Ein Stück Motown in Erlanger Plattenladen

25.11.2014, 15:00 Uhr
Ein Stück Motown in Erlanger Plattenladen

© Björn Bischoff

Eine der schwierigsten Aufgaben in der Fotografie: Musik in Bildern festhalten. Eine noch schwierigere Aufgabe: Zeitgeist einfangen. Im Plattenladen „Bongartz“ zeugen nun zahlreiche Fotos davon, dass dies gelingen kann. Auf den schwarzweißen Bildern lächeln Stevie Wonder und Marvin Gaye. Mehr als nur ein Stück Musikgeschichte.

Denn es ist die Zeit, in der Motown von Amerika in Europa ankommt. Im November 1964 feiert das Label seine erste Nummer Eins in den britischen Charts: „Baby Love“ von den Supremes. Doch der Erfolg des Soul-Trios ist nur der Anfang.

„Heute gibt es niemanden, der keinen Song von Motown kennt“, sagt Peter Bongartz. Im Rahmen der Plattenladenwoche eröffnete die Ausstellung bei ihm, bis Ende November bleibt sie definitiv dort.

„Motown fanden wir als Thema unglaublich spannend, weil es Musik ist, bei der es wirklich um Musik geht“, so der 47-jährige Erlanger. Doch Motown war noch mehr als nur herausragende Popmusik, sondern gleichzeitig politisches Statement. Erfolgreiche Musik von Afroamerikanern in den USA, in denen die Rassentrennung immer noch Alltag ist – und das mit einfachem Sound, der nur ein paar Takte braucht, um den Hörer einzunehmen.

Unbedarftheit der Künstler

Die Bilder zeigen auch die Unbedarftheit der Künstler zu einer Zeit, als der Musikzirkus noch kein Geschäft mit ausgebauten Marketing-Strategien war. „Sie sind Popkünstler, weil sie wahnsinnig gerne Musik machen“, so Peter Bongartz.

Zuvor hingen die Fotos in einer Ausstellung in London. In Erlangen sind nicht alle Bilder zu sehen – weil es sonst nicht wirken würde. „Doppelungen haben wir vermieden“, sagt Bongartz. Die Bilder hängen in ihrer eigenen Sprache angeordnet im Laden, der Blick wandert automatisch über die Gesichter der Musiker. Es ist ein Blick auf die Künstler und auf die Menschen, auf eine vergangene Zeit, in der alles möglich war. Kein Geschäft, keine Gewinnoptimierungsmodelle. „Wenn man das alles vergisst, wenn man es sich einfach anhört, dann geht Motown direkt ins Herz.“

Dass diese Fotos das einfangen, macht sie zur perfekten Dokumentation – nicht nur im Plattenladen, sondern auch als wichtiger Teil der Musikgeschichte.

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