Einschulung 2018: Früher war weniger Gedöns

12.9.2018, 06:00 Uhr
Einschulung 2018: Früher war weniger Gedöns

© Harald Sippel

Bereits zehn Minuten vor Beginn der Einschulungsveranstaltung am Dienstag gab es kaum noch Sitzgelegenheiten für die angereiste Verwandtschaft. Und um fünf vor Neun mussten die Ersten bereits in der Eingangstür stehen, da in der Aula selbst kein Platz mehr war. Auch die Kinder sitzen eng nebeneinander auf zwei Holzbänken, die Schultüten manchmal größer als sie selbst.

Ninjago, eine animierte Serie von Lego, scheint dabei vor allem bei den Jungen ein sehr beliebtes Thema für die Muster der Schultüten zu sein. Aber auch Klassiker wie Pferde und Einhörner sind dabei. Auffällig ist dabei aber, dass viele Tüten personalisiert sind.

Und genauso unterschiedlich, wie die Tüten aussehen, genauso unterschiedlich sind sie auch befüllt.

Als die Klassenlehrerin der 1b, Jasmin Mattheus-Hense, ihre Schüler fragt, ob sie denn schon eine Ahnung hätten, was in ihrer Schultüte sein könnte, kommen prompt die verschiedensten Antworten. "Kekse und Maoam", "Kleidung für Puppen", "Pixi-Bücher", "Gummibärchen".

Wenn man die Eltern der Kinder fragt, klingt das nach eindeutig mehr. Ein Springseil, Süßigkeiten, Haargummis, Seifenblasen, Malbücher und ein Kuscheltier landeten beispielsweise in der Schultüte von Evelyn. Anja Richter hat hingegen eher praktische Dinge wie Stifte oder Radiergummis in die Schultüte ihres Kindes eingepackt. "Praktisches und Schönes", gehört für Angelika Beckmann in die Schultüte ihres Enkelkindes. Bei Melanie Hanitsch kommt auch weniger Süßes in die Tüte, jedoch dafür andere Kleinigkeiten wie Haarspangen oder ein Flummi.

Aufgeregter als die Tochter

"Ich bin aufgeregter als meine Tochter", sagt sie und gibt zu, dass sie die ganze Zeit Angst hat, irgendetwas vergessen zu haben. "Meine Einschulung war nicht so spektakulär", weiß sie zudem und stützt damit die landläufige Meinung, dass sich die Einschulung der Kinder mehr und mehr zu einem Event, wie einem Geburtstag, entwickelt.

Früher sei die Einschulung praktischer gewesen, erinnert sich Anja Richter. "Früher gab es so ein Gedöns nicht" , stimmt ihr Vater zu. Das sieht Thomas Ruppert völlig anders, denn bei ihm in der DDR hätte es eine große Feier für alle Schulen gegeben. "Im Osten gab es eine zentrale Veranstaltung", erzählt er. Swetlana Ruppert ergänzt, dass in ihrer Heimat Weißrussland die Kinder den Lehrern Blumen schenken. Als Dankeschön dafür, dass sie ihnen das Lesen beibringen würden.

Neben der Schultüte scheint sich seit langem eine völlig neue Tradition zu entwickeln. Das Essengehen am Tag der Einschulung, scheint bei vielen genauso wichtig zu sein, wie die Schultüte selbst. "Wir gehen Pizza essen", sagt Matthias Dürr. Auch Swetlana Ruppert wird mit ihrer Familie nach dem Gottesdienst eine Gaststätte ansteuern, ebenso wie Anja Richter und ihre Familie. Bei Richters geht man danach und auf Wunsch des Schulkinds zum Bowling. Anders handhabt das Melanie Hanitsch. Sie habe den Tag nicht mit anderen Dingen, wie zum Beispiel einer Familienfeier, vollgepackt. "Mir ist wichtig, dass sie entspannt rein geht." Schließlich müsse sie morgen auch wieder in die Schule, sagt Hanitsch.

Und worauf freuen sich die frisch gebackenen Schüler am meisten? "Ich will Buchstaben lernen", sagt Evelyn. Und Raina ergänzt: "Lesen lernen, das macht am meisten Spaß." Franka sagt, dass sie sich sehr auf die Schule freue, weil sie so neugierig ist.

Azra-Nas freut sich besonders auf die Schule, weil "der Kindergarten langweilig ist und weil da mehr Regeln sind". Ob sie sich da mal nicht täuscht? "Ich freue mich, weil ich in der Schule bin", sagt Azra-Nas strahlend.

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