Ein kleiner Erlanger Schritt auf einem langen Weg

4.10.2017, 08:00 Uhr
Ein kleiner Erlanger Schritt auf einem langen Weg

© Foto: Günter Distler

Der Rucksack, mit dem die Spieler des TB Erlangen herumliefen, war schwer, sehr schwer. Wie schwer, das wurde am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr deutlich. Lange 200 Minuten war der TB in dieser Saison noch ohne eigenes Tor geblieben, doch dann zielte Tobias Otto nach einer Ecke genau. Der Jubelschrei hallte durch den Buchenbühler Wald und übertönte beinahe das Flugzeug, das am wolkenverhangenen Himmel zum Landeanflug ansetzte.

Das 1:1 war schließlich nicht irgendein Tor, es war der Ausgleich im Derby bei der HG Nürnberg, das erste Saisontor – vor allem aber war es ein Befreiungsschlag. Sie hatten es endlich geschafft, den kiloschweren Rucksack abzustreifen, nach dem ersten Tor kehrte auch die Freude und Leichtigkeit zurück.

Neues Trainer-Duo

Acht bange Minuten später hatten sie dann den erste Punkt dieser Spielzeit geholt, "da ist schon ordentlich Ballast abgefallen", sagt Timo Wank, "vor allem gegen die HGN als Absteiger tut das doppelt gut." Denn der Saisonstart war ja keineswegs berauschend, zumindest von den Ergebnissen her. Am vergangenen Wochenende verlor der TB 0:2 in Darmstadt, tags darauf 0:4 bei Schott Mainz.

"Spielerisch war es wohl gar nicht so schlecht", sagt Eric Langner, der Teammanager der Hockey-Nationalmannschaft, der selbst lange Jahre für den TB gespielt und gemeinsam mit Timo Wank die Betreuung im Derby übernommen hatte. Jochen Heimpel, der die Mannschaft vor einem Jahr übernommen hatte, war allerdings nach dem ernüchternden Auftaktwochenende nicht vor seiner Aufgabe als Trainer geflüchtet, sondern höchstens vor dem kühlen Herbst in Deutschland. "Er ist im wohlverdienten Urlaub", sagt Wank.

Und so wurden der eigentliche Co-Trainer (Wank) und der Hockey-Funktionär und Jugendtrainer (Langner) für ein Spiel zum Trainer-Duo, das sich mit Videosequenzen der ersten Spiele und den Erzählungen Heimpels sowie der Spieler auf das Spiel bei der HG Nürnberg vorbereitete.

Schwierig war das nicht, betonen beide, sie kennen die Spieler seit Jahren, auch Erich Langner hat einige schon in der Jugend trainiert, "es war ein bekanntes Umfeld und auch der Gegner war uns ja nicht unbekannt", sagt Timo Wank. Defensiv stand der TB dann auch sicher, ließ wenig zu, nach 23 Minuten lagen sie trotzdem wieder mit 0:1 hinten.

Dass die Köpfe danach dennoch nicht nach unten gingen, sondern Erlangen weiter mitspielte, wenn auch nach vorne limitiert, imponierte auch dem Trainerduo. "Wir haben nach dem Gegentor gut weitergekämpft", lobt Wank, nach 61 Minuten wurden sie dafür mit dem Ausgleich, belohnt, nach 70 Minuten mit dem ersten Punkt. "Das ist ein guter Erfolg für die Mannschaft", sagt Wank, "so muss es jetzt weitergehen."

Neuer Zusammenhalt

Denn die Ziele sind weitaus größer, der erste Punkt nichts anderes als ein kleiner Schritt auf einem langen Weg, der vor ihnen liegt. "Wir können nicht sagen, dass wir um den Nichtabstieg spielen wollen", sagt Eric Langner. "Sonst ist man automatisch mit den Gedanken unten drin." Stattdessen wollen sie beim TB "im Mittelfeld mit Tendenz nach oben" mitspielen – und sich eine ähnlich nervenaufreibende Saison wie die vergangene ersparen.

Doch auch die hatte einen positiven Nebeneffekt, denn die schwierigen Wochen und der dann geglückte Klassenverbleib haben die Mannschaft zusammengeschweißt, alle Spieler seien topmotiviert, "jeder, der verletzt ist, will so schnell wie möglich wieder ins Team kommen", sagt Langner.

Am Samstag (16 Uhr) kommt nun der HTC Würzburg nach Erlangen, dann soll es klappen mit dem ersten Sieg in dieser Saison. Die Rucksäcke haben sie jedenfalls schon mal in Nürnberg stehen lassen.

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