Ein Masterplan gegen das Chaos

11.3.2013, 00:00 Uhr

Seit im Jahr 1974 auf dem Südgelände der Universität die ersten Gebäude entstanden, ist der Campus ziemlich chaotisch in alle Richtungen gewachsen. Die Folge: Auswärtige verirren sich zwischen den Gebäuden, Studenten parken die anliegenden Straßen zu, es herrscht ein regelrechtes Verkehrschaos.
Vor einem Jahr hatte das staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg deswegen versprochen, einen Masterplan zu entwerfen (die EN berichteten). Damit solle das gesamte Gelände neu geordnet werden, sagte Oberbürgermeister Siegfried Balleis. Gemeinsam mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann präsentierte er den Anwohnern nun einen ersten Entwurf. Rund 80 Bürger folgten der Einladung, mit den Planern über den jetzigen Stand zu diskutieren.

Kern des Entwurfs ist eine durchgehende Verbindung der Naturwissenschaftlichen Fakultät im Norden mit der Technischen Fakultät im Süden des Campus. Auf einer durchgängigen Achse sollen vor allem grüne Aufenthaltsflächen für die Studierenden entstehen. Teil des Konzepts sind auch zentrale Einkaufsmöglichkeiten und ein neues Studentenwohnheim.
Die meisten Menschen, die an diesem Donnerstagabend in den Hörsaal 7 der Technischen Fakultät gekommen sind, sehen so aus, als wäre es schon einige Jahrzehnte her, dass sie selbst die Universität besucht haben. Dementsprechend geht es bei den meisten Nachfragen auch nicht um das Konzept an sich, sondern vor allem um die Verkehrsproblematik.

Dramatische Szenen

Glaubt man den Schilderungen der Anwohner, spielen sich in der an den Campus angrenzenden Siedlung Dramen ab. Busse schaffen es nur mühsam durch die engen Straßen, Autofahrer brettern durch die 30er-Zone, Radfahrer müssen auf den Gehsteig ausweichen, Schulkinder entgehen immer wieder nur knapp Unfällen. Dazu kommen die zahlreichen Studenten, die tagtäglich auf der Suche nach Parkraum durch die Siedlung kurven.
Um diese Probleme zu lösen, sieht der Masterplan eine neue Straße vor, die parallel zur Kurt-Schumacher-Straße verlaufen soll, und zwar von der Staudt- zur Erwin-Rommel-Straße. Diese Trasse soll dann sämtlichen Verkehr von und zur Uni aufnehmen. Mit einem Parkleitsystem würden Studenten und Lehrende direkt in drei große Parkhäuser geleitet. Die Erwin-Rommel-Straße selbst soll zur reinen Anliegerstraße werden.

Konkretes stehen indes noch nicht fest: Erlangens Planungsreferent Josef Weber betont, der Masterplan könne keine Verkehrsplanung ersetzen. Dementsprechend viel Kritik hagelt es von den Anwohnern. Einige Bürger kritisieren ganz generell den Uni-Ausbau. Mit dem Helmholtz-Institut soll demnächst eine weitere hochkarätige Einrichtung auf dem Südgelände angesiedelt werden.
Die Zeit für ein grundsätzliches Konzept drängt: Das Studentenwerk will das neue Wohnheim für 400 Studenten sobald wie möglich bauen – der Architektenwettbewerb wird schon im Juli entschieden. Im Sommer ist der Spatenstich für das neue Max-Planck-Institut geplant. Außerdem ist die Tiefgarage unter dem Roten Platz, dem Mittelpunkt der Technischen Fakultät, marode; sie soll abgerissen werden.

OB Balleis verspricht, alle Anregungen in den Planungsprozess einzubringen. Im November will er erneut den Stand der Dinge präsentieren. Wann das Konzept komplett umgesetzt wird, steht in den Sternen. Von „mittelfristigen Planungen“ ist die Rede – bislang fehlt für die meisten Projekte das Geld.

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