Eichendorffschule gehört 2019 zu 20 besten Schulen

29.1.2019, 11:00 Uhr
Eichendorffschule gehört 2019 zu 20 besten Schulen

© Hans-Joachim Winckler

"Bei dir sieht es gerade schlecht aus, dass du gewinnst", sagt Gabriele Leykauf. "Aber bei mir sieht es noch schlechter aus." Im "Raum der Mathematik" wird Karten gespielt. Ein Spiel zum Üben der Multiplikation, das Kindern und Lehrerin ganz augenscheinlich Spaß macht. Tatsächlich gewinnt am Ende Mohammed. An einem anderen Tisch haben sich mehrere Mädchen in eine andere Aufgabe verbissen: Ein Herz schlägt pro Minute 92 mal. Wie oft schlägt es im Jahr? Mit großem Eifer sind die Kinder bei der Sache. Die Tür steht offen, die sechs Expertinnen und Experten, die zu Besuch sind, können jederzeit hereinkommen und sich einen Eindruck verschaffen.

Zwei solche "Räume der Mathematik" gibt es für die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen. "Im Vordergrund steht das selbstorganisierte eigenverantwortliche Lernen", sagt Gabriele Leykauf. Die Kinder bearbeiten Arbeitsblätter zu verschiedenen Bereichen. Alles nach Lehrplan, aber doch eben anders.

Gebundene Ganztagsschule

Die Eichendorffschule ist dabei, sich als gebundene Ganztagsschule zu etablieren — von der fünften bis zur achten Klasse ist der Wandel bereits vollzogen. Die Schule will ein "zeitgemäßer Bildungsort" sein. Das Bildungskonzept wurde in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) und in Anlehnung an andere innovative Schulen in Deutschland entwickelt.

Lernen mit Neugierde — das ist es, worauf dieses Konzept abzielt, mit dem sich die Schule vor viereinhalb Jahren in einen Modellversuch begeben hat. Man folgt dabei insbesondere der Initiative "Schule im Aufbruch". Deren Kernsatz: Die Schüler sollen zu Gestaltern ihres Lernens werden. Dem liegt die Grundannahme zugrunde, dass jedes Kind lernen will und das Potenzial dafür hat.


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Der "Raum der Mathematik" ist in den ersten beiden Klassenstufen gewissermaßen die Vorstufe, ab der siebten Klasse gibt es an der Eichendorffschule "Lernbüros" für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch, in denen die Schüler mit bestimmten Modulen selbstorganisiert, aber mit Unterstützung durch Lehrer lernen.

Die beiden "Räume der Mathematik", die "Lernbüros" und auch die Turnhalle, in der nach dem auf Straßenfußball aufgebauten Kickfair-Konzept Fußball gespielt wird, lernt das Expertenteam des Deutschen Schulpreises kennen.

In einem Pressegespräch am Ende des Schultags geben die Experten erste Statements ab, auch wenn damit noch längst nicht verraten wird, ob die Eichendorffschule weiterkommen wird. Auf sechs Qualitätskriterien hin werden alle teilnehmenden Schulen "abgeklopft": Leistung; Umgang mit Vielfalt; Unterrichtsqualität; Verantwortung; Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner; Schule als lernende Institution.

"Jede Schule ist anders", sagt Jurymitglied Gerhard Eikenbusch. Auch zwischen den Bundesländern gebe es große Unterschiede, beispielsweise sei in den nördlichen Bundesländern der in Bayern übliche Übertritt nach der vierten Klassenstufe nicht nachvollziehbar. So sei die Möglichkeit, an der Eichendorffschule im gebundenen Ganztag zu lernen, wertvoll — schließlich sei das in Bayern noch nicht überall gängig. "Uns kommt es darauf an, wie die Schulen auf ihre Bedingungen reagieren."

Innovative Schwerpunkte

Die Eichendorffschule habe einen systematischen Schulentwicklungsprozess angeschoben — mit einem auf die Schülerschaft zugeschnittenen Unterrichtskonzept, lobt Eikenbusch. Die Schule habe innovative Schwerpunkte gesetzt, die Schüler seien an unterschiedliche Lernarrangements klar gewöhnt.

Durch die Kooperation mit der Volkshochschule gebe es attraktive Angebote im Ganztagsbereich, so Eikenbusch. Auch mit zahlreichen anderen Institutionen, darunter das Theater und die Stadtbibliothek, werde kooperiert. Ohnehin habe die Schule viele Unterstützer. "Wir haben ein so breites Kooperationsnetzwerk einer Schule noch selten erlebt", zeigt sich Cornelia Ilsemann beeindruckt.


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Die ehemalige Vorsitzende des Schulausschusses der Kultusministerkonferenz hat auch positiv verzeichnet, dass sich "die Schüler freuen, Verantwortung zu übernehmen". Die Jugendlichen, so ihr Eindruck, "finden das Vertrauen, das in sie gesetzt wird, sehr wichtig". Das Lehrerkollegium wiederum habe eine gemeinsame, respektvolle Haltung gegenüber den Schülern. "Überwältigend ist die Zustimmung der Eltern zu dieser Schule — ihrer Traumschule", berichtet wiederum Christel Schrieverhoff.

"Die perfekte Schule gibt es nicht", sagt die Sozialwissenschaftlerin. "Aber die guten Schulen. Das sind die, die offen bleiben für Impulse von außen. In die die Kinder gern gehen. Die den Schülern Selbstbewusstsein geben." Die Eichendorffschule sei "für die Schüler wie ein Sechser im Lotto", zeigt sie sich überzeugt. Der Beweis? Die Fünftklässler, die mit einem Leuchten in den Augen sagen: "Mein Lieblingsfach ist Mathe — jetzt verstehe ich das endlich alles".

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