimmen zum Wohlklang zusammenfinden und sich gegenseitig zu einem grandiosen Finale steigern.

„Yellow Submarine“, „Black Bird“, „Yesterday“ und „Let It Be“ mündeten – ganz dem christlichen Ambiente entsprechend – in dem hoffnungsfrohen „All You Need Is Love“. Dass dabei das gelbe U-Boot mit seinen kecken Tönen immer wieder dazwischenfunkte, kam vom Witz dem Original von John Lennon und Paul McCartney durchaus gleich.

Aber auch andere Songs, seien sie von Stevie Wonder, U2 oder James Brown, interpretierte „Viva Voce“ auf ebenso eigenwillige wie interessante Weise. Oft wurden die Nummern nur als Ausgangspunkt gewählt, um ganz eigenständige Melodiebögen voller Überraschungen und abrupter Wechsel hervorzuzaubern.

Den Klassiker „The Wanderer“, mit dem der Gruppe „Status Quo“ ein Hit gelang, nahm Bastian Hupfer als Anregung, um sein fränkisches „I bin ä Zimmermo“ zu kreieren, das von einem fetzigen Rhythmus getragen wird. Hupfer hatte als Zimmermann gelernt, bevor er Profi-Musiker wurde. Als Mund-Schlagzeuger brillierte Jörg Schwarzmanns.

Mateusz Phouthavong, dessen Eltern aus Laos und Polen stammen, der aber in Freiburg (Breisgau) geboren wurde, rundete als ausdrucksstarker Bariton das Quintett ab. Dass „Viva Vice“ die Musik mit eindrucksvollen Lichteffekten untermalte und auch vom Outfit her mit Pilgerstab oder Mönchskutte Akzente setzte, sorgte für eine besondere Atmosphäre in St. Bartholomäus.

 

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