Erlangen: Areva will Betriebskinderkrippe schließen

4.3.2015, 14:00 Uhr
Erlangen: Areva will Betriebskinderkrippe schließen

© Edgar Pfrogner

Zwischen nüchternen Firmengebäuden, etwas verborgen am Rand der Günther-Scharowsky-Straße, tummeln sich derzeit noch die „Kleinen Strolche“. Die Areva-Betriebskinderkrippe mit ihren 40 Plätzen für Kinder im Alter von einem halben bis zu drei Jahren ist in einem freundlichen, lichtdurchfluteten Gebäude untergebracht, das Siemens gehört. Erst im Jahr 2006 ließ der Konzern das Haus errichten. Im Zuge des Baus des Siemens-Campus soll es abgerissen werden. Dies habe der Geschäftsführer von Siemens Real Estate Zsolt Sluitner am Rand der jüngsten Stadtratssitzung bestätigt, sagt die stellvertretende Leiterin der Kinderkrippe, Angela Hödl.

Im September 2016 ist Schluss

In Alarmstimmung wurden die Mitarbeiter der Krippe bereits vorher versetzt. Anfang Februar erfuhren sie von der Personalleitung von Areva, dass die Firma den Betriebsnutzungsvertrag mit ihrem Träger, der Paritätische Kindertagesbetreuung Nordbayern, zum September 2016 kündigen will. Nachdem ihnen bei früheren Nachfragen immer bescheinigt worden sei, dass der Bau des Siemens-Campus die Krippe nicht betreffe, sei der Schock erst recht groß gewesen, sagt Hödl.

Entsetzt hätten auch einige Eltern reagiert. Eher durch Zufall hatte sich bei manchen von ihnen herumgesprochen, dass die Krippe geschlossen werden soll. Zwar nimmt die Kita derzeit noch Neuanmeldungen entgegen. Doch nicht jeder möchte sein Kind zum Eingewöhnen in die Einrichtung bringen, wenn jetzt schon klar ist, dass er sich in eineinhalb Jahren nach etwas anderem umschauen muss.

So wie die Elternbeiratsvorsitzende Christine Krieger. In einem halben Jahr wechselt ihr jetzt zweieinhalbjähriger Sohn in den Kindergarten. Zwei Jahre in der Krippe hat er dann hinter sich. „Weil ich die Krippe so großartig finde und das Team dort eine so tolle Arbeit macht, hätte ich gern auch unsere Tochter dort hingebracht“, sagt sie. „Aber für ein Jahr mache ich das nicht.“ Deshalb müsse sie sich wohl oder übel nach etwas anderem umschauen. Das bedauert sie umso mehr, weil die „Kleinen Strolche“ eine der wenigen Krippen sei, die bis 18 Uhr offen hat. Und die Nähe zur Arbeitsstelle habe sich ebenfalls als ausgesprochen vorteilhaft erwiesen.

Außerdem, fügt sie hinzu, „finde ich es sehr traurig, dass der Siemens-Campus zwar angeblich Leben und Arbeit vereinen will, doch das Erste, was sie tun, ist, eine wunderschöne Kinderkrippe mit einem tollen Garten abzureißen.“

Erlangen: Areva will Betriebskinderkrippe schließen

„Das Haus wurde extra für uns gebaut“, sagt Angela Hödl. Sie mag sich gar nicht vorstellen, dass das Gebäude samt seinem idyllischen Garten mit den Obstbäumen dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Und natürlich machen sich die Mitarbeiter – zehn Kinderpfleger und Erzieher sowie zwei Küchenkräfte — auch Gedanken über ihre eigene Zukunft. Die geringste Sorge sei, dass sie im kommenden Jahr arbeitslos auf der Straße stehen, bekräftigt Hödl. „Aber wir sind so ein gutes Team und würden natürlich gern zusammenbleiben.“ Von Seiten der Stadt sei allerdings bereits signalisiert worden, dass die Einrichtung nicht übernommen werden könne, da der Krippenausbau in den letzten Jahren bereits sehr offensiv vorangetrieben worden sei.

Man hoffe darauf, dass Siemens die Krippe übernehme. „Vielleicht überlegt man sich bei Siemens, ob man die Krippe nicht doch in den Campus integrieren und vielleicht dann auch für andere Eltern öffnen kann.“ Rückendeckung hierzu gibt es jedenfalls von der Siemens-Betriebsratsvorsitzenden Sigrid Heitkamp: „Ich würde es begrüßen, wenn die Krippe erhalten bleibt und dann auch für Siemens-Kinder geöffnet wird. Denn unsere Beschäftigten schätzen eine arbeitsplatznahe und qualifizierte Kinderbetreuung sehr.“ Der Konzern unterhält in Erlangen mittlerweile fünf Kitas, die letzte ging soeben in der Komotauer Straße in Betrieb.

Bei Areva wiederum wollte man sich gestern zu Details bezüglich der Krippenschließung nicht äußern. Ein Pressesprecher sagte, dass das Unternehmen momentan gemeinsam mit dem Betriebsrat an einem alternativen Konzept arbeite und in diesen Tagen die Mitarbeiter darüber informieren werde.

Im Eingangsbereich der Krippe „Kleine Strolche“ hängt unterdessen neben dem Elternbriefkasten immer noch eine Urkunde, die dem „Erlanger Trendunternehmen 2006“ verliehen wurde: „Das Erlanger Bündnis für Familien prämiert die Areva NP GmbH und dankt für die vorbildliche familienfreundliche Personalpolitik“, heißt es da.

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