Eine neue Meistergeige nach großem Vorbild

12.7.2011, 10:24 Uhr
Eine neue Meistergeige nach großem Vorbild

© Heinz Reiß

Der Instrumentenfreund Alexander Lipinski hatte sich seit einem Jahrzehnt mit dem Gedanken getragen, eine Geige zu entwerfen, die einen kräftigeren Ton erzeugen soll und in höheren Lagen leichter zu spielen ist.

Von Beruf Designer, bemühte Lipinski sich über Jahre hinweg, eine für ihn perfekte Geigenform zu finden. Am Ende fand er die Lösung: Er entwarf eine Geige nach dem Vorbild der Geigen aus der Werkstatt des Cremoneser Meisters Antonio Giacomo Stradivari (1644 — 1737), jedoch mit einem abgeänderten Resonanzkörper. Die untere Stradivariform des sogenannten „Korpus“ behielt er bei, nach oben verjüngt sich die Form aber erheblich. Das fehlende Volumen wird durch eine höhere Zargenform ausgeglichen.

Nachdem Lipinski in Zusammenarbeit mit verschiedenen Geigenbaumeisterwerkstätten vergeblich seinen Entwurf zu realisieren versuchte, fand er schließlich mit Geigenbaumeister Walter Mahr den gesuchten Fachmann. Der vereidigte Geigenbausachverständige war begeistert von der Idee. Er verwendete ein besonders reifes, altes Holz und vollzog jeden Arbeitsschritt in reiner Handarbeit, bis das Einzelstück fertiggestellt war.

Nun wollten Entwickler und Meister wissen, wie es um die Klangqualität steht. Sie übergaben das Instrument an Laslo Petendi, ein Mitglied der Bamberger Symphoniker, der es wiederum an ein Qualitätsinstitut in Berlin zur Erstellung einer Klangexpertise schickte. Um die Geige dokumentieren und ansprechen zu können tauften sie sie nach dem zugrunde liegenden Vorbild „Hommage an Stradivari“. Die Berliner Klangspezialisten bescheinigten dem Instrument ein sehr flexibles Klangbild, leichte Ansprache, gute Brillanz und einen kräftigen Ton.

Auf die Frage, ob er häufiger um Spezialanfertigungen gebeten werde, antwortete der Geigenbaumeister, er suche den engen Kontakt zu seiner Kundschaft und freue sich, wenn Berufsmusiker oder private Musikliebhaber mit individuellen Wünschen an ihn heranträten. Dies mache doch den eigentlichen Reiz seines Berufes aus. Die Ergebnisse seien erstaunlich, nicht nur die individuell gewünschten Formen wären oft überaus ansprechend, sondern auch die Klangfülle zum Teil herausragend.

Handwerk mit Tradition

Geigenbaumeister Walter Mahr legte seine Gesellenprüfung als Kammersieger des Jahrgangs 1983 ab und gründete 1990 eine eigene Werkstatt in seinem Heimatort Bubenreuth. Das Geigenbauhandwerk hat in seiner Familie Tradition. In vierter Generation fertigt, taxiert, restauriert und verleiht er Violinen, Violen, Celli und Barockinstrumente. Auf Musikmessen präsentiert er sich mit großem Erfolg und betreibt weltweiten Handel. Seit Januar 2000 ist Walter Mahr von der Handwerkskammer für Mittelfranken öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger im Geigenbauhandwerk.