Erlangen: 39 Bäume fallen

13.2.2017, 06:00 Uhr
Erlangen: 39 Bäume fallen

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Noch in der vergangenen Stadtratssitzung hoffte das Ehepaar Mäder auf die Kraft von rund 800 Unterschriften. Vor gut einem Monat hatten die Gegner der vorgesehenen Nachverdichtung in der Rathenau im Ratsaal ihre Listen an Oberbürgermeister Florian Janik übergeben. Genutzt, meint Henning Mäder, habe das nichts. Nun will das Ehepaar womöglich mit einer einstweiligen Verfügung beim Bayerischen Verwaltungsgericht in Ansbach einen sofortigen Stopp der heute beginnenden Fällungen rund um die Erlanger Hans-Geiger-Straße erreichen.

Mit einer Handvoll Mitstreiter kämpfen die Mäders seit einigen Monaten gegen die geplante Nachverdichtung rund um die Hans-Geiger-Straße im Erlanger Süden.

Gegen die bislang vorliegenden Entwürfe des Bauträgers GBW haben die Mäders Unterschriften gesammelt und eine Online-Petition gestartet: zur Erhaltung von Flora und Fauna in der Rathenau. Die Kritiker weisen insbesondere auf die beabsichtigte Rodung von hunderten Bäumen hin und dem befürchteten Verlust der parkähnlichen Anlage in dem Gebiet. „Generell“, sagt Mäder, „haben wir nichts gegen die Nachverdichtung, nur eben nicht in dieser Dimension“.

Die Ausmaße des Vorhabens sind tatsächlich enorm: Bei dem Bauprojekt sollen voraussichtlich bis zu 950 Wohnungen (inklusive Ersatzbau) entstehen. Geplant sind dabei unter anderem auch zusätzliche Parkhäuser. Eines davon soll in der Aufseßstraße entstehen, nicht weit entfernt vom Eigenheim der Mäders (sie sind keine GBW-Mieter). „Direkt hinter unserem Grundstück kommt ein vierstöckiges Gebäude hin“, empört sich Ingrid Mäder, „wir sind im zweiten Bauabschnitt von den Maßnahmen betroffen“.

Die Resonanz auf die Initiative bleibt bislang vor allem bei den GBW-Mietern indes eher gering. Die Mäders führen das auf die „überwiegend älteren Bewohner zurück, die keinen Ärger mit ihrem Vermieter möchten“.

Über diese Begründung kann der Vorsitzende der Mietergemeinschaft, Michael Worm, nur den Kopf schütteln. „Die meisten Mieter stehen voll hinter den Maßnahmen“, erzählt der ehemalige Siemens-Mitarbeiter, der seit mehr als 15 Jahren in einer GBW-Wohnung (zuvor Siemens-Wohnung) lebt.

Mit den jetzigen Entwürfen sei die GBW den Bedürfnissen der Mieter entgegengekommen. „Weder werden Gebäude aufgestockt noch Dächer ausgebaut; auch die Mieten werden kaum erhöht.“ Die Baumfällungen seien zwar „im ersten Moment erschreckend“. Doch irgendwo müsse ein Schnitt gemacht werden, zudem werde in dem Gebiet die gleiche Zahl an Bäumen neu angepflanzt.

Dieser Aspekt ist für Umweltbürgermeisterin Susanne Lender-Cassens ganz entscheidend — vor allem mit Blick auf die am heutigen Montag beginnende Rodung. 

Denn Anfang dieses Monats hatte die Stadt Erlangen die vorgezogenen Baumfällantrag der GBW für 39 Bäume im Quartier genehmigt — noch bevor der endgültige Plan vorliegt und der Stadtrat Grünes Licht gegeben hat.

Lender-Cassens Liste verweist auf die im März beginnende Brutzeit. Bis Oktober dürfen keine Baumfällungen stattfinden. Außerdem, sagt sie, gehe sie davon aus, dass der Stadtrat im März die Erlaubnis für einen dann vorliegenden gültigen Bauplan erteilt.

Gerade als Politikerin der Grünen Liste müsse sie ganz genau abwägen zwischen der Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen und dem Umweltschutzgedanken. Im Fall der Rathenau-Umstrukturierung würde die GBW aber vorbildlich alle Auflagen berücksichtigen und sogar noch darüber hinausgehen: „Die Entscheidung habe ich mir nicht leicht gemacht“, sagt sie.

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