Eine „Überdosis Rock’n’Roll“

29.7.2014, 18:55 Uhr
Eine „Überdosis Rock’n’Roll“
Eine „Überdosis Rock’n’Roll“

Puh, was für ein Glück! Dräuende Wolkengebilde schoben sich zwar von Osten Richtung Dechsendorf, doch anders als Tags zuvor, als „Jazz am See“ am selben Ort wegen Unwetters mit Starkregen abgesagt worden war (wir berichteten), öffnete der Himmel diesmal nicht brutal seine Schleusen. Es nieselte nur leicht, kein Gewitter krachte los, und also ließ der Veranstalter die Einlasstore kurz vor 20 Uhr öffnen.

Die „Gang“, die dann die schöne Uferbühne betritt, kann durchaus als kleines Phänomen bezeichnet werden: Sieben mehr oder weniger ältere Herren, allesamt prima Musiker, spielen lässig und abgeklärt, aber durchaus mit inwendigem Feuer, die Rock’n’Roll-Hits aus der Urzeit dieses Genres: Elvis Presley ist dabei mit „That’s all right, Mama“, Bill Haley mit „Rock around the clock“ und immer wieder Chuck Berry. Vorbilder, klar, für die eigene Musik-Produktion, die in den 1980er Jahren lief wie am Schnürchen, als man ganz oben stand, mit Hits wie „Skandal im Sperrbezirk“, „Schickeria“, „Mir san a bayrische Band“. Von dieser, „weltberühmt in Bayern“, respektive von der Urbesetzung, blieben nur der Frontmann, Sänger und Bassist Günther Sigl und Gitarrist Barny Murphy übrig, die im Konzert mit lockerer Selbstironie die in die Jahre gekommenen Entertainer geben, miteinander scherzen und sich gegenseitig auf den Arm nehmen. Das wirkt eingespielt und absolut entspannt – beide sind über Sechzig und müssen keine polternde Show mehr abliefern. Wenn sie in die Saiten greifen und von der „Überdosis Rock’n’Roll“ singen, dann klingt das irgendwie einnehmend, echt halt. Wenn das Publikum erst nach mehreren Songs so langsam in Bewegung kommt, dann sagt Günther Sigl augenzwinkernd „Hoppla, das ist Dechsendorfer Ekstase“ dazu. So fein, so genau, so instrumentaltechnisch versiert musizieren die Musiker auf Akkordeon, Mandoline, Piano, Saxofon, Querflöte und Tuba, dass die „Spider“-Hits „Pfüati Gott, Elisabeth“, „Ich schau’ dich an“ und „Sommer in der Stadt“ frisch und sehr unterhaltsam von der Bühne kommen. Dass die Lieder 25 bis 30 Jahre auf dem Buckel haben, ist ihnen in den knackigen Arrangements kaum anzuhören. Wenn Canned Heat’s „Going up the country“ intoniert wird oder gar Rocco Granatas „Marina“ oder Peter Kraus’ „Sugar, Sugar Baby“, dann macht man voll auf Nostalgie in dieser sehr gemütvollen Veranstaltung. Aber auch mit der Nostalgie geht die Spider Murphy Gang offensiv um, erzählt Geschichten von damals und schmunzelt sich eins. Die „Rock’n’Roll Schuah“ will man noch nicht ausziehen.

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