Ein Erlanger mit Faible für mythologische Geschichten

14.10.2017, 18:00 Uhr
Ein Erlanger mit Faible für mythologische Geschichten

© F.: Sippel

Er bekennt sich zum "fantastischen Realismus" der Wiener Schule, hat ein Faible für mythologische Geschichten und die stets auch poetische Geschichte der Mythologien, gehört zu den Dauergästen ambitionierter Kunstausstellungen (darunter beim mittlerweile einem Vierteljahrhundert alten Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten) und hängt nicht nur in zahlreichen Einrichtungen der öffentlichen Hand und großer Industrieunternehmen, sondern auch in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung oder dem bayerischen Kultusministerium in München.

Dass sich zahlreiche Bilder von Michael Engelhardt in privaten Sammlungen befinden, hat er nicht nur seinen vielen Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen zu verdanken, sondern auch einer Münchner Galerie, die ihn über viele Jahre vehement förderte.

Fünf Kannen-Bilder

Aktuell gibt es Engelhardt an zwei verschiedenen "Orten". In der Zeitschrift MUT – einem renommierten Forum für europäische Kultur, Politik und Geschichte – ist er mit fünf seiner bekannten Kannen-Bilder zu sehen, nicht weniger als sieben seiner Bilder werden die griechische Sagen- und Fabelwelt in der Ausstellung "Mythologie: Götter – Liebe – Abenteuer" bereichern, die ab 22. Oktober im Kunstmuseum zu sehen sein wird.

Für diese Schau ist Engelhardt quasi "gesetzt", setzt sich doch kaum ein anderer Maler (und Leser) so intensiv mit mythologischen Themen auseinander, taucht kaum ein anderer Künstler so tief in die Abgründe zwischen Traum und Wirklichkeit ein, ist kaum ein Zweiter in der Lage, die Schwelle zwischen (Alp-)Traum und Wirklichkeit so mehrdeutig wie Engelhardt in Bilder zu übersetzen.

Dabei bettet er seine aus der griechischen Mythenwelt thematisch abgeleiteten Figuren und Sujets in eine arkadische Landschaft, die einen oft seltsam vertraut anmutet – kein Wunder, ist doch der landschaftliche Rahmen durchaus real. Umso größer der Kontrast mit den verrätselten Figuren und den Ausstattungsdetails oftmals religiös aufgeladener Gegenstände, die zum Verweilen und zum Grübeln anregen.

Sein Atelier im Dachgeschoss eines Hauses in der Kochstraße verrät viel von der Arbeitsweise dieses fast kleinlichen, auf jeden Fall präzise arbeitenden Malers. Seine durchkomponierten und fast fotorealistisch genau zu nennenden Gemälde warten aber häufig mit irritierenden Details auf – Spiegelungen in einer glatten Tischfläche, eine Hausfassade, die sich erst beim zweiten Blick als Leiterplatte voller Elektronik-Chips entpuppt, einzelne Ausstattungsdetails, die einfach nicht zur Umgebung passen wollen.

Engelhardt, der auch Auftragsbilder fränkischer Landschaften macht, überlässt nichts dem Zufall, hat für jeden Strich eine Erklärung. Das zeigt er übrigens auch in seinen Porträts, die Prominente und/oder Kunstfreunde zeigen, gelegentlich auch ihn selbst – wie in der jüngsten Ausstellung im Kunsthaus Nürnberg, wo er als "Selbstporträt mit äthiopischem Hut" gastierte.

Aktuell beschäftigt er sich mit einer Serie von Kirchner-Plastiken. Zu dem 1984 verstorbenen Erlanger Bildhauer, dem am Burgberg ein eigener Skulpturengarten eingerichtet wurde, bestehen familiäre Bindungen und wohl auch eine tiefe Verehrung, ist doch auch Kirchners Werk von einer starken suggestiven Mystik beseelt.

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