Elke Heidenreich las in Erlangen

28.10.2016, 16:00 Uhr
Elke Heidenreich las in Erlangen

© Eva Kettler

Zufälle? Gibt’s die? Elke Heidenreich glaubt nicht daran. Das bekennt sie in der vorletzten Geschichte ihres neuen Buches, mit dem sie jetzt in Erlangen Station machte. „Zufall“ ist die Geschichte betitelt.

„Alles kein Zufall“ heißt dagegen die letzte Geschichte und mit ihr auch das ganze Buch, in dem die Autorin und Literaturkritikerin kurze und allerkürzeste Geschichten, Episoden, Beobachtungen, Gedanken, Anekdoten veröffentlicht hat. Allesamt sind sie mit nur einem Wort, einer Art Arbeitstitel überschrieben — und alphabetisch geordnet. Ihr Leben lang habe sie ihre Notizen gesammelt, sagt sie im bis zum letzten Platz besetzten Raum der Buchhandlung, nun sei das Buch ein Bestseller geworden. „Ich dachte nie, dass es so erfolgreich ist“, erklärt sie. Und sagt auch, dass sie sich Geschichten von einem anderen Leben ausgedacht habe.

Dass in den Geschichten nun aber doch auch Facetten ihres eigenen Lebens enthalten sind — „wie biografisch es ist, habe ich erst am Ende gemerkt“, erklärte sie kürzlich in einem Interview — , macht den besonderen Reiz aus. Ihre Leser oder eben jetzt ihre Zuhörer freuen sich daran, ihr auf der Spur zu sein, sie besser kennen zu lernen, die wenigen persönlichen Bemerkungen, die sie zwischen die Geschichten einstreut, werden dankbar aufgenommen, und das Publikum geht auch mit und singt mit ihr das Lied „Hänsel und Gretel verirrten sich im Wald“, das in der Episode „Kindergarten“ vorkommt.

Weil in diesen „Schnipseln“ — die in einigen Feuilletons auch harsch zerrissen wurden — nicht nur die Autorin erkennbar ist, sondern eben auch so Einiges, was andere ähnlich erlebt haben, fällt es dem Publikum leicht, emotional mitzugehen, immer wieder herzlich zu lachen. Ihre rührenden Rosen-Geschichten lassen keinen kalt, und dass die Telefonnummer ihrer vor 20 Jahren verstorbenen Mutter nicht ungültig ist, wie eine Automatenstimme sie glauben lassen will, vollziehen alle nach.

Überhaupt macht es Elke Heidenreich sympathisch, dass sie quasi nebenbei diese Blicke in ihr Leben zulässt. Mit ihrer energischen, zugleich unaufgeregten und unprätentiösen Art erstickt sie jegliche Versuche — auch der Boulevardpresse — daraus Kapital zu schlagen. Über ihr Leben, ihre Liebesbeziehungen mögen vielleicht auch andere schreiben, sie selbst aber kann dies am kompetentesten und neigt dabei nicht dazu, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Auch nicht, wenn es um ihre Familie, ihre Herkunft geht. „Alles kein Zufall“, diese letzte Geschichte im Buch, schlägt im Titel den Bogen von A bis Z und erzählt von Elke Heidenreichs Vater und Mutter. Ihre Großmutter, so erfährt man, habe gesagt: „Die Kinder von Karl und Paula, die werden es nicht leicht haben.“

Nur ein einziges Kind war es dann, namens Elke. Mit ihren Geschichten, die durchaus eine Leichtigkeit haben, schlägt sie dieser Prophezeiung ein Schnippchen. Alles kein Zufall, oder?

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