Erlangen: Alles unter einem Dach im neuen Amtsgebäude

19.10.2017, 15:00 Uhr
Erlangen: Alles unter einem Dach im neuen Amtsgebäude

© Harald Sippel

Die Situation ist unbefriedigend. Jedenfalls aus Sicht der Stadtoberen: Derzeit finden sich etliche Ämter der Stadt- und Bauverwaltung übers Stadtgebiet verteilt. Die meist angemieteten Flächen gehen ins Geld und sind "nicht gerade billig", wie Baureferent Josef Weber moniert. Außerdem herrscht dort in einigen Amtsstuben eine gewisse Raumnot.

Mit dem Vorhaben sollen nun gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Das sanierte Gebäude und der anvisierte Neubau sollen miteinander verbunden werden, etwa 5000 Quadratmeter umfassen und künftig rund 300 Arbeitsplätze für Verwaltungsmitarbeiter bieten.

Alle bisher versprengten Standorte zu vereinen, ist aber nicht der alleinige Grund. Das Ganze möchte mehr sein. Die Vorstellungen richten sich auf ein gleichsam ganzheitliches Dienstleistungszentrum mit Beratungen, Bürgerbeteiligungen, Ausstellungen und nicht zuletzt auf die Schaffung eines "ansprechenden Foyers" für Veranstaltungen. Dadurch werden "Transparenz und Bürgerfreundlichkeit erhöht", wie es in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses hieß.

Das Projekt ist nicht als "reiner Selbstzweck" zu sehen, so Baureferent Weber. Vielmehr weist er auf handfeste pekuniäre Gründe hin, die dafür sprechen. Da wären beispielsweise die seit Jahren leer stehenden Räume in der Gebbertstraße 1. Durch eine angemessene Sanierung der denkmalgeschützten Mauern und spätere Nutzung würden die Kosten für diese Leerstände wegfallen, gleichzeitig würde das Ganze eine deutliche Wertsteigerung erfahren.

Drei Finanzierungsmodelle

Eigentum schaffen statt Miete zahlen, ist die Devise. Rund 600 000 Euro zahlt die Stadt jährlich für die angemieteten Räumlichkeiten – ein "Abfluss von Mitteln", den Weber nicht gerne sieht. Und das momentan noch immer niedrige Zinsniveau wird zudem als "günstige Gelegenheit" gesehen, Sanierung und Neubau anzugehen. Nach einer noch eher groben Hochrechnung wird das Vorhaben mit 20 bis 26 Millionen Euro zu Buche schlagen – für die Sanierung des alten Gebäudes und die Errichtung eines viergeschossigen Neubaus samt Tiefgarage.

Die Finanzierung wird über den Entwässerungsbetrieb der Stadt Erlangen abgewickelt. Diese Behörde würde dann ihre angemieteten Flächen aufgeben und künftig die eigenen Räume nutzen. Dass mit dieser etwas anderen Art der Finanzierung letztlich alles seine Richtigkeit hat und man beileibe nicht von "Taschenspielertricks" reden könne, machte Josef Weber deutlich. Auch die Regierung von Mittelfranken sehe darin keinerlei Verstoß.

Drei Finanzierungmodelle lagen auf dem Tisch. SPD-Sprecher Robert Thaler sprach sich grundsätzlich für das Vorhaben aus und plädierte für die zweite Finanzierungs-Variante. Demnach läge die jährliche "Ratenzahlung" für die eigene Immobilie bei rund 1,125 Millionen Euro für die nächsten drei Jahrzehnte.

Die CSU will da nicht mitmachen. Sie stimmte gegen die Pläne. Jörg Volleth meinte, es sei besser abzuwarten, nichts zu unternehmen und weiterhin die 600 000 Euro Miete zu berappen.

Er spekuliert eher darauf, dass durch die laufende Bautätigkeit der Siemens AG in etwa drei bis vier Jahren Gebäude frei werden, die man dann nutzen könnte. "Wir würden uns finanziell jetzt nichts kaputt machen". Auch die Art der Finanzierung behagte dem CSU-Stadtrat — trotz Webers Worten — so gar nicht: "Das ist kein Zeichen einer klaren Haushaltsführung".

Kritik kam auch von ÖDP-Rätin Barbara Grille. Zwar sehe sie auch die Vorteile des Eigentums. Dennoch befürwortete sie ebenfalls die dritte Variante, also das Weiterzahlen der 600 000 Euro an Jahresmiete. Überhaupt sieht sie andere Projekte als wichtiger an als ein neues Verwaltungsgebäude. Dabei wies sie unter anderem auf eine lange Liste von städtischen Projekten hin, die längst noch nicht durchfinanziert seien.

Mit der CSU-Haltung des "Abwartens" hatte Lars Kittel so seine Probleme. Der FDP-Rat sah das als "problematischen Ansatz". Denn viele dieser freiwerdenden Gebäude "haben schon eine gewisse Laufzeit" und seien einst für einen ganz anderen Zweck gebaut worden. "Und wir sollen dann da reingehen und das alles aufwendig sanieren...?" Für Kittel macht das keinen Sinn. Er sprach sich schließlich klar für die Investition in die eigene Immobilie aus.

Am Ende spiegelten sich die Meinungsfronten im Votum wider. Demnach wurde bei fünf Gegenstimmen dem "Bedarfsnachweis" für die Sanierung der Flächen und dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes mehrheitlich zugestimmt.

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