Epilation der sozialen Verhältnisse in Erlangen

20.2.2017, 18:00 Uhr
Epilation der sozialen Verhältnisse in Erlangen

© Foto: Ornella Cacace

Der Name Hazel Brugger mag für den ein oder anderen noch unbekannt sein, doch die ausverkaufte Veranstaltung im "fifty fifty" zeigt ein ganz anderes Bild: Gäste werden gebeten auf ihren Sitzbänken zusammenzurücken, hier und da müssen noch Stühle organisiert werden, damit die vielen, vielen Zuschauer an diesem Abend untergebracht werden können. Klar, Hazel Brugger kennt man auch aus der ZDF-TV-Satire-Sendung "Heute Show".

Ihre erfolgreiche Karriere begann auf kleinen Poetry-Slam-Bühnen in der Schweiz und innerhalb weniger Jahre hat Hazel Brugger es auf deutsche Kleinkunstbühnen geschafft, mit ihm Gepäck ihr erstes abendfüllendes Soloprogramm: "Hazel Brugger passiert." Dieser Titel ist konsequent gewählt, denn so eben wie sie die Bühne betrat, sorgt sie bereits mit ihrem Antrittsmonolog für breites Gelächter. "Ich hoffe, Sie sind nicht allzu nervös. Sie müssen sich auch nicht angesprochen fühlen, ich sieze mich oft laut in Stresssituationen."

Das Programm folgt keinem festgelegten roten Faden, Hazel redet über alles und jeden und schafft dabei, zwischen den einzelnen Anekdoten weite Bögen zu spannen, unter denen sich ihr herrlich spitzzüngiger Humor durch ihr Hazel-Weltbild schlängelt.

Sie nimmt dabei nicht nur die Hürden des Alltagslebens aufs Korn — zuweilen auch Erlangen und Fürth —, sondern spricht auch aktuelle Themen an, wie etwa die vielfach diskutierte, ausufernde "Meinungsdiktatur" in Internet-Kommentarspalten: Jeder hat zu allem eine Meinung und muss sie unbedingt äußern. "Ich habe privat ungefähr drei Meinungen", gibt Brugger zu, aber mit so viel Bescheidenheit kann man ein Publikum nicht neunzig Minuten lang unterhalten.

Da spricht für Hazel auch nichts dagegen, mal eben ihre eigens verfasste Feuilleton-Kritik hervorzuholen und dem Publikum bei der differenzierten Meinungsbildung Starthilfe zu geben: "Mit einem Augenzwinkern massiert Hazel Brugger in ihrem ersten Soloprogramm das Publikum mit ihrem Knowledge und epiliert die sozialen Verhältnisse östlich und westlich des mittleren Schwarzwaldes."

Hört man ihr zu, ist das ein wenig so, als würde man im Freundeskreis über die belanglosesten Dinge herziehen, ohne sich für seine "Luxusprobleme" schämen zu müssen. Ein wenig befreiend, wie eine Umarmung, ein "Danke, dass du das mal aussprichst!"-Moment.

Bruggers Humor ist frech, manchmal etwas derb, aber trotzdem ehrlich.

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