Energiewende: Uni hat die wissenschaftliche Kompetenz

30.4.2013, 00:00 Uhr
Energiewende: Uni hat die wissenschaftliche Kompetenz

© Maja Hitij/dapd

„Wir forschen an einem Konzept für die Energiewende, und wir haben die nötige wissenschaftliche Kompetenz“, sagte Grüske. Nicht nur das: Einbezogen würden ebenfalls die ethischen und ökonomischen Aspekte — was sich auch daran zeigte, dass Prof. Peter Dabrock, Inhaber des Lehrstuhls für systematische Theologie (Ethik) sich in seinem Festvortrag mit dieser „Mammutaufgabe“ auseinandersetzte. Er stellte die Frage: „Haben wir uns verhoben?“ Das sei zu befürchten.

Für Dabrock, den Vize-Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats, ist die Energiewende unter anderem eine Frage des Spannungsfelds zwischen Fortschritt und Vorsicht (also einer Art Bedenkenträgertum), und der Transparenz der Entscheidungen (wobei auch er auf das abschreckende Beispiel Stuttgart 21 hinwies). Zu berücksichtigen seien auch Probleme des Gemeinwohls, der Solidarität, des Wettbewerbs, der Sicherheit und des „Vertrauens in die Expertenkultur“. Darüber müsse diskutiert und auch gestritten werden, sagte Dabrock. Das sei nicht geschehen. Deshalb wurde aus seiner Sicht „die Energiewende zu schnell angegangen“.

Wissenschaftliche Grundlagen für Debatte und Entscheidungsfindung will die Friedrich-Alexander-Universität liefern. Präsident Grüske, der auch Vize-Vorsitzender des Universitätsbundes ist, wies auf die vielen ineinander verzahnten technologischen und naturwissenschaftlichen Forschungsbereiche hin. Zum Beispiel den vom Freistaat geförderten Energiecampus Nürnberg (EnCN), der eng mit der Industrie zusammenarbeitet, den Nürnberg Campus of Technology (NCT), dessen Kooperationspartner die Technische Hochschule Nürnberg (früher Ohm-Hochschule) ist. Dann das Bavarian Hightech-Center für Wasserstoff-Technologie (BHC), an dem auch neue Möglichkeiten der Energiespeicherung entwickelt werden und, ganz neu, die „Green Factory“ („Grüne Fabrik“) für mehr Energie-Effizienz, bei der die FAU mit sieben anderen Hochschulen zusammenarbeitet und wofür sie 90 Millionen Euro Förderung zugesagt bekam. Schließlich das Exzellenz-Zentrum für Materialforschung (Engeneering of Advanced Materials) mit 80 Millionen Euro Fördergeldern und das geplante Helmholtz-Institut, mit dem eine weitere namhafte Forschungseinrichtung nach Erlangen käme.

Bei den genannten Summen kann der Universitätsbund nicht mithalten. Aber beim Engagement, die Forschung an der FAU — auch die geisteswissenschaftliche und medizinische — zu fördern. Der seit fast 100 Jahren bestehende Verein versteht sich als „Klammer zwischen Uni und Zivilgesellschaft“, wie es der für weitere fünf Jahre im Amt bestätigte Vorsitzende, Erlangens OB Siegfried Balleis, auf der Mitgliederversammlung ausdrückte. Er hat knapp 2000 Mitglieder und konnte dank der Beiträge, der Einnahmen aus dem vom Verein veranstalteten Schlossgartenfest und der Spenden aus der Wirtschaft (an der Spitze, wie sollte es anders sein, steht da Siemens) im Jahr 2012 immerhin 435000 Euro an Fördermitteln verteilen, wovon 127 000 Euro zweckgebunden waren. Gut ein Viertel (27 Prozent) ging an die philosophische Fakultät und den Fachbereich Theologie, fast ebenso viel bekam die naturwissenschaftliche Fakultät, 15 Prozent flossen in die medizinische Fakultät.

So wurden beispielsweise 13000 Euro für die Bearbeitung von Altmeisterzeichnungen der Graphischen Sammlung bewilligt, 12000 Euro für Ausstellungsvitrinen der Uni-Bibliothek, 10000 Euro für die Datenbank Oberfränkisches Wörterbuch und 7500 Euro für Promotionspreise. Über das Geld des Vereins wacht nun als neuer Schatzmeister Ralf Thomas, ein ausgewiesener Finanzexperte aus dem Haus Siemens.

Besondere Sparte

Eine besondere Sparte im Universitätsbund ist der Anfang der 1920er Jahre gegründete und mit einem Vermögen von 1,15 Millionen ausgestattete Sonderfonds Nürnberg. Er will die Wirtschaft näher an die Forschung heranführen und kann dabei auf rund 20000 Spender zurückgreifen, darunter auch der Verleger dieser Zeitung, Bruno Schnell. „Wir fördern Arbeiten, für die es sonst kein Geld gäbe“, sagte der Fonds-Vorsitzende Burkhard Stüben. Beispielsweise für Forschungsarbeiten rund um den maroden Dechsendorfer Weiher.

Bei allem berechtigten Stolz auf die Leistungen sind die Vereins-Oberen nicht ganz zufrieden: Es müsste mehr Mitglieder und Spender geben, um noch effektiver arbeiten zu können. „Viele in der Region profitieren von der FAU“, beklagte Geschäftsführer Alfred Bomhard, „aber nur wenige geben etwas zurück“. Nur ein schwacher Trost ist da, dass, wie Vorsitzender Balleis sagte, „die Zahl der Aufnahmeanträge immer steigt, je näher das Schlossgartenfest rückt“. Die Karten sind eben begehrt.

Keine Kommentare