Eklat beim FSV Bruck: Präsident wirft Amt hin

21.4.2012, 12:00 Uhr
Eklat beim FSV Bruck: Präsident wirft Amt hin

© Klaus Dieter Schreiter

Weil man befürchtet habe, dass es persönliche Angriffe gegen einzelne Personen geben würde, habe man Vertreter der Öffentlichkeit bei der außerordentlichen Jahreshauptversammlung des FSV vorgestern Abend nicht dabei haben wollen, begründete Vizepräsident Klaus Six den Ausschluss der Erlanger Nachrichten.

Die Mitgliederversammlung war eigentlich eine Fortsetzung der Ende März wegen der nicht erteilten Entlastung des Vorstands abgebrochenen Jahreshauptversammlung — entsprechend standen auch brisante Themen an: Unter anderem sollte der Vorstand nun doch entlastet werden, was aber nur teilweise gelang.

Unklare Rechnungen

Wie Klaus Six in einer gestern einberufenen Pressekonferenz mitteilte, hätten die Mitglieder den Schatzmeister Norbert Hayd und die bereits zurückgetretene dritte Vorsitzende Hiltrud Schneider komplett entlastet.

Eklat beim FSV Bruck: Präsident wirft Amt hin

© Klaus-Dieter Schreiter

Dem Gesamtvorstand wurde nur mit der Auflage Entlastung erteilt, dass er zu noch offenen Finanzfragen bis zur nächsten außerordentlichen Sitzung Antworten findet: Unklar seien offene Rechnungen, die Höhe der ausstehenden Spielergehälter (die Revisoren hatten von 40000 Euro gesprochen, während Präsident Manfred Hopfengärtner die Zahl 20000 genannt hatte) und fehlende Belege für Buchungen zwischen verschiedenen Konten.

Das hatte Revisor Werner Zuber bereits in der Märzsitzung moniert. Diese Kritik betrifft im Wesentlichen das Fußballkonto, für das Präsident Manfred Hopfengärtner zuständig ist.

Mit 95-prozentiger Mehrheit seien die Entlastungen von den 152 anwesenden Mitgliedern erteilt worden, sagt Six. Manfred Hopfengärtner habe die Entlastung zweiter Klasse für den Gesamtvorstand aber nicht akzeptieren wollen und sei zurückgetreten.

„Er hat das sehr persönlich genommen und den Saal verlassen“, sagt Six. Hopfengärtner, der seit 37 Jahren dem FSV angehört, meinte gestern gegenüber den EN, er habe dieses Misstrauen und diese Missgunst nicht mehr akzeptieren wollen.

Bei nur sechs Enthaltungen hat dann die Versammlung den Ehrenpräsidenten Joachim Wolter zum neuen Präsidenten gewählt. Wolter meinte, er wolle durch seinen Bekanntheitsgrad dazu beitragen, die dringendsten Probleme zu lösen. Das sind vor allem die Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen in Höhe von rund 200000 Euro, die aufgrund einer Prüfung durch die Deutsche Rentenversicherung für den Zeitraum von 2005 bis 2010 fällig geworden sind.

Zustande gekommen sei die Forderung, weil die Prüfer die Zahlungen an Spieler und Trainer für die beiden Teams als Netto-Beträge sehen würden, der Verein habe sie aber als Brutto-Beträge eingeordnet und entsprechend zu wenig Beiträge gezahlt, so Six: All die Jahre zuvor sei das akzeptiert worden.

Nun werde man einen Vorschlag von Oberbürgermeister Siegfried Balleis aufgreifen und den B-Platz an die Stadt mit Rückkaufsrecht verkaufen. 200000 Euro, also genau die Summe, auf die sich die Nachzahlungen für die Rentenversicherung belaufen, wolle die Kommune dafür locker machen.

Der Rückkauf solle nach etwa 15 Jahren erfolgen, und zwar zum selben Preis, sagt Six. Den Betrag dafür will der FSV durch regelmäßige Einzahlungen auf ein Sperrkonto aufbringen. Etliche Mitglieder hätten dafür sogar hohe Spenden zugesichert, so Wolter.

Die Fraktionen im Stadtrat hätten diesem Handel, der für die Stadt bei einem angenommenen Zinssatz von etwa fünf Prozent immerhin rund 150000 Euro an Zinsverlust bedeutet, auch schon Zustimmung bedeutet.

Da der Stadtrat für einen entsprechenden Beschluss aber Zeit benötige, müsse man die 200000 Euro zwischenfinanzieren. Sparkassen-Vorstand Peter Buchmann habe signalisiert, dass sein Geldinstitut diesen Deal mitmachen werde, sagt Klaus Six.

Immerhin sei für die Sparkasse auf die Immobilien des Vereins eine Grundschuld in Höhe von 485000 Euro eingetragen, doch die Schulden würden nur noch 418000 Euro betragen. Es sei also auch eine gewisse Sicherheit vorhanden.

Sportbürgermeisterin Birgitt Aßmus meinte gestern dazu allerdings gegenüber den EN, das Thema sei noch nicht offiziell besprochen worden, es gebe noch nicht einmal eine Vorlage.

Weiterhin unklar ist die Rolle des im letzten Jahr von Manfred Hopfengärtner aus dem Hut gezauberten Großsponsors. Der leugne, so Six, jemals Geld versprochen zu haben. Auch die Unterschriften auf den Verträgen zwischen dem Verein und dem Sponsor sollen laut Six offenbar gefälscht sein.

Wie es sportlich weitergehe, sei noch nicht entschieden. Jedoch habe sich die Versammlung dafür ausgesprochen, dass der FSV zukünftig in der Bayernliga Nord kickt. Die Zweite Mannschaft solle eventuell in die neue Landesliga kommen. Die Entscheidung darüber werde der Vorstand noch treffen, sagt Joachim Wolter.

Im Juli wird nun eine weitere außerordentliche Mitgliederversammlung stattfinden.

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