Eine neue Heimat im kleinen Buckenhof

30.5.2014, 18:32 Uhr

Die Frau am Mikrofon bekommt riesigen Beifall: „Habt den Mut! Wir werden das schaffen!“

Die Frau hat sich im prall gefüllten Hallerhof gemeldet, etwa 250 Bürgern zwängen sich in den Saal, viele lehnen an den Wänden und rahmen die Leute auf den Sitzplätzen. Sie stamme selbst aus Ex-Jugoslawien, erzählt die Frau, sie sei hier gut aufgenommen worden, und für sie stehe außer Frage: Buckenhof soll Flüchtlinge aufnehmen. „Es kommen Menschen, die in Not sind, Menschen, die keine Wahl haben“.

Georg Förster, der Bürgermeister von Buckenhof, hat zu der Veranstaltung eingeladen. Er will seine Bürger informieren, und er will ihre Meinung hören: Was sie von dem Beschluss halten, den der Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit (13:3 Stimmen) gefasst hat. Buckenhof will in einer Wohncontaineranlage auf dem Freizeitplatz beim Kinderhaus 35 Flüchtlinge aufnehmen und ihnen eine Bleibe bieten.

Eigentlich braucht es die aufmunternden Worte der Frau gar nicht mehr. Schon vorher haben sich viele Redner für die Flüchtlinge ausgesprochen. „Ich finde das großartig“, sagt eine junge Frau. Mehr als genug hätten alle, da könne man eine Stückchen abgeben. Und Rainer Klar, ein ehemaliger Gemeinderat, sagt, man solle möglichst bald mit der Gründung einer Initiative beginnen, die die Flüchtlinge unterstützt. Am Ende der Veranstaltung stehen die Namen von 89 Bürgern auf einer Liste, die sich gemeinsam um die Flüchtlinge kümmern wollen.

Natürlich gibt es auch Stimmen, die die Flüchtlinge nicht haben wollen. Einen Drohanruf hat Bürgermeister Georg Förster privat erhalten, und auf der Veranstaltung meldet sich ein Mann zu Wort mit einem latent rassistischen Statement. Der Bürgermeister kenne doch die gestiegenen Sicherheitsbedenken, sagt er, und unterstellt Flüchtlingen eine höhere Delinquenz. Förster antwortet ihm süffisant, er könne potenzielle Täter nicht wegsperren bevor sie überhaupt da sind. Zudem entlarvt Bernd Pakusch, der Leiter der Polizeiinspektion Erlangen-Land, die implizite Unterstellung als Unsinn. An Flüchtlingsstandorten wie etwa in Möhrendorf habe es „kein einziges Problem gegeben“, sagt er. Zur Beruhigung verspricht er noch einen besonderen Ansprechpartner zu installieren, wenn die Flüchtlinge im Herbst ankommen werden. Für die Bürger und für die Flüchtlinge sei der Ansprechpartner dann da, erklärt Pakusch. Daran, dass der Landkreis dringend Flüchtlinge unterbringen muss, hatten zuvor Landrat Alexander Tritthart und seine Mitarbeiterin deutlich gemacht: 270 weitere Flüchtlinge müsse der Landkreis im Jahr 2014 noch aufnehmen. „Wir sind auf Mithilfe dringend angewiesen“, sagen sie und betonen: „Wir hoffen , keine Zwangseinweisung durchführen zu müssen“. Die überwältigende Bereitschaft der Buckenhofer Bürger, den Flüchtlingen helfen zu wollen, rührt Georg Förster. „Ich bin stolz, Buckenhofer Bürgermeister zu sein“, sagt er. Und er bekommt dafür viel Beifall.

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