Ein gemeinsamer Wertekanon?

6.12.2017, 19:14 Uhr

Den historischen Anlass bildeten zwei Jubiläen – 500 Jahre Reformation trafen auf 300 Jahre Freimaurerei. Dass Glaubensgemeinschaften mit Freidenkern trotz inhaltlicher Übereinstimmungen nicht allzu viel gemeinsam haben, war in dem von der Erlanger Landtagsabgeordneten Alexandra Hiersemann und dem Fürther MdL Horst Arnold (beide SPD) moderierten Gespräch unüberhörbar.

"Kirche und Politik: Sozial sind wir nur gemeinsam!" hieß das Thema, zu dem sich Oberkirchenrat Stefan Ark Nitsche und der Distriktmeister der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (so der etwas sperrige Titel), Hannes Brasch, einließen. Oder besser: sollten. Während der "Regionalbischof" aus seiner religiösen Grundierung auch einen sozialpolitischen Auftrag für alle Christen herauslas, wollte sich Brasch nicht kollektiv festlegen lassen: Die Freimaurer seien zwar in sich häufig sozial engagierenden Logen organisiert, das sozialpolitische Engagement sei aber jedes "Maurers" individuelle Motivation – ebenso die Frage, ob er sich politisch betätigen wolle. Hinzu komme, dass – trotz aller Vermutungen, bei den Freimaurern handele es sich um unauflösbare Geheimbünde – jedes Mitglied jede Loge jederzeit verlassen könne, "wir missionieren auch nicht". Freimaurern liege vor allem an der Charakterbildung ihrer Mitglieder.

Der Kirchenmann Ark Nitsche zweifelte, ob Persönlichkeitsbildung ohne einen gemeinsamen Wertekanon funktioniere – ein solcher Wertekanon finde sich zudem nicht nur in den kirchlichen Geboten, sondern auch in fundamentalen gesellschaftlichen Übereinkommen wie dem Grundgesetz.

Für Alexandra Hiersemann auch kein Widerspruch, aber: "Der Auftrag der SPD ist nicht Persönlichkeitsbildung, sondern die Gestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse."

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